Essen. Die Heisinger Straße befindet sich in einem beklagenswerten Zustand. Der Heisinger Meinolf Thies drängt auf eine Reparatur und fordert Oberbürgermeister Kufen heraus.

  • Die Heisinger Straße gleicht seit Jahren einer Teststrecke für Stoßdämpfer.
  • Meinolf Thies aus Heisingen hat OB Kufen deshalb einen sportlichen Vorschlag gemacht.
  • Schlägt Thies den OB im Minigolf auf der Schlaglochpiste, wird repariert.

Der schlechteste Kinofilm des Jahres wird traditionell mit der Goldenen Himbeere ausgezeichnet, weiß Meinolf Thies. Gäbe es Vergleichbares für die schlechteste Straße der Stadt – der langjährige Geschäftsführer des Cinemaxx am Berliner Platz würde den Preis der Heisinger Straße verleihen.

Unter Essens Straßen mit besonderem Erneuerungsbedarf belegt die Hauptstraße im Ortskern von Heisingen zweifellos einen Platz unter den Top 10. Die Fahrbahndecke ist stellenweise so tief abgesackt, dass auch Fahrer von Geländewagen einen großen Bogen darum machen. Wer hingegen die Offroad-Tauglichkeit seines Wagens testen will, wird nicht enttäuscht. Älteren Jahrgänge erinnern sich spontan an die gute alte „Marterstrecke“, über die Radio-Mann Alfred Zerban samstagmorgens auf WDR 2 die neuesten Modelle jagte: Bitte festhalten!

Mehr als jede dritte Hauptverkehrsstraße in schlechten Zustand

Meinolf Thies, der in Heisingen zuhause ist, und die Marterstrecke täglich in den Bandscheiben spürt, hat deshalb Oberbürgermeister Thomas Kufen einen im Ton launigen, aber in der Sache bitterernsten Brief geschrieben. Sein Vorschlag zur Güte: eine gemeinsame Partie Minigolf auf der Fahrbahn. „Da finden wir locker sehr gute ‘18-Loch-Bedingungen’ und müssen nur wenig laufen“, heißt es da. Und weiter: „Verlieren Sie nach Punkten, so sorgen Sie dafür, dass diese Spezial-Minigolfbahn durch ordentliche Reparaturarbeiten bis spätestens Ende Oktober nie wieder als solche nutzbar wird.“ Golf spielen statt Golf fahren auf der Schlaglochpiste?

Ein Schlagloch auf der Heisinger Straße.
Ein Schlagloch auf der Heisinger Straße. © Dirk Bauer

Es dürfte Meinolf Thies und seine Heisinger Mitbürger freuen zu hören, dass die Straßenbauverwaltung der Stadt über den miserablen Zustand der Heisinger Straße sehr wohl im Bilde ist. Die Hauptstraße fällt unter das Erneuerungsprogramm, das der Rat der Stadt 2011 aufgelegt hat und zählt zweifellos zu jenen 8,4 Prozent der Hauptstraßen, bei denen eine Instandsetzung längst überfällig ist, so das Ergebnis einer Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2013. Mehr als jede dritte Hauptverkehrsstraße ist demnach in einem schlechten Zustand. Fünf Millionen Euro pro Jahr fließen deshalb in die Straßenerneuerung. Und: Ja, auch die Heisinger Straße soll bedacht werden.

Bisher nur dünne Asphaltdecke aufgebracht

Bevor Thies und seiner Heisinger nun in Jubel ausbrechen: Die Sache hat einen Haken. Die Stadtwerke müssen zunächst Versorgungsleitungen erneuern, die in der Straße liegen, was für sich genommen nicht das Problem wäre. Nur klemmen die Stadtwerke wegen des bevorstehenden Neubaus der Kampmannbrücke ganz in der Nähe am Baldeneysee auch dort Leitungen ab. Würde der Versorger zeitgleich die Verbindungen für Gas und Wasser in der Heisinger Straße kappen, wäre die Versorgungssicherheit des Stadtteils im Notfall nicht mehr sichergestellt, heißt es. Kurz: Die Heisinger Straße muss warten, bis die neue Kampmannbrücke fertig ist, also etwa drei Jahre.

Bestandsaufnahme

2013 überprüfte die Stadt mit Hilfe technischer Messungen den Zustand der Hauptverkehrsstraßen. Risse, Spurrillen und reparierte Stellen wurden erfasst. Nur 13 Prozent der Hauptstraßen waren in einem sehr guten Zustand, 43 Prozent in einem befriedigendem bis gutem Zustand.

35,16 Prozent der Straßen erwiesen so große Schäden auf, dass sie erneuert werden müssen. Bei 8,38 Prozent war eine Sanierung überfällig.

Die Stadt bezifferte den Investitionsbedarf seinerzeit auf 49 Millionen Euro für die folgenden fünf Jahre.

So lange will sich aber auch die Bauverwaltung nicht Zeit lassen. Angedacht ist, die ärgsten Schäden auf der Heisinger Straße noch in diesem Jahr zu reparieren, provisorisch – bevor es in ein paar Jahren dann an die Generalsanierung geht.

Heisinger Straße 2004 provisorisch ausgebessert

Nur haben sie in Heisingen mit Provisorien so ihre Erfahrungen gemacht. Bereits Anfang dieses Jahrtausends stand die Sanierung der Heisinger Straße auf dem Programm. Die Stadt beschränkte sich darauf, eine dünne Asphaltdecke aufzubringen. Das war 2004. Filmreif, würde Cienast Thies wohl sagen.