Essen.. Das Schwimmbad schließt für immer zum Jahresende. Plan: Imposanter Bau lädt alle Bürger zwischen Weihnachten und Neujahr zum letzten Plantschen ein.

Der Abschied ist lang beschlossen und doch schmerzlich: Mit dem 1958 eröffneten Hauptbad verliert Essen sein spektakulärstes und architektonisch anspruchsvollstes Hallenbad. Doch bevor am Jahresende der Stöpsel gezogen wird, sollen sich alle Essener noch einmal mit einem „Abschwimmen“ von dem Schmuckstück an der Steeler Straße 38 verabschieden können. Das hat der Sportausschuss am Dienstag einstimmig entschieden.

„Wir haben die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, ob das Hauptbad zwischen Weihnachten und Silvester geöffnet werden kann – und wir sind zuversichtlich, dass das klappt“, sagt der Ausschussvorsitzende Klaus Diekmann (CDU). Eine Selbstverständlichkeit ist die Öffnung keineswegs: Das Bad wird seit vielen Jahren fast ausschließlich für den Schul- und Vereinssport genutzt; für Publikumsverkehr ist es nur montags bis freitags von 6.30 bis 10 Uhr zugänglich. Außerdem macht die Stadt zwischen den Jahren Betriebsferien, auch das Bad-Personal muss dann Urlaubstage und Überstunden abfeiern.

Doch Diekmann ist sicher, dass sich das Problem lösen lässt. Schließlich habe die Stadt in den vergangenen zwei Jahren auch einen Weg gefunden, das Rüttenscheider Schwimmzentrum von den Zwangsferien auszunehmen und den Essenern so zumindest ein Bade-Angebot in den Weihnachtsferien zu machen. Natürlich müssten die Einsätze der Mitarbeiter freiwillig sein. „Sollte der Personalrat dennoch Bedenken haben, könnten die Schwimmvereine helfen, Aufsichtspersonal zu stellen.“

16 Millionen Euro Sanierungsbedarf

Aus der Verwaltung kommen erste positive Signale; zumal sich auch mancher Mitarbeiter der Sport- und Bäderbetriebe mit Wehmut an die großen Zeiten des Hauptbades erinnert, als die Badegäste hier Schlange standen, als Jugendliche in die Milchbar auf der Galerie drängten. Gedränge kann man übrigens bis heute im Hauptbad erleben: So am vergangenen Wochenende bei den Stadtmeisterschaften, wo die großzügige Tribüne bis auf den letzten Platz belegt war. Im neuen Bad am Thurmfeld wird alles viel schicker als im maroden Hauptbad (Sanierungsbedarf: 16 Millionen Euro) – es wird aber auch zwei Nummern kleiner. Auch den Schwimmvereinen fällt der Umzug darum wohl nicht ganz leicht; auch sie planen zum Ende eine große Sause mit Ehrengästen, die einst Rekorde schwammen und Medaillen sammelten.

Diekmann sieht in diesem Fest keine Konkurrenz-Veranstaltung, im Gegenteil: Die Sportler verabschiedeten sich von ihrem Haus-Bad, alle anderen lernten es vielleicht erst beim Abschwimmen kennen. „Ich freue mich und hoffe, dass viele Leute kommen.“ Wie stimmungsvoll ein solcher Abschied sein kann, erlebte man vor einem Jahr im Bad am Südpark in Kray, das mit Sekt und Gebäck verabschiedet wurde, mit Kerzenlicht, Musik – und Tränen.