Essen. . Der 60 Meter hohe Neubau an der Huyssenallee rückt näher. Die Politik bringt den Bebauungsplan voran. Anwohner kritisieren die Pläne.
- Bau des 60 Meter hohen Wohnturms an Huyssenallee rückt näher. Politik bringt Bebauungsplan voran
- Hoffnungen auf Wiederbelebung der Huyssenallee auch als Wohnstraße. Anwohner üben Kritik
- Bürgerinitiative: Hochhaus passt nicht in Bebauung. Sorge vor Schattenwurf auf die Philharmonie
Der Bau eines 60 Meter hohen Wohnhochhauses an der Huyssen-allee rückt näher. Der für Stadtplanung und Bauen zuständige Fachausschuss des Stadtrates stimmte in seiner Sitzung am Donnerstag dem nächsten Verfahrensschritt für die Aufstellung eines Bebauungsplanes zu und signalisierte mit breiter Mehrheit Zustimmung für das Projekt des Essener Investors Peter Jänsch.
Die Politik verbindet mit dem geplanten Neubau hohe Erwartungen. „Wir hoffen, dass wir die Huyssenallee weiter beleben und dass sie wieder die Prachtstraße wird, die sie einmal war“, sagte Thomas Rotter, SPD-Ratsherr und Vorsitzender des Ausschusses. Uwe Kutzner, planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, verglich die Architektur des Wohnturms mit der des nahen Aalto-Theaters. Das Hochhaus passe sehr wohl in die Umgebung, erklärte Kutzner und griff damit Kritik von Anwohnern auf. FDP-Ratsherr Thomas Spilker meinte, Essens Skyline verdiene eine Veränderung.
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Die Politik setzt auf die Wiederbelebung der Allee
Der Unternehmer Peter Jänsch will das 19 Geschosse zählende Gebäude, wie berichtet, zwischen Huyssenallee, Heinrichstraße und Dreilindenstraße errichten. An den beiden letztgenannten Straßen sollen ebenfalls neue Häuser gebaut werden, diese aber deutlich niedriger. Ingesamt würden 15 591 Quadratmeter Geschossfläche entstehen. Die oberen zehn Stockwerke des Hochhauses will Jänsch als Eigentumswohnungen vermarkten, in den unteren Etagen sind Mietwohnungen geplant.
Einige Anwohner sind wenig begeistert von den Plänen des Investors und haben sich bereits in einer Bürgerinitiative organisiert. Zwar wird begrüßt, dass die Stadt das Wohnquartier städtebaulich aufwerten möchte. Den Wohnturm empfinden sie jedoch als zu hoch und zu wuchtig, als dass er ihrer Ansicht nach an die Huyssenallee passen würde. Das höchste Haus dort zählt zehn Stockwerke. Auch fürchten sie, dass ein Hochhaus die gegenüberliegende Philharmonie bei Sonnenuntergang buchstäblich in den Schatten stellen wird.
Anwohner fürchten Schattenwurf auf die Philharmonie
Wolfgang Freye, Vertreter der Linken, stimmte nicht deshalb gegen das Vorhaben. Seine Fraktion sorge sich um die soziale Durchmischung des Quartiers. „Ich will kein Reichenghetto“, sagte Freye wörtlich. Laut Planungsverwaltung wird im Rahmen des Projekts aber auch über öffentliche geförderte Wohnungen nachgedacht. Sie sollen an der Dreilindenstraße entstehen. Ob dies machbar ist, ist aber noch offen. Die Grünen warben dafür, den Blick nicht auf das Hochhaus zu verengen, sondern sich mit dem gesamten Areal zu befassen, will der Energiekonzern Innogy doch ebenfalls an der Huyssenallee neu bauen.
Der Bebauungsplan-Entwurf soll im Frühherbst öffentlich ausgelegt werden. Baurecht soll es möglichst noch in diesem Jahr geben.
Stadt lobt Fassaden-Qualität des Wohnturms Huyssenalle
Ein Hochhaus an der Huyssenallee – es war abzusehen, dass ein solches Bauvorhaben nicht ohne Protest über die Bühne gehen würde. Die „Bürgerinitiative Huyssenallee“ hat bereits mit Klage gedroht, sollte das 60 Meter hohe Wohnhaus von der Stadt grünes Licht erhalten. Hauptkritikpunkte: Der Turm sei ein Bruch mit der bisherigen Formensprache an der Allee, die Balkone kragten unüblich meterlang aus, schließlich müsse die Philharmonie abends zeitweise den Strahl der untergehenden Sonne entbehren.
Der Anwohner Paul Jüngst, der vor einigen Jahren ein Nachbarhaus an der Huyssenallee erwarb, spricht im Zusammenhang mit dem Turm gar von einer „Bausünde“. Von den 19 geplanten Geschossen müssten zehn wegfallen, da nur so ein „harmonisches Einfügen“ in die Umgebung möglich sei. Wohnhochhäuser seien zudem keine zeitgemäße Art, neuen Wohnraum zu schaffen.
Planungsdezernent: Im Umfeld werde es zu "geringfügigen Verschattungen" kommen
All das sieht Essens Planungsdezernent Hans-Jürgen Best vollkommen anders. „In allen Metropolen der Welt, auch in Deutschland, werden selbstverständlich Wohnhochhäuser gebaut.“ Entscheidend sei die Lage und die hohe architektonische Qualität des Baukörpers. „Ich bin sehr zufrieden mit dem, was uns als verbindlicher Entwurf vorliegt.“
Auch die anderen, geäußerten Bedenken hält die Stadtverwaltung für wenig stichhaltig. Zwar werde es „im Umfeld zu einer geringfügig erhöhten Verschattung zu bestimmten Jahreszeiten kommen“, doch sei dies „in einem innerstädtischen und hochverdichteten Bereich“ üblich und unvermeidbar, heißt es in einer Ratsvorlage.
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Da die gesetzlich verlangten Abstände zu den Nachbarhäusern eingehalten würden, stünde dem Hochhaus in diesem Punkt nichts im Wege. Laut Best ist es zudem falsch davon zu reden, dass hier ein Solitär ohne Bezug zur Umgebung entstehe. Auf der gegenüberliegenden Seite des Stadtgartens rage der RWE-Turm weit höher in den Himmel, und auch die teils denkmalgeschützte Hochhausgruppe südlich des Essener Hauptbahnhofs befinde sich in unmittelbarer Nähe. Auch diese Hochhäuser sind alle deutlich höher als das jetzt geplante.
Tiefgarage ist die Lösung in der Parkplatzfrage
Als gelöst betrachtet die Stadt das Thema Parken. Die 200 Stellplätze in der dreistöckigen Tiefgarage seien „mehr als ausreichend“, um den zusätzlichen Bedarf zu decken.
Unstrittig ist aus Sicht von Hans-Jürgen Best, dass Essen gerade hochwertigen Wohnraum weiter dringend brauche. Dass die Wohnungen im Turm ihre Käufer und Mieter finden würden, daran bestehe kein Zweifel. Jede der 19 Etagen wird insgesamt rund 400 Quadratmeter Grundfläche haben, wobei variable Grundrisse mit zwei bis fünf Wohnungen pro Etage vorgesehen sind.
Kleinere Wohnungen wird es nach den Plänen von Bauherr Peter Jänsch eher in den unteren Etagen geben, die größeren dann weiter oben, wo solvente Käufer zum Zuge kommen sollen. Insgesamt verfügt allein das Hochhaus über 7340 Quadratmeter Wohnfläche.
Es ist ein großes Rad, das an der Huyssenallee gedreht wird, Bauherr Peter Jänsch weiß das und hat gehörigen Respekt davor. Immerhin 45 Millionen Euro sollen die Neubauten und die Sanierung eines Altbaus insgesamt kosten, sein Projekt gilt als Schlüssel für die weitere Gesundung einer Prachtallee, die seit Jahrzehnten auf der dicht bebauten westlichen Seite ihr Potenzial nur unzureichend ausschöpft. Zudem sorgt ein Hochhaus nahezu immer für mehr Aufmerksamkeit als jeder Flachbau – und für Emotionen.
Nicht zuletzt auf Wunsch der Stadt hat der Bauherr die renommierte Düsseldorfer Architekturfirma HPP mit den Entwürfen beauftragt, obwohl dies den Gesamtpreis selbstredend erhöhte. „Es hat sich gelohnt, ich bin froh, diesem Rat gefolgt zu sein“, sagt Jänsch. HPP hat in aller Welt Hochhäuser gebaut und viel Erfahrung in diesem Segment. Gemeinsam mit seinem Stamm-Architekturbüro VSI aus Bottrop, das später die Bauleitung übernehmen solle, sei ein gut eingespieltes Team am Werk, dem er voll vertraue.
Steiniger Weg bis zum Spatenstich steht bevor
Jänsch ist Unternehmer und will mit Bauen Geld verdienen, was legitim ist. Aber es sagt auch: „Ich will hier etwas schaffen, das auch in 30 Jahren noch als zeitlos schön empfunden wird.“ Gerade in der Nachbarschaft der Essener Kulturbauten verbiete sich banale Architektur, ebenso falsch sei aber Effekthascherei. Auch letzteres ist gerade Star-Architekten wahrlich nicht fremd. Mit dem ausgewählten Entwurf glaubt Jänsch den schmalen Grat getroffen zu haben. Die Gestaltung der vorderen Fassade mit den bewegten Balkonen will er als bewusste Reverenz an Alvar Aalto, den Architekten des nach ihm benannten Opernhauses gegenüber, verstanden wissen.
Es kann noch ein steiniger Weg sein bis zum ersten Spatenstich, der im nächsten Jahr vorgesehen ist, Transparenz und Auskunftsbereitschaft sollen ihn ebnen helfen. Projektleiterin Kerstin Memering ist daher für Fragen unter 43708 116 oder per Email erreichbar: kerstin.memering@jvv-essen.de