Essen. . Mit drei Freunden leerte er vier Flaschen Wodka und machte sich auf in den Puff: Unterwegs fuhr der Essener einen Mann im Einkaufswagen an.
- Trio landet im Krankenhaus, nachdem es auf dem Weg in die Disco von einem Betrunkenen angefahren wurde
- Täter zeigt sich in der Verhandlung reumütig und spricht von einem Unglücksfall
- Mann hatte mit mehreren Kollegen getrunken und war auf dem Weg in den Puff
Sie liefen auf dem Gehweg der Hans-Böckler-Straße am Rande der Essener City, wollten im Delta-Musikpark an der Frohnhauser Straße den Geburtstag ihres Freundes feiern. Doch die Nacht zum 7. Mai endete für das Trio im Krankenhaus. Für sie völlig unvermittelt fuhr ein Opel Astra in sie hinein. Der 39 Jahre alte Dariusz S., Fahrer des Wagens, muss sich seit Donnerstag vor dem Essener Schwurgericht verantworten. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr und Unfallflucht.
Dariusz S. zeigt sich reumütig: „Es tut mir leid. Ich wollte keinen verletzen.“ Er sei auch bereit, die Opfer finanziell zu entschädigen, sagt der selbstständige Bauarbeiter. Die Vorwürfe der Anklage weist er zurück, spricht von einem Unglücksfall.
Abstecher zum Bordell geplant
Er lebt und arbeitet schon seit längerer Zeit in Essen, wohnt in Schonnebeck. Seine Familie lebt in Polen. Mit mehreren Kollegen hatte er in jener Nacht zu einem Heimatbesuch starten wollen, erzählte er mal. Doch vorher tranken sie: zu viert vier Flaschen Wodka und eine Kiste Bier. Danach ging es zu McDonalds, und später sei ihnen die Idee zu einem Abstecher ins Bordell an der Stahlstraße gekommen. Den Weg dorthin wollen sie nicht gewusst haben. Deshalb hätten sie die drei jungen Leuten gefragt, die sie auf dem Gehweg gesehen hatten.
Doch die Verständigung sei nicht einfach gewesen: „Ich habe gerufen: ,Ey, Kollege, wo ist der Puff?’“ Doch die Passanten hätten ihn in seinem gebrochenen Deutsch wohl nicht verstanden. Er sei weitergefahren, sein Freund habe aber einen neuen Versuch starten wollen. Er solle doch zurücksetzen, dann wolle er, der Freund, es mal in englischer Sprache versuchen. Beim Rückwärtsfahren habe er wohl irgendwie die Kontrolle über das Auto verloren, jedenfalls habe er nur durch Schreie mitbekommen, dass irgendetwas passiert sei.
Nach dem Unfall nach Polen gefahren
Laut Anklage fuhr er dann nach Polen, wollte das Auto dort reparieren lassen. Als er einen Tag später wieder in Deutschland einreiste, meldeten Landsleute ihn der Polizei.
Die Anklage spricht davon, dass er sich Sekunden vor der Tat entschlossen habe, die drei „zu töten“. Das Motiv für diesen Entschluss lässt sie allerdings offen. Die jungen Männer, die sich von ihren zum Teil schweren Verletzungen den Umständen entsprechend erholt haben, können keinen Grund nennen.
Einer ließ sich im Einkaufswagen fahren
Sie hatten damals gute Laune. Privat „glühten“ sie abends vor, wollten in den Geburtstag des Freundes hineinfeiern. Auf dem Weg zur Disko entdeckten sie an der Uni einen Einkaufswagen, nahmen ihn mit. Einer von ihnen, 20 Jahre alt, setzte sich hinein, ließ sich schieben. Plötzlich habe ein Auto neben ihnen gehalten und etwas gefragt. Das sei aber total unverständlich gewesen.
Sie seien weitergegangen, „um keinen Ärger zu bekommen“, erzählt der 20-Jährige. Dass der Wagen auf sie zufuhr, habe er nicht mitbekommen: „Plötzlich gab es einen lauten Knall, ich flog aus dem Einkaufswagen auf den Boden.“ Das Schwurgericht hat zwei weitere Prozesstage geplant.