Essen. 37-jährige Essenerin ist bundesweit die erste Masern-Tote 2017. Gesundheitsamt will für Thema sensibilisieren. Tipps zur richtigen Vorsorge

  • Essenerin, die an den Folgen einer Masernerkrankung starb, ist bundesweit der 1. Maserntodesfall 2017
  • Gesundheitsamt der Stadt will noch mehr für das Thema Masern sensibilisieren
  • Bürger sollen Impfschutz mit Impfpass oder Bluttest überprüfen und bei Bedarf auffrischen

Sabrina R., die 37-jährige Katernbergerin, die am Samstag an den Folgen einer Masernerkrankung verstarb, hat traurige Berühmtheit erlangt: Sie ist bundesweit der erste Maserntodesfall in diesem Jahr und der erste Maserntodesfall in Deutschland seit 2015. Das teilte das Berliner Robert-Koch-Institut, das Bundesinstitut für Infektionskrankheiten, am Dienstag mit.

Rainer Kundt.
Rainer Kundt. © von Born

Beim Gesundheitsamt der Stadt herrschte entsprechende Betriebsamkeit. Die Mitarbeiter wollen die Bürger weiter für das Thema Masern sensibilisieren. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Vorsorge gelegt. „Masern sind keine harmlose Kindererkrankung, sondern können bei Kindern zu Hirnhautentzündungen und bei Erwachsenen zu Lungenentzündungen führen. Vor allem im Erwachsenenalter kann es zu Komplikationen kommen. Deshalb ist Impfschutz so wichtig“, betonte Gesundheitsdezernent Peter Renzel. Die Impfsprechstunde im Gesundheitsamt wurde deutlich erweitert. „Dazu haben wir Kliniken und Rettungsdienste sensibilisiert“, erklärt Marina Lorsch, Mikrobiologin im Gesundheitsamt.

Inzwischen 32 bekannte Masernfälle in Essen

Außerdem wurde das weitere medizinische Personal in der Stadt – etwa niedergelassene Ärzte – über die Entwicklungen in Sachen Masern informiert. Inzwischen gibt es 32 bekannte Fälle, mehr als drei Mal so viele wie vor einem Monat. Ein relevanter Anteil entfällt auf Menschen aus Südosteuropa, vorzugsweise Rumänien. Die 37-Jährige aus Katernberg, Mutter von drei Kindern, war Deutsche und hatte keinen Migrationshintergrund.

Experten raten dringend, Impfschutz zu überprüfen

Die Gesundheitsexperten raten Bürgern dringend, den Impfschutz zu überprüfen und bei Bedarf aufzufrischen. Bei Unklarheit sollte nachgeimpft werden: „Eine zusätzliche Impfung richtet keinen Schaden an. Es ist bedauerlich, dass manche Menschen erst wach werden, wenn etwas Schlimmes passiert“, sagte eine niedergelassene Kinderärztin der WAZ.

Die Verstorbene war nach Angaben ihrer Angehörigen beim Arzt und in einem Krankenhaus, bevor sie ins Uniklinikum kam, wo sie am Samstag „ziemlich schnell verstarb“, wie Rainer Kundt, Leiter des Gesundheitsamts, am Dienstag sagte. Tragisch: Zur viralen Infektion, den Masern, kam bei der 37-Jährigen eine bakterielle Infektion hinzu. Dazu vertrug dass sie die verabreichten Antibiotika nicht.

Besprechung mit Experten in der Uniklinik

Die Mutter der Verstorbenen teilte gestern mit, dass ihre Tochter geimpft sei. „Sie war wohl als Kind einmal geimpft worden, was den damaligen Empfehlungen entsprochen hat. Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission wurden aber später geändert. Mittlerweile werden für Kinder zwei Impfungen empfohlen“, erklärt Rainer Kundt. Der war gestern in der Uniklinik und besprach mit einer Expertengruppe das Vorgehen in Sachen Masern. „Wir sind mit den infektiologischen Experten im Austausch. Zum Glück liegt die Durchimpfungsrate bei Kindern in Essen bei 95 Prozent“, sagte Kundt.

Impfpass und Bluttest

Der Impfschutz lässt sich mit dem Impfpass und noch sicherer mit einem Immunglobulin-Test kontrollieren. Der Test zeigt im Blut, ob der Körper Antikörper gebildet hat. Denn: „Es gibt Menschen, die sprechen auf die Impfstoffe nicht an“, erklärt Dr. Birgit Ross, Leiterin der Krankenhaushygiene am Uniklinikum. Bei einer einfachen Masern-Impfung liegt der Schutz bei 90 Prozent, bei der Doppel-Impfung zwischen 95 und 99 Prozent. Menschen, die vor 1970 geboren wurden, waren in der Regel an Masern erkrankt und sind immun gegen eine erneute Erkrankung. Auch hier kann eine Impfung die Sicherheit erhöhen. Ungeborene werden vom Immunsystem der Mutter geschützt. Da bei Masern ein körperlich belastender Lebendimpfstoff gespritzt wird, erhalten Babys die Impfung meist nach einem Jahr.

Impfungen sind beim Hausarzt, beim Kinderarzt und in Ausnahmefällen im Gesundheitsamt möglich.