Essen. . Die Firma lockte im Internet mit niedrigen Preisen, die Rechnung fiel gepfeffert aus. Der Verbraucherzentrale liegen mehrere Beschwerden vor.

• Der Schlüsseldienst Essen lockte Kunden im Internet mit äußerst günstigen Preisen
• Als der Monteur jedoch die Rechnung noch vor der Türöffnung stellte, fiel diese deutlich höher aus
• Der Verbraucherzentrale liegen mehrere Beschwerden über die Schlüsseldienst-Firma vor

Thomas S.* fühlt sich vom Schlüsseldienst Essen hinters Licht geführt. Der Frohnhausener hatte sich vor wenigen Wochen auf dem Weg zur Arbeit zu Hause ausgesperrt. Tür zu, und der Schlüssel steckte innen. Thomas S. googelte mit seinem Handy und stieß auf das vermeintlich günstige Angebot der Firma im Internet, die unter der Adresse www.schlüsseldienst-essen.net eine Türöffnung ab 30 Euro versprach.

Was ihm der Monteur allerdings später in Rechnung stellte, war von dem Preis weit entfernt: 224,41 Euro. „Ich bin blind darauf reingefallen“, ärgert sich Thomas S. Die Tür war in wenigen Sekunden geöffnet. Der Einsatz dauerte laut Rechnung ganze 15 Minuten – ein stolzer Verdienst also.

Mit solch niedrigen Preisen Kunden locken – „das ist eine abgedroschene Masche“, sagt Manuela Duda, Leiterin der Verbraucherzentrale Essen. Immer wieder warnen Verbraucherschützer vor unseriösen Schlüsseldiensten, doch immer wieder fallen Betroffene in ihrer Not auch darauf herein. „Die meisten sind im Stress, trauen sich nicht, den Schlüsseldienst wieder wegzuschicken. Das nutzen solche Unternehmen aus“, weiß Manuela Duda.

Mehrere Beschwerden über „Schlüsselnotdienst Tag und Nacht“

Auf der Rechnung von Thomas S. tauchte allerdings nicht der Name Schlüsseldienst Essen auf, sondern der Monteur kam vom „Schlüsselnotdienst Tag und Nacht“, zumindest stand es so auf dem Kopf der Rechnung. Offensichtlich ein Subunternehmen. Eine Mitarbeiterin vom Schlüsseldienst Essen bestätigte am Telefon, dass man ausschließlich mit diesem Unternehmen zusammenarbeite, der Schlüsseldienst Essen nur eine Art Vermittlungszentrale sei.

Über den „Schlüsselnotdienst Tag und Nacht“ mit einer Anschrift in Altenessen liegen der Verbraucherzentrale derzeit gleich mehrere Beschwerden vor. Ein Wuppertaler Ehepaar beispielsweise sollte gar über 400 Euro für eine Türöffnung um 22 Uhr zahlen. Auch wenn der Notfall in die Abendstunden fiel und Aufschläge dann generell möglich sind, sei dies definitiv zu viel, so Manuela Duda. Die Geschädigten holten sich nach dem Vorfall ein Gegenangebot eines ortsansässigen Schlüsseldienstes. Dieser hätte für den gleichen Einsatz nur 130 Euro verlangt.

Angegebene E-Mail-Adresse funktioniert nicht

Dass es sich beim Schlüsseldienst Essen anscheinend um ein unseriöses Geschäftsmodell handelt, darauf deuten mehrere Indizien hin: Thomas S. wollte sich dort wegen der hohen Rechnung beschweren, doch die im Impressum angegebene E-Mail-Adresse funktioniert nicht. Das Impressum der Internetseite scheint generell lückenhaft.

Außerdem forderte der Monteur die Rechnungssumme von Thomas S. vorab: kein Geld, keine offene Tür. „Das ist nicht erlaubt“, betont Manuela Duda. Bei Werkverträgen sei Zug um Zug zu zahlen. Also erst Leistung, dann Geld. Der Handwerker hatte des Weiteren behauptet, die Kosten für die Türöffnung würde die Hausratversicherung zahlen. „Netter Versuch, nur leider falsch“, stellte Thomas S. fest.

Schlüssel besser an Bekannte geben

Schließlich verlangte der Monteur auf der Rechnung eine „fallspezifische Einsatzpauschale“ über 159 Euro netto plus 30 Euro Anfahrt. Nach Angaben der Verbraucherzentrale ist auch dies nicht seriös. Rechnungsposten müssten detailliert aufgeschlüsselt werden.

Die Verbraucherzentrale hat den „Schlüsselnotdienst Tag und Nacht“ daraufhin angeschrieben, bislang ohne Erfolg. Ein Fragenkatalog dieser Redaktion an den „Schlüsseldienst Essen“ blieb ebenfalls unbeantwortet. Dazu zählten auch Fragen nach den geschäftlichen Verbindungen zwischen Schlüsseldienst Essen und „Schlüsselnotdienst Tag und Nacht“. Aufschlussreich jedenfalls scheint dazu: Auf seiner Internet-Seite sucht der Schlüsseldienst Essen selbstständige Schlüsseldienst-Monteure als Partner.

Thomas S. hat derweil aus dem Fall gelernt: „Ich habe gleich mehrere Schlüssel auf Bekannte verteilt.“

*Name geändert

>>>DAS RÄT DIE VERBRAUCHERZENTRALE

1. Preis vereinbaren: Am Telefon sollten Kunden bereits nach dem Komplettpreis fragen. Ein Angebot im Internet, wie im geschilderten Fall, ist nicht bindend. In der Regel dauert die Öffnung wenige Sekunden und kostet zwischen 70 und 100 Euro. Vor der Auftragsvergabe sollten sich Kunden mit dem Schlüsseldienst auf einen Festpreis einigen.

2. Auftrag: Nur das Öffnen der Tür beauftragen. Eine Auswechslung des ganzen Schlosses ist meist nicht notwendig.

3. Rechnung: Viele Firmen versuchen, den Betrag in bar zu kassieren. Kunden sollten aber nur zahlen, wenn eine detaillierte Rechnung mit allen Einzelposten vorliegt und diese der Vereinbarung entspricht. Wenn der Schlüsseldienst plötzlich deutlich mehr Geld verlangt, als am Telefon vereinbart, dann sollten Kunden nur auf die Zahlung des vereinbarten Preises bestehen. Notfalls die Polizei holen.

4. Lokaler Notdienst: Am besten informiert man sich unabhängig von einer Notsituation über einen nahegelegenen Schlüsseldienst und dessen Preise. „Notpässe“ fürs Portemonnaie gibt es bei der Verbraucherzentrale.

5. Beratung: Die Verbraucherzentrale beträt Betroffene. Eine Erstberatung kostet 16 Euro. Die Essener Beratungsstelle ist erreichbar unter Telefon 64957401.