Essen. . Damit alte oder kranke Vierbeiner eine Chance haben, trägt das Essener Tierheim Kosten für Tierarzt und Medizin auch nach der Vermittlung.
- Viele Tiere kommen im schlechten gesundheitlichen Zustand im Essener Tierheim an
- Alte und kranke Hunde und Katzen werden oft zu Langzeitinsassen, da Interessenten Ausgaben fürchten
- Übernahme der Kosten für Tierarzt und Medikamente auch nach Vermittlung soll Chancen erhöhen
Katzen gehörten immer zum Leben des Halters von Purzel und Trolly. Die beiden ins Tierheim zu bringen, fiel ihm sehr schwer, nachdem seine Frau gestorben war und er nun selbst schwer erkrankte. Damit die bereits 13 Jahre alten Katzen möglichst rasch ein neues Zuhause finden, haben die Tierschützer sie ins Senioren-Programm aufgenommen: Für Hunde über neun und Katzen über zwölf Jahre wird eine Dauerpflegestelle gesucht. Das Tierheim bleibt der Eigentümer und übernimmt Kosten für Tierarztbehandlungen, Medikamente und Spezialfutter.
Vor rund zweieinhalb Jahren starteten die Tierschützer mit diesem Ü-9- sowie Ü-12-Projekt. Seitdem sind allein 31 Hunde vermittelt worden, die mitunter jahrelang im Heim lebten. „Zu groß ist bei vielen Interessenten die Sorge vor immensen Behandlungskosten, wenn ein Tier alt oder bereits krank ist“, weiß Elke Esser-Weckmann, Vorsitzende des Tierschutzvereins. Gleichzeitig kämen die Tiere vermehrt im schlechten gesundheitlichen Zustand im Tierheim an. Dort sind Behandlungskosten daher gleich nach dem Personaletat (rund 40 Prozent) der zweitgrößte Kostenfaktor beim Jahresbudget von 1,4 Millionen Euro.
Diese Tiere suchen ein Zuhause
Tiere sollen nicht im Heim sterben
„Wir zahlen die Arztkosten für diese Tiere ohnehin, dann doch lieber im
neuen Zuhause“, sagt Elke Esser-Weckmann. Die Tierschützer wollen vor allem verhindern, dass ihre Schützlinge im Heim streben. Die Dauerpflege-Lösung soll daher weiterhin die Vermittlungschancen der tierischen Senioren erhöhen. Denn diese werden mit ihren Erkrankungen, Einschränkungen und manchmal auch Eigenarten zu echten Notfällen.
Wie Spike. Der Terrier leidet an einer Schilddrüsen- und Lebererkrankung. Das größte Problem des Jack-Russel-Rüden (11) ist derzeit jedoch: „Er gibt sich auf“, sagt Pflegerin Yvonne Parting besorgt. Begrüßte Spike sie kürzlich noch freudig, schaut er nun mitunter kaum hoch, wenn sie den Zwinger betritt. Sonst ist er verschmust und verträglich mit allen Hunden. Bei Fremden reagiere er zwar zunächst misstrauisch, sei dann aber einfach ein guter Begleiter. Lange Zeit begleitete er eine Seniorin, dann deren Enkelin. „Als sie keine Zeit und Lust mehr hatte, kam er zu uns“, erzählt Yvonne Parting.
Schäferhündin Tammy lebte in Zwingerhaltung
Schäferhund-Mix-Hündin Tammy lebte zuvor im Zwinger mit sechs Artgenossen. Nun ist sie acht Jahre alt, von denen sie bereits zwei im Tierheim verbracht hat. Tammy ist nach wie vor lebhaft, auch wenn sie mal der Rücken zwackt, beschreibt die Pflegerin. Zudem bekommt sie Spezialfutter wegen eines Nierenproblems.
Was hinter dem Gewichtsverlust von Raik steckt, wissen die Tierpfleger nicht. Der Schäferhund hat eine Tierarzt-Odyssee (CT, MRT, Blutbild) hinter sich, ohne Befund. Nun soll er beim Schwimmen Muskeln aufbauen und endlich ein Zuhause finden, um zur Ruhe zu kommen. „Er kam schon mit neun Monaten als Riesenbaustelle bei uns an, weil er weder mit Menschen noch mit Artgenossen sozialisiert war“, erinnert sich Yvonne Parting. Daher gehört der erst zweijährige Rüde zu den Ü-9-Kandidaten. Die Pfleger haben viel mit ihm gearbeitet und möchten Raik in erfahrene Hände geben. Bei bekannten Personen sei er durchaus lieb, verschmust und verspielt.
Das sind die Katzen Purzel und Trolly ebenfalls, die Freigang im neuen
Zuhause brauchen. Ob sie eine neue Bleibe haben, das fragt ihr Vorbesitzer jeden Tag, wenn er im Tierheim anruft, um sich nach den beiden zu erkundigen.
>>Ü-12-KATZEN UND KONTAKT ZUM TIERHEIM
Bei den Katzen zählt Ulla mit ihren 18 Jahren zum Ü-12-Projekt. Pfleger beschreiben ihr „altes Mädchen“ als sehr verschmust. Für die Haltung der Katze wird ein ruhiger Haushalt und einen Balkon benötigt. Ulla ist fast blind und hat eine Schilddrüsenerkrankung.
Auch Herr Lenz ist an der Schilddrüse erkrankt. Der Kater braucht ein ruhiges Plätzchen mit Freigang. Zuhause entscheidet dann der 15-jährige Herr Lenz ganz katzentypisch, wann er schmusen möchte.
Wer sich für ein Tier interessiert und weitere Informationen zu den Tieren oder zum Ü-9- bzw- Ü-12-Projekt haben möchte, meldet sich beim Tierheim. Das öffnet Di-Mi, 13-17 Uhr; Do, 13 -19 Uhr; Fr, 13-17 Uhr und Sa, 11-14 Uhr. Kontakt: Grillostraße 24, 32 62 62 oder per E-Mail an: th-info@tierheim-essen.org