Essen. . Ein 27-Jähriger starb in der Halloweennacht 2016 in einer Essener Disko an einer Partydroge. Jetzt steht ein Dealer aus Bochum vor Gericht.

  • 27-jähriger Essener starb nach Einnahme einer Partydroge in der Diskothek „Frohnatur“
  • Vor Gericht steht ein 26 Jahre alter Bochumer, der in der Tatnacht Drogen verkauft hatte
  • Kein Beweis, dass er dem späteren Todesopfer die illegalen Pillen verkauft hat

Der Tod des 27-Jährigen in der Essener Diskothek „Frohnatur“ bleibt ungesühnt. Zwar steht seit Mittwoch ein Bochumer Drogendealer vor dem Landgericht Essen, der in der Halloweennacht 2016 illegale Partydrogen in der Disko verkauft hatte. Ihm ist aber nicht nachzuweisen, dass er dem späteren Todesopfer Drogen verkauft hat. Im Gegenteil: Erstmals gibt es den Hinweis, dass zwei junge Frauen dafür verantwortlich sind.

Der 26 Jahre alte Student aus Bochum ist sich der Bedeutung seines Falls bewusst. Eigentlich wäre der Verkauf von mehreren Drogenpillen ein Fall fürs Amtsgericht gewesen. Aber der Tod des 27-Jährigen sorgt dafür, dass sich eine höhere Instanz um ihn kümmert. Der Student gibt zu, dass er die Pillen verkauft hat, auch selbst eine davon geschluckt habe. In jener Nacht zum 1. November 2016 war er mit mehren Freunden aus Bochum, ebenfalls Studenten, zur Essener Diskothek gefahren. In der Unterhose hatte er die Drogen geschmuggelt und verkauft. „Aber nur an Freunde“, betont er.

Mehrere Gäste brachen zusammen

Dass er dem 27-Jährigen die Pillen verkauft hat, daran kann er sich nicht erinnern, glaubt es aber nicht. Ihm sei auch nicht aufgefallen, dass Gäste der „Frohnatur“ gegen vier Uhr mit gesundheitlichen Problemen kämpften, sich am Boden wälzten. Der 27-Jährige war vor der Diskothek wiederbelebt worden, hatte den Kampf um sein Leben aber im Krankenhaus verloren. Drei weitere Gäste, die offenbar beim selben Dealer gekauft hatten, wurden im Krankenhaus gerettet.

Einer von ihnen ist ein 28 Jahre alter Freund des damals Gestorbenen. Er erzählt, dass der 27-Jährige in dieser Nacht „zum ersten Mal“ Amphetamine oder Ecstasy ausprobieren wollte. Bekommen hätten sie die Pillen von zwei Frauen, mit denen der 27-Jährige ins Gespräch gekommen war. Schweißausbrüche hätten sie später bekommen, seien zusammengebrochen. er selbst habe im Krankenhaus am Tropf gelegen.

Angeklagter will mit Drogen Schluss gemacht haben

Rechtsmediziner Kurt Trübner spricht von den gesundheitlichen Risiken der Partydrogen, die stimmungsaufhellend sind und die Menschen in die Lage versetzen, eine ganze Nacht durchzutanzen. Aber sie erhöhen Puls und Blutdruck, unterdrücken das Durstgefühl, obwohl der Körper Flüssigkeit braucht. Und niemand weiß, was wirklich drin ist. „Ja, das sind die Gefahren der Pillen“, sagt Richterin Jutta Wendrich-Rosch, Vorsitzende der VI. Strafkammer. Der Bochumer Angeklagte sagt, er habe das alles vorher nicht für möglich gehalten. Die Halloweennacht sei für ihn aber Anlass gewesen, mit den Drogen Schluss zu machen.

Die Diskothek in einer alten Industriehalle an der Frohnhauser Straße hat ebenfalls Schluss gemacht. Allerdings war das Ende schon vor dem Tod des 27-Jährigen für Dezember geplant. Bei Facebook drückten die Betreiber ihre Betroffenheit aus und nutzten das zu einem Appell: „Hört auf, Drogen zu nehmen.“