Essen. . Die Grüne Hauptstadt zieht nach sechs Monaten Zwischenbilanz: 115.000 Teilnehmer, zehn Prozent mehr Hotelgäste. Aber: Es gibt Korrekturbedarf.
- Oberbürgermeister Kufen und Projektteam nach sechs Monaten Grüne Hauptstadt mit Resonanz zufrieden
- 115.000 Teilnehmer an Veranstaltungen, zehn Prozent mehr Übernachtungen, Besucherplus im Grugapark
- Aber: Bürger werden nicht immer erreicht. OB: Nach 2017 geht es weiter. Nachholbedarf bei Mobilität
Sechs Monate nach der farbenfrohen Eröffnung im Grugapark hat Oberbürgermeister Thomas Kufen gemeinsam mit den Projektverantwortlichen ein positive Zwischenbilanz des Grünen Hauptstadt-Jahres gezogen. „Wir sind gut gestartet, die Bürger nehmen Teil, und es ist uns gelungen, die Grüne Hauptstadt national und international auf die Agenda zu setzen“, sagte Kufen. Gleichwohl gibt es Korrekturbedarf.
Nach Angaben des Projektbüros haben im ersten Halbjahr mehr als 115.000 Besucher an den Veranstaltungen der Grünen Hauptstadt teilgenommen; 30.000 bestaunten allein die spektakuläre Eröffnung. Auch wenn nicht jedes Event so erfolgreich war wie erwartet – nur gut 12.000 kamen etwa zum „Tag der Bewegung“ – zeigen sich die Macher mit der Resonanz zufrieden. So führt Dietmar Groppe, Chef der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) den Anstieg bei den Hotel-Übernachtungen von zehn Prozent in den ersten vier Monaten des Jahres auf das Interesse an der Grünen Hauptstadt zurück. Verzeichneten die umliegenden Städte doch nur ein Plus von rund fünf Prozent, so Groppe.
Hotels zählen zehn Prozent mehr Übernachtungen
Allein 9000 Gäste reisten nach Essen, um an insgesamt 33 internationalen Kongressen teilzunehmen, die im Rahmen des Grünen-Hauptstadt-Jahres bereits ausgerichtet wurden; weitere 29 Kongresse folgen bis Jahresende.
Auch der Grugapark verzeichnet ein deutlichen Anstieg der Besucherzahl von immerhin 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Trotz dieser aus Sicht der Veranstalter positiven Zahlen, sieht Projektleiter Ralph Kindel Anlass, etwas zu verbessern. Themen der Grünen Hauptstadt wie Abfallmanagement oder Biodiversität sind sperrig, der Zugang war zuweilen zu „verkopft“, räumt Kindel ein. „Wir haben nicht immer die richtigen Namen gewählt. Wir werden es einfacher machen, damit die Leute wissen, was wir meinen.“ Am 17. September zum Beispiel ein Familienfest in Altendorf, für das die Altendorfer Straße zwischen Röntgen- und Helenenstraße gesperrt wird.
Etwa zwei Drittel von 187 Veranstaltungen, die das Projektteam selbst auf die Beine gestellt hat, liegen bereits hinter den Essenern. Einige Höhepunkte stehen noch auf dem Programm. So etwa der „Stapellauf“ des Methanol betriebenen Fahrgastschiffes auf dem Baldeneysee, der im September erwartet wird oder ebenfalls im September die Eröffnung des Baldeneysteigs, ein Höhenwanderweg rund um den See.
Das Methanol-Schiff sticht im September in See
Schifffahren und Wandern werden die Essener auch nach 2017 können. Und auch die im Mai eröffnete Badestelle am Baldeneysee, die an 20 Badetagen 5000 Besucher anlockte, wird nicht wieder geschlossen. Und sonst? „Was bleibt eigentlich über“ vom Grünen-Hauptstadtjahr, fragte Oberbürgermeister Thomas Kufen.
Bis Ende des Jahres will Kufen der Politik vorlegen, „welche Projekte wir weiterverfolgen werden“. In der Verantwortung sieht der OB die Stadt nach eigenen Worten beim Thema Mobilität. Essen sei zwar eine Autostadt. „Aus dieser Haut kommen wir nicht so einfach raus“, sagte Kufen. Dennoch gelte es den öffentlichen Nahverkehr, den Rad- und Fußgängerverkehr gemeinsam nach vorne zu bringen.
Der OB zeigte sich überzeugt, dass die Grüne Hauptstadt in den Köpfen der Bürger längst angekommen ist, auch wenn sich nicht jeder beteilige. Beschwerden und Empörung über wilden Sperrmüll und Dreckecken etwa verbänden jene, die sich darüber beklagten, immer öfter mit einem Hinweis auf die Grüne Hauptstadt: Diese könne sich so etwas doch nicht erlauben.
Damit, so Kufen, sei bereits viel gewonnen.