Essen. Die Ausbildungszahlen in Essen sinken. Nun will die Industrie- und Handelskammer mit einem Aktionsplan die Unternehmen umstimmen.

Essen erlebt seit fünf Jahren einen teils drastischen Rückgang bei den Ausbildungsplätzen. Das ist kein Ruhmesblatt für die Wirtschaft. Das weiß auch die Industrie- und Handelskammer (IHK). Auf ihrer Vollversammlung hat die Kammer deshalb jetzt einen „Aktionsplan Ausbildung“ beschlossen. Damit sollen ihre Mitgliedsunternehmen animiert werden, wieder mehr in künftige Fachkräfte zu investieren.

„Ausbildung ist und bleibt die beste Vorsorge vor Fachkräfte-Engpässen“, unterstreicht IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel. Zumal über 40 Prozent der hiesigen Unternehmen im Fachkräftemangel ein Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen, wie die IHK in ihrer jüngsten Konjunkturumfrage ermittelte. Und dennoch muss die Kammer den Unternehmen offensichtlich auf die Sprünge helfen. Vor allem aber besteht das Problem, Betriebe mit passenden Bewerbern zusammenzubringen.

Fünf Aktionen für mehr Lehrstellen geplant

Im vergangenen Ausbildungsjahr hatten die Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen insgesamt 2428 Lehrverträge neu abgeschlossen. Das bedeutete einen Rückgang um 7,5 Prozent oder 197 Verträge im Vergleich zum Vorjahr. Noch stärker ist der Rückgang, wenn man sich die Zahl der neuen Lehrverträge anschaut, die 2011 unterschrieben wurden: Das waren damals 2911.

Fünf Dinge hat sich die IHK im laufenden Ausbildungsjahr vorgenommen: Erstens sollen Lehrstellen-Akquisiteure ausschwärmen und Lehrstellen einwerben. Dafür will die IHK fünf Ehrenamtliche gewinnen – Pensionäre, Vorruheständler. Nach Ostern sollen sie mit ihrer Arbeit beginnen. Zweitens wird die IHK ein Call-Center beauftragen, das bei den Firmen ebenfalls für das Thema Ausbildung trommeln soll.

Tausende Unternehmen bilden nicht mehr aus

Mit diesen beiden Schritten will die IHK vor allem die Unternehmen erreichen, die in der Vergangenheit ausgebildet haben. Die es heute aber nicht mehr tun. Franz Roggemann, IHK-Geschäftsführer für den Bildungsbereich, schätzt deren Zahl auf 2000 bis 3000 im IHK-Bezirk Essen, Mülheim, Oberhausen.

Als dritte Maßnahme wird die Kammer ein weiteres Azubi-Speed-Dating am 19. Mai veranstalten. Eine Chance für Spätentschlossene – sowohl auf Seiten der Schüler als auch der Firmen. Schließlich wird die IHK das Thema Ausbildung in ihrer Zeitschrift MEO stärker aufgreifen und will zudem an ihrem eigenen Haus am Waldthausen-Park mit einem Werbeplakat ein „plakatives Signal“ setzen.