ESSEN. . Warum die Industrie- und Handelskammer einen deutlichen Rückgang an Lehrvertägen für 2016 verzeichnete. Die IHK sieht die Politik in der Pflicht.

Die Industrie- und Handelskammer sorgt sich mit Blick auf deutlich gesunkene Ausbildungszahlen um die betriebliche Ausbildung in der Stadt. „Die betriebliche Ausbildung in Essen ist unter Druck“, mahnte Gerald Püchel, Hauptgeschäftsführer der IHK.

Im vergangenen Ausbildungsjahr hatten die Essener Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen insgesamt 2428 Lehrverträge abgeschlossen.

Das bedeutete einen Rückgang um 7,5 Prozent oder 197 Verträge im Vergleich zum Vorjahr.

Entwicklung sei „unbefriedigend“

Püchel bezeichnete die Entwicklung als „unbefriedigend“ und warb bei den Unternehmen eindringlich für die Vorteile: „Die duale Ausbildung ist für Unternehmen die beste Vorsorge zur Fachkräftesicherung. Zugleich bietet sie qualifizierten jungen Menschen einen guten Einstieg ins Berufsleben mit guten Karrierechancen.“

Vor allem in den kaufmännischen Berufen brachen die Zahlen vergangenes Jahr ein. Im Handel wurden 122 Verträge weniger eingetragen, bei den Banken 27 und im Hotel- und Gaststättengewerbe 23. Lediglich im Verkehrs- und Transportgewerbe gab es ein kleines Plus. Erfreulicher habe sich der gewerbliche Bereich entwickelt: Beispielsweise im Metallbereich gab es 14 Verträge mehr als im Vorjahr.

14 Verträge mehr im Metallgewerbe als 2015

Püchel stellte fest, dass die Suche nach Auszubildenden für Unternehmen schwerer werde. Ein Grund sei, dass es bei Jugendlichen einen Trend zum Studium gebe. „Offenbar sehen viele junge Menschen – und deren Eltern – einen akademischen Abschluss als beste Qualifizierung für berufliche Karriere und wirtschaftlichen Aufstieg an. Dass dies keineswegs immer die richtige Entscheidung sein muss, zeigen schon die hohen Studienabbrecher-Quoten“, sagte Püchel.

Auch die Politik könne etwas für ein besseres Ausbildungsklima in Essen tun. „Die Rahmenbedingungen für die Betriebe müssen stimmen“, sagte Püchel. Dazu zählten attraktive Gewerbeflächen und ein soweit als möglich maßvoller Gewerbesteuer- und Grundsteuerhebesatz B.

Ausbildungsberater bei der IHK

Die IHK berät Betriebe bei Fragen rund um die Ausbildung. „Die IHK-Ausbildungsberater helfen gerne Unternehmen, die mit der Ausbildung beginnen möchten“, erklärt Püchel.

„Unternehmen, die Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Bewerbern haben, werden von unseren vier Ausbildungsplatzvermittlern unterstützt; dies ist ein kostenfreier Service der IHK. Zu den Unterstützungsangeboten gehört auch die IHK-Lehrstellenbörse im Internet; dort können Unternehmen – ebenfalls kostenfrei – freie Ausbildungsplätze inserieren.“