Essen. . Eine neue Statistik belegt: Flüchtlinge an Essener Schulen sind mehrheitlich im Norden untergebracht. Änderung der Verhältnisse nicht in Sicht.

  • Manche Schulen im Essener Norden und anderen Bezirken haben 20 Prozent Flüchtlinge
  • Südliche Bezirke kommen dabei höchstens auf einstellige Werte, was die Flüchtlingsquote betrifft
  • Stadt verfährt nach dem Prinzip „wohnortnahe Beschulung“ und will daran auch nichts ändern

Die aktuellen Flüchtlings-Quoten an den Essener Schulen belegen, was vor allem Pädagogen in den nördlichen Stadtteilen mittlerweile offen bemängeln: Die rund 4300 Kinder und Jugendlichen ohne Deutschkenntnisse sind ausgesprochen ungleich im Stadtgebiet verteilt. Eine Änderung der Verhältnisse ist derzeit nicht in Sicht.

Während im südlichen Bezirk VIII (Heisingen, Burgaltendorf, Überruhr, Kupferdreh, Byfang) die Flüchtlings-Quoten sämtlicher Schulen deutlich im einstelligen Bereich bleiben, liegen die Werte im äußersten Norden deutlich höher: Im Bezirk V (Karnap, Vogelheim, Altenessen) verzeichnet die Maria-Kunigunda-Grundschule (Karnap) mehr als 20 Prozent so genannter „Seiteneinsteiger“.

Flüchtlingskinder sind an einzelnen Schulen nicht die Minderheit

Auch im Osten der Stadt (Joachimschule, Kray: 24,9 Prozent) oder im Westen (Berliner Schule, Frohnhausen: 33 Prozent) sind Flüchtlingskinder an einzelnen Standorten kaum noch als Minderheit zu bezeichnen – mit allen Problemen, die das im Gefolge hat.

Erst Mitte Oktober hatten sämtliche Leiter der Schulen im Bezirk V einen dramatischen Appell an die Politik verfasst. Weil die Lasten so ungleich verteilt sind, müsse Ungleiches auch ungleich behandelt werden, lautet ihr Credo.

Regine Möllenbeck erklärt, dass die Stadt die Schüler „wohnortnah“ verteilt.
Regine Möllenbeck erklärt, dass die Stadt die Schüler „wohnortnah“ verteilt. © Ulrich von Born

Der Ruf nach mehr Pädagogen, Sozialarbeitern und besser geeigneten Räumen ist noch nicht verhallt – im Dezember will die Politik den Schulleitern antworten.

Stadt verteilt Schüler „wohnortnah“

Die Stadt verteilt die Schüler so ungleich, weil das Prinzip „wohnortnahe Beschulung“ verfolgt werde, erklärt Regine Möllenbeck, die Chefin der Schulverwaltung. „Dass dabei die Realitäten der sozialen Unterschiede im Stadtgebiet zum Tragen kommen, kann nicht verwundern.“

Heißt: Dort, wo Wohnraum erstens verfügbar ist – wie in den Hochhaussiedlungen im Osten – und zweitens erschwinglich – Innenstadt, Norden –, lassen sich viele Familien mit Zuwanderungsgeschichte nieder.

Bus-Transfers derzeit kein Thema

An eine flächendeckende Änderung der Verhältnisse, etwa durch groß angelegte Bus-Transfers in die südlichen Stadtteile, sei derzeit nicht gedacht. Im Juni 2016 erntete die Schulverwaltung massive Kritik, als bekannt wurde, dass Kinder aus dem Flüchtlingsdorf Karnap mehrere Stunden täglich zur Kettwiger Realschule gefahren wurden.

Dies wurde mittlerweile eingestellt. Regine Möllenbeck: „Wir können höchstens innerhalb einzelner Stadtteile nachjustieren, indem wir die Familien beraten.“

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© Helge Hoffmann