Essen-Rüttenscheid/Holsterhausen. . Modeexpertin Dominique van de Pol führt bei der „Green Fashion Tour“zu Läden im Essener Süden, die auf nachhaltige Kleidung setzen.

„Was schätzt ihr, wie viel Wasser jeweils für eine neue und eine Second-Hand-Jeans benötigt werden?“, fragt Dominique van de Pol und blickt in eine gespannte Damenrunde. Die Expertin für nachhaltige Mode hat zur ersten „Green Fashion Tour“ eingeladen, eines der Bürgerprojekte zur Grünen Hauptstadt.

Der Rundgang führt in Rüttenscheid und Holsterhausen zu Läden und Boutiquen, in denen ein Kaufrausch höchstens das Portemonnaie, nicht aber das Gewissen belastet.

„Mode war noch nie so billig wie heute“

„Eine gebrauchte Hose muss nur gewaschen werden, das sind etwa 82 Liter. Für eine neue Jeans hingegen sind 13 000 Liter nötig“, löst Dominique van de Pol nach einer kunstvollen Pause auf und schaut nun in ungläubige Gesichter. War die Stimmung nach einem Gläschen Sekt und dem ersten Stöbern im Holsterhauser Second-Hand-Shop „Rehbelle“ eben noch gelöst, so beginnen die Damen jetzt zu diskutieren.

„Für mich heißt Nachhaltigkeit“, sagt Sylvia Klein, „meine Kleidung möglichst lange zu halten“. Die 62-Jährige geht kaum noch in die Essener Innenstadt, verrät sie: „Ich nutze die Tour, um neue Läden in den Stadtteilen zu entdecken.“ Dominique van de Pol weiß selbst zu gut, wie schwierig es sein kann, sich dem Schnäppchenwahnsinn vieler großer Modeketten zu entziehen: „Mode war noch nie so billig wie heute. Da gerät man leicht in Versuchung.“

„Second Hand ist die nachhaltigste Form der Mode“

Modeexpertin Dominique van de Pol lädt im Rahmen der Bürgerprojekte zu „Green Fashion Tours“ ein. left Die 34-Jährige ist bekennender Vintage-Fan und hat ihr Herz an den Stil der 1920er- und 1930er-Jahre verloren. Bei „Rehbelle“ wird sie selbst fündig und ergattert eine froschgrüne Jacke in Glockenform. „Second Hand ist die nachhaltigste Form der Mode“, erklärt sie und schränkt mit einem gewinnenden Lächeln ein: „Und bewusster Konsum natürlich. Richtig gebraucht habe ich die Jacke eigentlich nicht.“

Nächster Stopp der Tour ist der Conceptstore „cob“ an der Rüttenscheider Straße. Inhaberin Meike Pfeiffer setzt darin größtenteils auf „grüne“ Kleidung und Produkte – angefangen von Schuhen aus Ananas bis hin zu Babybodys aus fair gehandelter Baumwolle. „Das einzige Siegel, das faire Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit garantiert, ist das GOTS-Label“, empfiehlt die Mode-Fachfrau, „lasst euch nicht von eigens erdachten grünen Siegeln in die PR-Falle locken“.

Acht Teilnehmerinnen waren bei der Premiere der „Green Fashion Tour“ dabei, die zu fünf Stationen führte, darunter auch „cob“ an der Rüttenscheider Straße.
Acht Teilnehmerinnen waren bei der Premiere der „Green Fashion Tour“ dabei, die zu fünf Stationen führte, darunter auch „cob“ an der Rüttenscheider Straße. © Socrates Tassos

Dabei wolle sie niemanden mit erhobenem Zeigefinger bekehren: „Mir geht es darum, auf das Thema hinzuweisen – und ein paar Anregungen für bewussten Modekonsum zu geben.“ Am Ende der knapp dreistündigen Tour mit fünf Stationen nehmen die Frauen nicht nur einige neue Lieblingsteile mit: auch die Erkenntnis, dass eine bessere Welt im eigenen Kleiderschrank beginnt.

Drei Tipps zum nachhaltigen Klamotten-Shoppen

Weitere „Green Fashion Tours“ für bis zu zehn Teilnehmer pro Person bietet Dominique van de Pol am 17. Juni und 8. Juli, 12 bis 15.30 Uhr, an. Die Kosten betragen 15 Euro. Anmeldung mit Angabe des Wunschtermins nimmt die Modeexpertin per E-Mail entgegen. Informationen gibt es auch hier.

Dominique van de Pol hat drei Tipps zum nachhaltigen Klamotten-Shoppen:

1. „Meistens hilft es, wenn ich eine Nacht drüber schlafe, ehe ich ein Teil kaufe – und mir Gedanken darüber mache, wie dringend ich das jetzt tatsächlich brauche.“

2. „Grüne und nachhaltige Mode ist gar nicht so viel teurer – wenn man bewusst kauft. Ich habe mir eine schöne Spardose angeschafft, in der jeden Monat 50 Euro landen – da kommt schön etwas zusammen und man kann sich davon leicht auch Faires leisten, das ein paar Euro teurer ist.“

3. „Trefft euch mit euren Freundinnen zu Kleidertausch-Partys: Jeder hat Klamotten im Schrank."