Essen. . Essens Schwimmsportler brauchen starke Nerven: Das Sportbad Thurmfeld im Nordviertel bleibt noch mindestens zwei weitere Wochen geschlossen.
- Neues Thurmfeld-Bad bleibt auch während der Osterferien geschlossen – anders als von der Stadt angekündigt
- Vor allem Schwimmvereine ärgern sich über die dann sechswöchige Schließung: Kurse fallen aus, Mitglieder meutern
- Die Reparatur der defekten Filteranlage hat offenbar noch gar nicht begonnen
Das Sportbad Thurmfeld im Nordviertel, das seit dem 9. März geschlossen ist, bleibt weiter dicht. Am 21. März hatte die Stadt mitgeteilt, der Betrieb solle in den Osterferien aufgenommen werden.
Tatsächlich ist weiter ungewiss, wann die Reparaturen an dem Bad, das erst Anfang 2016 eröffnet worden war, beendet sein werden. Bei Schwimmvereinen sorgt das für Unmut. Sie können nur ein Notprogramm fahren, mussten schon Wettkämpfe absagen.
Manche Sportler fordern ihre Beiträge zurück
„Für uns ist das der Super-Gau“, sagt etwa Petra Wiskow, sportliche Leiterin für Schwimmen beim Polizeisportverein (PSV). „Wir haben 560 Kinder im Thurmfeld: von den Nichtschwimmern bis zu Leistungssportlern.“ Ihnen allen Ersatz anzubieten, sei unmöglich. Zuerst habe man sich darauf konzentriert, den Schwimmathleten Trainingsmöglichkeiten in anderen Bädern anzubieten. Viele Breitensportler hätten sich über den wochenlangen Ausfall ihrer Kurse beschwert, „manche fordern ihre Beiträge zurück“. Es gebe wohl auch mehr Austritte als sonst.
Ohne die Solidarität anderer Vereine, die Wasserzeiten und Bahnen abtreten, wäre die Lage gar nicht zu bewältigen, betont Petra Wiskow. Das bestätigt die Startgemeinschaft (SG) Essen, der 14 Schwimmvereine angehören. „Wir haben Trainingsgruppen aus dem Thurmfeld aufgenommen, Sportler auf andere Bäder verteilt“, sagt Jürgen Voigt, der bei der SG für die Schwimmausbildung zuständig ist. „Dadurch sind wir selbst massiv betroffen.“
Finanzieller und Imageschaden für Schwimmvereine
So habe er über 30 Interessenten für einen Anfängerkurs im Rüttenscheider Schwimmzentrum vertrösten müssen, weil die Bahnen gerade durch Thurmfeld-Vertriebene belegt sind. Ein Ausfall für so lange Zeit bedeute für die Vereine einen finanziellen und einen Imageschaden. Das wiege beim Thurmfeld, das fast nur für Schul- und Vereinssport genutzt wird, besonders schwer, sagt Voigt „Bis zu 40 Prozent aller Übungsstunden finden dort statt.“
Ähnlich hoch ist der Anteil beim Schulschwimmen, und obwohl die Schulverwaltung versprach, das Gros der Stunden werde ersetzt, erleben Eltern etwas anderes. „Meine Tochter hat seit vier Wochen keinen Schwimmunterricht“, sagt der Vater einer Zehnjährigen. Petra Wiskow, die am Nordost-Gymnasium auch eine AG für Flüchtlingskinder betreut, ärgert sich: „Eine wochenlange Pause ist für Anfänger schlimm.“
Stadt hat für Freitag für Termin vor Ort geladen
Wiskow hatte die Ankündigung der Stadt, dass das Thurmfeld in den Osterferien wieder öffnen solle, auf der Homepage ihres Vereins gepostet – am Donnerstag musste sie sich korrigieren: In einer städtischen Pressemitteilung zu den Ferien-Öffnungszeiten aller Bäder hatte man den Hinweis versteckt, dass das Thurmfeld-Bad doch bis mindestens 23. April dicht bleibe. Eine Erklärung lieferte die Stadt nicht; nach unserer Anfrage lud man für Freitag zum Ortstermin im Bad.
Bekannt ist bereits, dass die Wasseraufbereitung dort gestört ist. Die Filter der Anlage, die das Wasser reinigen, sind so stark verschmutzt, dass sie nicht ordnungsgemäß funktionieren. Wie das bei einer quasi neuen Anlage möglich ist, muss nun geklärt werden; etwa, ob es sich um einen Konstruktionsfehler, einen fehlerhaften Einbau oder einen Bedienungsfehler handelt. Wie man hört, ist mit der Reparatur noch gar nicht begonnen worden. Ein ausgebautes Element der elektronisch gesteuerten Anlage werde derzeit im Labor untersucht. Es geht auch um Beweissicherung, denn es müssen Fragen von Gewährleistung und Kostenübernahme geklärt werden.
Die Geschichte entbehrt nicht der Ironie; schließlich hatte sich die Stadt vom alten Hauptbad auch wegen der störanfälligen Technik getrennt. Schwimmmeister Dominik Waap erzählte beim Abschied des Bades, die Filteranlage dort sei einst „Meilenstein der Bädertechnik“ gewesen, ihre Umwälzleistung jedoch zu gering. Aber: Das gute Stück lieferte stets beste Wasserqualität.