Essen. Beim Tag der offenen Tür präsentierte die Essener Feuerwehr ihre Arbeit – und warb für das Berufsfeld. Qualifizierte Bewerber sind nämlich rar.

  • Mit spektakulären Lösch-Aktionen präsentierte sich die Essener Feuerwehr beim Tag der Offenen Tür
  • Mit der Präsentation soll auch Nachwuchs für den anspruchsvollen Beruf gewonnen werden
  • Obwohl es hunderte Bewerber gibt, sind nur wenige ausreichend qualifiziert

Eine meterlange Stichflamme schießt aus einem offenbar leckgeschlagenen Gastank. Die Hitzewelle ist noch Meter entfernt zu spüren. Ausgerüstet mit Hochdruckspritzen rücken Feuerwehrleute dem Brand zu Leibe. Nicht einmal eine Minute später ist das Feuer gelöscht.

Was klingt wie ein dramatisches Szenario war glücklicherweise nur eine der Übungen, die interessierte Besucher beim Tag der Offenen Tür bei der Feuerwehr bestaunen konnten. Ob Fettbrände, Stichflammen oder in einem Unfallwagen eingeklemmte Personen – es gab kaum Einsätze, die bei der Veranstaltung am Wochenende nicht simuliert wurden.

Staunen bei den Besuchern

Was bei kleinen und großen Besuchern für Staunen und leuchtende Augen sorgte, ist Alltag für die Frauen und Männer der Feuerwachen im Stadtgebiet. Nachwuchssorgen dürfte die Feuerwehr sicher nicht haben, zumal der Beruf „Feuerwehrmann“ bei Umfragen bundesweit regelmäßig vordere Plätze im Beliebtheitsranking einnimmt – so scheint es zumindest. Die Realität sieht leider anders aus. „Wir haben seit Jahren schon große Nachwuchsprobleme“, bekennt Stefan Dolczewski von der Essener Feuerwehr.

Und das, obwohl sich hunderte Bewerber auf wenige ausgeschriebene Stellen stürzen. „Leider sind nur die Wenigsten davon ausreichend qualifiziert. Das ist das Hauptproblem.“ Der Grad der benötigten Qualifikation richtet sich nach dem angestrebten Dienstgrad. Dolczewski: „Für den mittleren Dienst wird eine handwerkliche Ausbildung benötigt, für den gehobenen Dienst ein abgeschlossenes Studium an einer Fachhochschule und für den höheren Dienst sogar ein Universitätsabschluss.“ Damit aber noch nicht genug: Die Bewerber müssen körperlich wie mental fit und belastbar sein.

Abwechslungsreicher Job

Tim Zeiss und Yannick Mielke haben es bereits geschafft – sie haben die Eignungstests bestanden und die Ausbildung bei der Feuerwehr erfolgreich absolviert. Einen zivilen Beruf hatten beide vorher erlernt – Tim Zeiss den des Rettungsassistenten, sein Kollege Yannick Mielke den des Anlagenmechanikers.

Das Funkeln in den Augen, wenn sie über ihre Arbeit bei der Feuerwehr sprechen, ist nicht zu übersehen. „Der Job ist extrem abwechslungsreich und die Kameradschaft ist großartig“, schwärmt Yannick Mielke. Beide würden jederzeit wieder zur Feuerwehr gehen, stünden sie noch einmal vor der Entscheidung — die Arbeit dort ist für sie nicht nur ein Beruf, sondern vielmehr eine Berufung.

Spannung ist immer da

Bei jedem neuen Einsatz ist die Spannung präsent – „man weiß ja nie genau, was einen erwartet, wenn man in ein brennendes Gebäude geht“, sagt Yannick Mielke. Tim Zeiss ergänzt: „Insbesondere, wenn es um die Rettung von Menschen geht, steigt der Puls dann ziemlich. Eine gewisse Anspannung ist immer da.“ Dass manchmal jede Hilfe zu spät kommt, ist Teil des Jobs. Zeiss: „Man entwickelt dadurch eine andere Einstellung zum Leben, macht sich mehr Gedanken.“ Das Gefühl, helfen zu können, entschädigt für die harten Einstellungstests und die anspruchsvolle Ausbildung, in der die Anwärter sich bei Aufgaben wie Menschenrettung, Katastrophenschutz und natürlich Brandbekämpfung bewähren müssen. Yannick Mielke fasst das so zusammen: „Man muss an die eigenen Grenzen gehen können.“