Essen. . Die Stadt arbeite mit Hochdruck am Ausbau der Kita-Landschaft, betont Essens Sozialdezernent Peter Renzel. Man kämpfe aber mit Hindernissen.
- Sozialdezernent Peter Renzel reagiert auf Eltern-Protest wegen fehlender Kita-Plätze
- Stadt arbeite mit Hochdruck am Ausbau der Kita-Landschaft. Oft mangele es an Grundstücken und Investoren
- Freie Wohlfahrtsverbände: Suche nach Erzieherinnen wird immer schwieriger
Der Eltern-Protest wegen der mehr als 2000 fehlenden Kita-Plätze (wir berichteten) ist bei den Verantwortlichen nicht ungehört geblieben. So wendete sich Sozialdezernent Peter Renzel jetzt über seine Facebook-Seite an die Familien und versicherte, dass „alle Beteiligten mit Hochdruck an der Verbesserung der Infrastruktur arbeiten“.
Schon im neuen Kita-Jahr, das im August startet, gebe es 910 zusätzliche Plätze. Im Laufe des Jahres schaffe man an neuen Standorten und Erweiterungen 43 zusätzliche Kita-Gruppen.
Dass das die Lücke nicht schließt, ist Renzel indes klar: Der kurzfristige Ausbau werde die Versorgungsquote bei den unter Dreijährigen (U3) auf 34 Prozent erhöhen, bei den Kindern über drei Jahren (Ü3) auf 95, 7 Prozent – angepeilt hatte die Stadt 40 Prozent für U3 und 100 Prozent für Ü3.
Für Kitas brauche man Grundstücke und Investoren
Der Bau von Kitas sei eine komplexe Aufgabe, für die man Grundstücke und Investoren brauche, betont Renzel. Noch vor Jahren habe man wegen sinkender Geburtenzahlen Kitas geschlossen, nun sei ein rascheres Umsteuern nicht möglich.
„Wir kommen auf allen Seiten an Kapazitätsgrenzen. Träger können nicht unendlich weiter wachsen“, betont auch der jugendpolitische Sprecher der SPD-Ratfraktion, Frank Müller. Daher bedürfe es nun einer gemeinsam Anstrengung aller Beteiligten, um die Zielquoten zu erreichen.
Unterversorgung sei Folge einer unzureichenden Bedarfsplanung
„Gerade in einer Stadt mit einer so hohen Armutsquote ist es fatal, wenn die Kinder keine frühkindliche Bildung bekommen. Eine ausreichende Zahl von Kita-Plätzen sorgt für bessere Startchancen“, sagt Ezgi Güyildar, die für die Linke im Jugendhilfeausschuss sitzt. So gesehen sei selbst die angestrebte Quote von 40 Prozent bei unter Dreijährigen zu niedrig. So könnten etwa Brückenprojekte als Ersatz für den Kita-Besuch Flüchtlingskinder nicht ausreichend auf den Schulbesuch vorbereiten.
Die jetzige Unterversorgung sei auch Folge einer unzureichenden Bedarfsplanung, sagt Güyildar. Essen habe zu einseitig auf freie Träger gesetzt: „Es wäre besser gewesen, wenn die Stadt selber als Betreiber von Kitas aufgetreten wäre.“
Suche nach Personal werde immer schwieriger
Caritasdirektor Björn Enno Hermans weist als Sprecher der Wohlfahrtsverbände mit über 200 angeschlossenen Kitas darauf hin, „dass die Verbände den Platzbedarf seit langem thematisieren und in engem Austausch mit der Stadt stehen“.
Die steigende Geburtenrate und die Folgen von Flucht und Migration habe aber kein Beteiligter so voraussehen können. Und: „Es wird immer schwieriger, geeignete Erzieherinnen für die Einrichtungen zu finden“. (wan)