Essen. . Der kleine Michael kam in Essen zur Welt, seine Mutter ist aus Nigeria geflohen. Nun kümmert sich ein Rentner-Ehepaar aus Heisingen um die kleine Familie, die im Flüchtlingsheim lebt.
- Michael Osamudiamen Benson kam am 1. Januar 2016 zur Welt
- Er war um 0.16 Uhr das erste Baby des neuen Jahres
- Er wohnt mir seiner Mutter in einer Flüchtlingsunterkunft
Michael Osamudiamen Benson ist ein Essener Junge: Am 1. Januar 2016 um 0.16 Uhr kam er als erstes Baby des neuen Jahres zur Welt. Im Elisabeth-Krankenhaus, wo alljährlich mehr als 2000 Kinder geboren werden. Doch während die anderen Mütter die Klinik nach ein paar Tagen verlassen, um mit ihren Babys nach Hause zu gehen, wartete auf Michael kein Kinderzimmer, kein Zuhause. Seine aus Nigeria geflohene Mutter kehrte mit dem kleinen Jungen in die Flüchtlingsunterkunft Opti-Park im Westviertel zurück.
Wie jedes Jahr haben wir über das Neujahrsbaby berichtet, doch Michaels Schicksal ging einigen Lesern besonders nah. Und ein tatkräftiges Rentnerehepaar aus Heisingen fuhr zum Opti-Park, nahm Kontakt zu Mutter und Kind auf – und war bezaubert: „Wir haben den Kleinen sofort ins Herz geschlossen!“
Der Junge ist ein echter Sonnenschein. „Always smiling“, wie seine Mutter sagt. Ihr selbst fällt das Lächeln mitunter schwer: Michaels Vater war zunächst in Hannover gelandet, ist nun in Wiesbaden. Und ihre beiden älteren Kinder sind bei der Großmutter in Nigeria. Loveth Benson hatte ihnen die gefahrvolle Flucht nicht zumuten wollen, sie hofft auf eine spätere Familienzusammenführung.
Rentnerehepaar kümmert sich um Mutter und Baby
Vorerst sind die Rentner aus Heisingen so etwas wie Bensons Familie. Woche für Woche besuchen sie Mutter und Baby im Flüchtlingsheim, bringen Windeln, haben Kinderwagen und Reisebettchen besorgt. Namentlich erwähnt werden, mögen sie nicht, wehren bescheiden ab: „Irgendjemand muss sich doch kümmern.“
Das heißt auch, dass sie zur Stelle sind, wenn die Unwägbarkeiten des Asylverfahrens Loveth Benson vor Herausforderungen stellen. Wie am vergangenen Mittwoch, als die 35-Jährige aufgelöst anrief: Man habe ihr gesagt, sie solle packen, weil sie noch am Morgen umziehe. „Bis dahin dachten wir, sie habe an dem Tag bloß einen Termin beim Amt für Soziales und Wohnen.“
Loveth Benson hätte es womöglich besser wissen können, wenn sie nur diesen Brief verstanden hätte: „Hiermit werden Sie gem. § 50 Abs. 4 i.V. m. § 50 Abs. 2 des Asylgesetzes (AsylG) in der aktuell gültigen Fassung der Stadt/Gemeinde Essen, Kreis Essen zugewiesen.“ So steht es da in schönstem Amtsdeutsch und auch der Hinweis, dass sie mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr rechnen müsse, „wenn Sie dieser Zuweisungsverfügung nicht Folge leisten“. Zuweisungsverfügung gehört leider nicht zu ihrem Wortschatz. Als ihr Helfer aus Heisingen am Opti-Park ankam, standen ihre Habseligkeiten schon vor der Tür.
Keine Privatsphäre für Mutter und Baby
Alle Flüchtlinge werden irgendwann von den Landeseinrichtungen wie der im Opti-Park auf städtische Heime weiterverteilt. „Wer zu uns kommt, teilt uns die Bezirksregierung meist zwei, drei Tage vorher mit“, sagt Thomas Römer vom Amt für Soziales und Wohnen. Besonders schutzbedürftige Personen wie Mütter mit Babys sollen möglichst nicht in Zelten landen, doch bisweilen ist kein anderer Platz frei: „Wir müssen jeden Tag 35 Menschen unterbringen.“ So landete Loveth Benson im Zeltdorf an der Bonifaciusstraße in Schonnebeck.
Ihr Raum ist mit Stellwänden abgetrennt, es gibt weder Stuhl noch Tisch oder Tür; nur ein Vorhang markiert die Privatsphäre. Für Mutter und Baby hat man zwei Metallbetten zusammengeschoben. Michael, der Sonnenschein, lächelt auch hier, doch seine Mutter ist unglücklich, verängstigt: „Hier kann jeder in mein Schlafzimmer laufen.“
Ein eigenes Zimmer in einer festen Unterkunft
Einen halben Tag fuhr der nette Heisinger zwischen Zeltdorf und Opti-Park hin und her; sprach im Büro der Bezirksregierung vor, tröstete die junge Mutter. Fürs vorläufige Happy End sorgte am Donnerstag das Amt für Soziales und Wohnen: Am Montag kann Loveth Benson mit Michael in eine feste Unterkunft einziehen. „Sie hat ein eigenes Zimmer mit Dusche und Kochecke“, sagt ihr Helfer. Mutter und Kind fänden dort sicher rasch Kontakt: „Im Treppenhaus stehen ein halbes Dutzend Kinderwagen.“