Essen. . Als erste Stadt in Deutschland setzt Essen ein modernes „Multi-Sensor“-Messfahrzeug ein. Das kann Schäden in bis zu einem Meter Tiefe finden.

Als erste Kommune in Deutschland setzt die Stadt Essen bei der Erfassung von Straßenschäden jetzt ein so genanntes „Muti-Sensor“-Fahrzeug ein. Der orangefarbene Kleinbus ist ausgestattet mit modernen Messkameras, mit Laserscannern und Bodenradarantennen.

Das rollende Technikwunder hat 600.000 Euro gekostet. Frank Knospe, Leiter des Stadtamtes für Geoinformation, Vermessung und Kataster, zeigt sich optimistisch, dass die Stadt die Investition in zwei Jahren wieder reingefahren hat. Denn bei der Sanierung des Straßennetzes soll sich der Einsatz des Wunderwagens buchstäblich bezahlt machen.

Fahrbahn wird bis zu einen Meter tief „durchleuchtet“

So funktioniert’s: Beim Befahren der Straßen wird die Fahrbahn bis zu einer Tiefe von einem Meter mit elektromagnetischen Strahlen „durchleuchtet“. So kann sich die Besatzung ein Bild von der Zusammensetzung des Untergrundes machen. Ist das Gestein lose? Wo befinden sich Hohlräume?

Anhand dieser Informationen können Bohrungen später punktgenau gesetzt werden. Das Prinzip Zufall hätte ausgedient. „Ausschreibungen lassen sich künftig präziser formulieren“, sagt Behördenchef Rainer Wienke. Das Risiko finanzieller Nachforderungen, weil Baufirmen nachbessern müssen, werde minimiert.

Sperrungen sind nicht mehr erforderlich

Praktisch auch: Das Messfahrzeug kann „bei der Arbeit“ im fließenden Verkehr mitschwimmen, Sperrungen sind also nicht mehr erforderlich, Aufnahmen selbst bei Tempo 80 noch möglich. Und: Erfasst wird auch der gesamte Straßenraum – Laternen, Schilder, Brücken und Bäume. Hängt beispielsweise eine Oberleitung durch, erkennt die Technik auch das.

In den kommenden zwei Jahren wollen die Vermesser jede Straße einmal abfahren. Insgesamt sind es rund 1500 Kilometer, davon verteilen sich rund 350 Kilometer auf Hauptverkehrsstraßen. In deren Erneuerung fließen jedes Jahr fünf Millionen Euro. 7,5 Millionen pro Jahr will die Stadt in die Instandhaltung der Nebenstraßen investieren.

Den Anstoß für den Einsatz des neuen Messverfahrens gab übrigens die Thermalbefliegung des Stadtgebietes vor einigen Jahren. Dabei waren Wärmepunkte auf Straßen aufgefallen, berichtet Frank Knospe. Wie sich herausstellte, handelte es sich um undichte Fernwärmeleitungen. (schy)