Essen. Was tut man, wenn sich ein Haustier verletzt? Experten haben in Essen gezeigt, wie Erste Hilfe beim Hund oder der Katze richtig funktioniert.
- Selbst langjährige Tierhalter stoßen in Notfall-Situationen oft an ihre Grenzen
- Wer fremde Tiere verletzt findet, sollte Experten rufen, da es unklar ist, wie das Tier reagiert
- Tierretter holen auch Katzen vom Baum und sind 24 Stunden erreichbar
Verbände anlegen, Brüche schienen, vielleicht sogar eine Herzdruckmassage durchführen – zumindest im Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein haben die meisten schon einmal von grundsätzlichen Sofortmaßnahmen bei Notfällen gehört. Doch was, wenn der Patient vier Pfoten hat und bellt?
Oliver Hartsch, Experte für Tierrettung beim Essener Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), weiß: „Eine Notsituation, an der ein Haustier beteiligt ist, bringt selbst langjährige Tierhalter oftmals an ihre Grenzen.“
Aufgrund von zunehmenden Anfragen, speziell zu Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Hunden, organisierte das DRK am Wochenende erstmals einen Rettungskurs für Hunde – von Mund-zu-Schnauze-Beatmung, über die Behandlung von Pfotenverletzungen bis hin zum richtigen Transport verletzter Tiere.
Halter bezahlt Kosten der Tierrettung
Die Teilnehmer des Kurses – einige selbst Hundehalter, andere nur „Babysitter“ für die Vierbeiner – lauschen gespannt den Ausführungen von Oliver Hartsch. Dessen oberstes, mehrfach wiederholtes Anliegen: „Gerade bei der Rettung von Hunden muss der Aspekt der Eigensicherung höchste Priorität haben. Hunde sind und bleiben Raubtiere, die für den Menschen gefährlich werden können, wenn sie eine Erste-Hilfe-Maßnahme nicht tolerieren.“
Daher gilt: Wer einen fremden Hund beispielsweise im Park verletzt auffindet, sollte niemals eigene Maßnahmen ergreifen, sondern professionelle Hilfe holen. „Zu groß wäre die Gefahr, dass der Hund einfach zuschnappt, wenn er sich von einer unbekannten Person bedrängt fühlt“, erklärt der Experte.
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Und selbst, wenn es sich um den eigenen Hund handelt, sei es ein Gebot der Sicherheit, Vorsicht walten zu lassen und die Reaktion des Hundes aufmerksam zu beobachten.
Die so wichtige professionelle Unterstützung leistet in Essen die Tierrettung – der eingetragene Verein erfüllt genau die Aufgaben, die sonst DRK, Johanniter oder die Feuerwehr übernehmen. Die Kosten der Rettung muss der Tierhalter allerdings selbst übernehmen. „In manchen Fällen zahlt auch die Tierkrankenversicherung, sofern eine abgeschlossen ist“, erklärt Oliver Hartsch.
Tierretter sind 24 Stunden erreichbar
Die Tierrettung sorgt übrigens nicht nur für die medizinische Versorgung, sondern auch für die Bergung. „Im Klartext heißt das: Die Tierretter holen auch die Katze vom Baum“, so Hartsch. Die Feuerwehr müsse hierfür niemand rufen. Im Gegenteil rät der Experte sogar davon ab, bei einem Tiernotfall die 112 zu wählen. „Die 112 ist eine Nummer, die ganz klar für die Menschenrettung reserviert ist und zu Recht einen Sonderstatus genießt. Die Tierretter sind, genauso wie die Feuerwehr, 24 Stunden erreichbar und sollten immer der erste Ansprechpartner sein.“
Eine Ausnahme gibt es jedoch: „Hat ein Unfall im Straßenverkehr stattgefunden, ist es auf jeden Fall trotzdem ratsam, Polizei und Feuerwehr zu informieren, damit der Unfallort professionell gesichert werden und eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen werden kann.“
Dass die Tiere im Zweifel nachrangig behandelt werden müssen, ist gerade für langjährige Halter schwer verdaulich. „Mein Hund ist schließlich wie ein Familienmitglied“, sagt eine Teilnehmerin. Pflaster kleben, Verbände wickeln, an einer Hunde-Puppe die Wiederbelebung üben – all das hat sie im Kurs gelernt. Um im Notfall das Leben ihres Lieblings retten zu können.