Essen. . Seit seiner Geburt Anfang 2016 hat Michael Osamudiamen mit seiner Mutter in einigen Flüchtlingsheimen gelebt. Nun haben die beiden ein Zuhause.
- Essens Neujahrsbaby Michael Osamudiamen und seine Mutter konnten das Flüchtlingsheim verlassen
- Die kleine Familie zog Anfang April in eine Drei-Zimmer-Wohnung in Altendorf, wo sich Michael austoben kann
- Sobald er einen Kita-Platz hat, möchte seine Mutter ihren Deutschkurs wieder aufnehmen
Das Neujahrsbaby 2016 hat endlich ein Zuhause: Anfang April ist Michael Osamudiamen mit seiner Mutter Loveth Benson in eine Wohnung in Altendorf gezogen. Und wie die Wohnungsgesellschaft Gewobau in einem Brief an die neuen Mieter versichert, haben sie als Mitglieder der Gensossenschaft nun lebenslanges Wohnrecht.
Das ist eine Sicherheit, wie Michael sie in seinem jungen Leben noch nicht kennengelernt hat: Am 1. Januar 2016 wurde er im Elisabeth-Krankenhaus geboren, wenige Tage später musste seine Mutter mit dem Säugling ins Flüchtlingsheim im Opti-Park zurückkehren. Loveth Benson ist aus Nigeria nach Deutschland gekommen und ist in den fast anderthalb Jahren seit Michaels Geburt ein paar Mal umgezogen: So kam sie vom Opti-Park für kurze Zeit in ein Zeltdorf in Schonnebeck, bis die Stadt ihr einen Platz in einer nahen Unterkunft an der Karl-Meyer-Straße vermittelte. Anders als im Zelt hatte sie dort ein Zimmer mit Küchenzeile, Dusche – und Privatsphäre.
In der neuen Wohnung kann sich Michael austoben
Michael ist ein lebhaftes Kind; er hat einen Bewegungsdrang, den er an der Karl-Meyer-Straße kaum entfalten konnte. „Hier fehlt ihm der Platz zum Spielen“, erzählte seine Mutter Anfang des Jahres. Als wir über die Wohnungssuche der 36-Jährigen berichteten, meldeten sich auch Leser, die Loveth Benson helfen wollten. Auf die Wohnung, in die sie nun umgezogen ist, wurde sie von einer Mitarbeiterin im Flüchtlingsheim aufmerksam gemacht – und sie sagte nach der Besichtigung schnell zu.
Hinter dem Mehrfamilienhaus gibt es einen Garten, in dem Michael spielen kann, „und ganz in der Nähe ist ein großer Spielplatz mit vielen Geräten“, sagt Loveth Benson. Auch in der Wohnung kann sich der Junge nun austoben: Drei-Zimmer-Küche-Bad sind seine Spielwiese. Mit ein paar Taschen und Tüten sind sie eingezogen, inzwischen haben sie mit dem Geld vom Jobcenter erste Möbel gekauft. Die Küche ist Second-Hand, und es fehlt ein Kühlschrank. Auch ein Bett hat sie noch nicht: „Ich habe aus der Karl-Meyer-Straße nur die Matratze mitnehmen dürfen.“
Noch schlafen Mutter und Sohn auf einer Matratze
Noch schlafen Mutter und Sohn gemeinsam am Boden, auch weil das Kinderzimmer bisher untapeziert ist und kaum möbliert ist. Ein Bett für Michael ist schon versprochen. „Aber es wird für den Kleinen nicht einfach, im eigenen Zimmer zu schlafen“, vermutet das ältere Ehepaar aus Heisingen, das die beiden seit Januar 2016 begleitet. Ganz eng ist die Bindung der Mutter zum Kind, was schön ist – und schwierig. Denn ihr Sprachkurs ruht, sie unterhält sich weiter lieber auf Englisch als auf Deutsch.
Langer Weg in die Selbständigkeit
Schon im Herbst hatte sie einen Kita-Platz für Michael, die plötzliche Trennung von der Mutter aber war ein Schock für den Jungen, er weinte, war untröstlich. Das mag auch daran gelegen haben, dass der Mutter das Konzept der Eingewöhnung nicht vertraut war, zu hopplahopp setzte sie Michael der neuen Welt aus. „Nächstes Mal mache ich das Schritt für Schritt“, sagt sie. Ihr Helfer aus Heisingen nickt: Integration besteht aus zig kleinen Erkenntnissen, aus Alltagserfahrungen und auch aus der Bereitschaft umzudenken. Er und seine Frau haben Loveth Benson bei zig Behördengängen begleitet, für sie übersetzt, eingekauft, ihr Wege geebnet. Nun muss nicht nur der kleine Michael selbstständiger werden.