Essen-Burgaltendorf. . Reza Gholizadeh verkaufte 25 Jahre lang Pizza in Burgaltendorf. 2018 entsteht an der Alten Hauptstraße ein Kreisverkehr – sein Lokal muss weg.

Die Pläne, mit einem Kreisverkehr das Straßenknäuel an der Kreuzung Alte Hauptstraße/Deipenbecktal/Mölleney- und Laurastraße in Burgaltendorf zu entwirren, gibt es schon seit knapp 50 Jahren. Nun macht die Stadt Nägel mit Köpfen. Mitte April flatterte Pizzabäcker Reza Gholizadeh die Kündigung ins Haus. Er muss seine Osteria „O sole mio“ nach 25 Jahren räumen, um der Baustelle Platz zu machen.

Vor 30 Jahren kam der Iraner nach Deutschland, hat die Hälfte seines Lebens in seiner Pizzeria an der Alten Hauptstraße 110 gearbeitet. Nun steht fest: „Bis Ende dieses Jahres muss ich hier raus. Die Stadt hat von ihrem Recht der vorzeitigen Kündigung Gebrauch gemacht.“ Erst vergangenes Jahr hatte der 53-Jährige die Pacht um weitere fünf Jahre verlängert.

Die Hälfte seines Lebens in Essen verbracht

So richtig mag es Gholizadeh noch immer nicht glauben. Zu viele Erinnerungen und auch Geld stecken für ihn in dem Domizil, das er anfangs mit einer Pommesbude teilte. Als die im Jahr 2000 die Segel strich, übernahm Gholizadeh deren Räume, investierte 70.000 Euro in den Innenausbau und weitere 15.000 Euro in die Außengastronomie. „Später habe ich sogar die Miete für den Kiosk im Haus übernommen, als der pleite ging.“ Im Laufe der vergangenen 16 Jahre kamen so weitere 33.000 Euro zusammen.

Reza Gholizadeh in seiner Pizzeria an der Alten Hauptstraße 110. Nach 25 Jahren in Burgaltendorf muss er sein Lokal verlassen.
Reza Gholizadeh in seiner Pizzeria an der Alten Hauptstraße 110. Nach 25 Jahren in Burgaltendorf muss er sein Lokal verlassen. © Knut Vahlensieck

„Obwohl ich den Kiosk überhaupt nicht gebrauchen kann“, wie Gholizadeh sagt. Das alles tat er auch im stillen Glauben, der Kreisverkehr würde nach all den Jahren nicht mehr realisiert werden. Sogar die Stadt als Eigentümer habe zwischenzeitlich die Heizung erneuert. „Damals hörte ich oft, ich solle mir keine Sorgen machen, weil die das Geld für den Straßenbau eh nie bekommen werden.“ So kann man sich täuschen.

Stadt investiert 1,5 Millionen Euro in den Kreisverkehr

Knapp 1,5 Millionen Euro hat die Stadt nun im Haushalt für den Kreisverkehr verankert, jeweils 750.000 Euro für die Jahre 2018 und 2019. Manfred Kuhmichel, Bezirksbürgermeister der Ruhrhalbinsel, erhielt von Co-Dezernet Dieter Schmitz die Information, dass der Kreisverkehr derzeit durch ein externes Planungsbüro geplant wird. Schmitz: „Der Planbeschluss soll Ende 2017 eingeholt werden.“ Der Baubeginn sei für Mitte 2018 vorgesehen.

„Das Gebäude Alte Hauptstraße 110 muss allerdings vorher fallen“, bestätigt Rainer Wienke, Fachbereichsleiter im Amt für Straßen und Verkehr. Wienke macht die Vorteile des Kreisverkehrs deutlich. „Es handelt sich um eine Kreuzung mit spezieller Geometrie. Die Straßen liegen versetzt zueinander, die Lage ist unübersichtlich.“

Stadt beauftragte externes Planungsbüro

Ein Kreisverkehr sei daher die beste Lösung, zumal eine neue Kreuzung kaum weniger Platz kosten würde. Ob mit der Umgestaltung auch die Verkehrssicherheit steigt? Als Problempunkt galt die Ecke bislang eigentlich nicht, „auch wenn es in den vergangenen sechs Monaten im Umfeld ein paar Unfälle, auch mit Verletzten, gab“, sagt Lars Lindemann von der Polizei.

Reza Gholizadeh sucht nun nach einem neuen Ladenlokal, würde aber gerne im Dorf bleiben. „Hier kenne ich jeden und jeder kennt mich“, sagt er. Dazu wäre er sogar bereit, künftig kleinere Brötchen zu backen: „Mir würden schon 50 Quadratmeter Fläche genügen, da ich auf die Gastronomie verzichten und nur noch auf Bestellung liefern würde.“