Essen. Deutsch und Mathe, Auftritte und Ausflüge in den Ferien - was als Hilfe für Flüchtlingskinder begann, hat sich als Schul-Ergänzung etabliert.
- Es begann mit einer Initiative für Karnaper Flüchtlinge, die in den Ferien sehr viel wieder verlernten
- Mittlerweile gelten Ferienschule in Essen als breite und nützliche Hilfe für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund
- Der Karnaper Bürger Turgay Tahtabas hatte die Idee
Die Idee ist so einfach und gut, dass man sich fragt: Warum ist darauf eigentlich früher niemand gekommen? So genannte „Ferienschulen“ werden immer beliebter – am letzten Tag der Herbstferien bekamen jetzt rund 100 Schulkinder in Altenessen ihre Teilnahme-Zertifikate. Sie hatten zwei Wochen lang während der Ferien Deutsch und Mathe gelernt, Trommeln geübt, Drachen gebastelt und Ausflüge unternommen. Angeleitet worden waren sie von Lehramts-Studenten der Uni Duisburg-Essen.
Initiative räumt Preise ab
Verantwortlich zeichnet für die Ferienschulen das „Zukunft Bildungswerk“, eine Initiative des Karnaper Bürgers Turgay Tahtabas – er wurde für sein Engagement erst kürzlich mit dem „Talent Award Ruhr“ des Initiativkreises Ruhr ausgezeichnet. Zuvor hatte das „Zukunft Bildungswerk“, das ansonsten verstärkt auf Lernförderung an Schulen setzt, bereits den regionalen Deichmann-Förderpreis erhalten.
Tahtabas ist mit seinen Ferienschulen ein Pionier – vor zwei Jahren fing es an mit Flüchtlingen im Karnaper Zeltdorf. „Wir sahen, dass die Kinder viel zu viel aufholen müssen, dass die Schulzeit nicht reicht, und dass in den Ferien viel verlernt wird“, berichtet Tahtabas. Mittlerweile sind die Ferienschulen auch geöffnet für Schüler ohne Migrationshintergrund, und Tahtabas berichtet: „Die Lehrer sagen uns immer, dass wir unbedingt weitermachen müssen.“ Werbung will er für seine Initiative ausdrücklich nicht machen: „Wir kommen mit dem Andrang ohnehin kaum noch nach.
Die drei Ferienschulen im Herbst waren Teil des offiziellen Ferienspatz-Programms
Finanziert wurden die jüngsten Ferienschulen auch von der Sparda-Stiftung, außerdem werden sie mit Mitteln des Bildungs- und Teilhabepakets gefördert. Erstmals hatte sich jetzt auch die Stadt eingeklinkt: Die drei Ferienschulen im Herbst tauchten im offiziellen Ferienspatz-Programm auf. „Sie stehen allen Kindern offen, das ist uns wichtig“, sagt Birgit Hofemeister vom Kinder- und Familienbüro des städtischen Jugendamtes. Gleichwohl, räumt sie ein, seien die meisten Kinder, die jetzt teilgenommen haben, über die Schulen vermittelt worden.
„Der Bedarf ist weiter sehr groß und wird wachsen“, sagt Tuba Tuncak, die Projektleiterin. Dass die Stadt in diesem Sommer erstmals für ältere Flüchtlingskinder eine eigene Ferienschule anbot und das NRW-Schulministerium die ganze Sache neulich sogar als völlig neue Initiative flächendeckend verkauft hat, erfüllt die Macher vom „Zukunft Bildungswerk“ ein wenig mit Stolz: „Doch es geht nicht nur ums Lernen, es geht auch um Begegnungen“, sagt Tahtabas.