Essen. . Jubel bei Wahlparty im Ruhrstopp. Parteichef Ralf Witzel sieht Essener Liberale im Aufwind. Vize Hans-Peter Schöneweiß entschieden gegen Jamaika.
- Liberale haben nur vier Monate nach dem unerwarteten Erfolg bei der NRW-Landtagswahl wieder Grund zu feiern
- Die FDP hat ihren Stimmenanteil mehr als verdoppelt, das wird am Steeler Ruhrufer gefeiert
- „Die positive Stimmung für die FDP habe ich an den Wahlkampfständen deutlich gespürt“, sagt Thomas Spilker
Als die erste Hochrechnung um 18.12 Uhr die FDP bei 10,5 Prozent sieht, brandet im Ruhrstopp Beifall auf. Die Essener Liberalen haben nur vier Monate nach dem unerwarteten Erfolg bei der NRW-Landtagswahl schon wieder reichlich Grund zu feiern. „Das Wichtigste ist, dass die Zeit der außerparlamentarischen Opposition im Bund endlich vorüber ist“, sagt Essens Parteichef Ralf Witzel, der auch dem Düsseldorfer Landtag angehört.
Gut 60 Parteimitglieder, darunter auch die beiden Direktkandidaten Thomas Spilker und Tim Wortmann, genießen die Wahlparty am Steeler Ruhrufer. Die FDP hat ihren Stimmenanteil mehr als verdoppelt, da schmecken die deftige Gulaschsuppe und der kühle Pott Bier besonders gut.
FPD habe die positive Stimmung an den Wahlkampfständen deutlich gespürt
Thomas Spilker (57) gehört der FDP seit seinem 18. Lebensjahr an und ist schon eine Art liberales Urgestein. Nach 1989 gehörte der selbstständige Kaufmann dreimal dem Rat an, danach der Bezirksvertretung. Für den Bundestag hat er jetzt zum ersten Mal kandidiert. Wohl wissend, dass es ohne einen Platz auf der Landesliste nichts werden würde mit dem Mandat im Reichstag.
Abgerackert hat er sich im schwierigen Wahlkreis 119 oben im Norden trotzdem. „Die positive Stimmung für die FDP habe ich an den Wahlkampfständen deutlich gespürt“, sagt er. Und fügt hinzu: „Nach so vielen Aufs und Abs freue ich mich über die Erfolge für unsere Partei.“
Essener Liberale verzeichnen wieder mehr Mitglieder
Dieser schlage sich auch in den Mitgliederzahlen nieder, frohlockt Witzel. 300 Mitglieder habe die Essener FDP-Familie zu Jahresbeginn gezählt. „30 sind dieses Jahr neu eingetreten.“ Ein sattes Plus von zehn Prozent. Philipp Krüger (36), von Beruf Fachinformatiker, ist einer der Neuen. „Ich bin heute eingetreten“, sagt er. Warum? „Meckern kann jeder, ich möchte mitanpacken. Außerdem liegt mir die liberale Denkweise.“
Je mehr sich das Bundesergebnis verstetigt, desto häufiger fällt das Wort Jamaika: das rechnerisch mögliche schwarz-gelb-grüne Regierungsbündnis. Hans-Peter Schöneweiß, Parteivize und Fraktionschef, verdreht beim Begriff Jamaika hingegen die Augen. „Die Grünen sind keine Fortschritts-, sondern eine Verbotspartei“, sagt er. Eine programmatische Schnittmenge zwischen Liberalen und Grünen sieht er nicht. Falls die SPD eine Neuauflage der Regierungskoalition ablehne und Jamaika scheitere, spricht sich Schöneweiß für einen unpopulären Schritt aus. „Dann gibt’s eben Neuwahlen.“