Essen. . Dank einer parlamentarischen Initiative im Land steigt das Anfangsgehalt von 1100 auf 2000 Euro im Monat. Behörde hofft auf geeignete Bewerber.

  • Einsteiger mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung bekommen Sonderzuschlag
  • Rückwirkend zum 1. April können sie mit rund 900 Euro pro Monat mehr rechnen
  • Die Behörde leidet unter Personalmangel: 73 Planstellen sind derzeit unbesetzt

Im Rennen um die besten Bewerber auf dem Arbeitsmarkt hatte die Berufsfeuerwehr in der Vergangenheit häufig das Nachsehen: Es gab zwar genügend Interessenten, aber nicht genug gute, die für einen Hungerlohn einsteigen wollten.

Das hat bis heute Folgen, die Wehr braucht dringend neue Leute: 73 Stellen und damit zehn Prozent im feuerwehrtechnischen Dienst sind unbesetzt. Diese Lücke muss bislang durch bezahlte Mehrarbeit geschlossen werden, zumal die Wochenarbeitszeit aus arbeitsrechtlichen Gründen von 54 auf 48 Stunden eingedampft worden war.

Dieser Missstand soll sich bald ändern: Feuerwehranwärter sollen mit deutlich höheren Bezügen gelockt werden. Statt 1100 Euro bekommen sie dank einer parlamentarischen Initiative auf Landesebene rückwirkend zum 1. April rund 2000 Euro. Der merkliche Sonderzuschlag soll den Job im Blaurock für Frauen und Männer mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung attraktiver und die Feuerwehr konkurrenzfähiger machen.

Ein seit langem überfälliger Schritt

Für Ulrich Bogdahn, Chef der Essener Berufsfeuerwehr, ist dieser Schritt seit langem überfällig: „Bei der Feuerwehr anfangen in Armut – das geht gar nicht.“

Was eigentlich auch für die höheren Laufbahnen gelten sollte: Angehende Führungskräfte für den gehobenen und höheren Dienst wie etwa Ingenieure werden im Gegensatz zu den Handwerkern jedoch nicht von der Neuregelung profitieren. Was Bogdahn für problematisch hält, zumal die Aufgaben nicht zuletzt in seiner Behörde zunehmend komplexer werden.

Mit einem Anfangssalär von 1100 Euro für die ersten zwei Jahre werden sich auch künftig nur wenige Uni-Absolventen zufrieden geben, die in Unternehmen locker ein Dreifaches verdienen könnten und für die eine spätere Verbeamtung womöglich nachrangig ist. Ob das Land auch in diesem Punkt nachbessert, steht allerdings in den Sternen.

Zusätzliche Abgänge aus Altersgründen

Wann die Nachwuchsmisere ein Ende findet, ist ebenfalls offen. Die Feuerwehr Essen benötigt nicht nur zusätzliche Kräfte, um die 73 vakanten Planstellen besetzen zu können. Dazu kommen noch Abgänge aus Altersgründen, die sich ab 2020 besonders bemerkbar machen werden, sagt Feuerwehrsprecher Mike Filzen. Es kann Jahre deshalb dauern, bis die Personaldecke auskömmlich sein wird.

Auswirkungen auf die Sicherheit in dieser Stadt hat der chronische Kräftemangel aber nicht, versichern Bogdahn und der zuständige städtische Dezernent Christian Kromberg. Die Hilfsfristen würden nach wie vor eingehalten und der Rettungsdienst sei durchweg zu 100 Prozent besetzt. Das sei allerdings nur durch Mehrarbeit möglich, die grundsätzlich kritisch zu sehen sei und nicht zum Dauerzustand werden dürfe.

Doch nicht nur personell, auch technisch muss die Behörde an der Eisernen Hand aufstocken: Noch in diesem Jahr schafft die Stadt drei neue Drehleitern zum Stückpreis von rund 750 000 Euro an, so Bogdahn. Dazu kommen im nächsten Jahr zwei Löschgruppenfahrzeuge, die das Land bezahlt.