Essen. . 2016 waren weniger Essener arbeitslos als 2015. Zwar ist die Zahl nur leicht gesunken, aber angesichts der Flüchtlingswelle ist das ein Erfolg.
- Die Zahl der Arbeitslosen in Essen ist dieses Jahr weiter leicht gesunken
- Stark zugenommen hat jedoch die Zahl der arbeitslos gemeldeten Flüchtlinge
- Dies und die Langzeitarbeitslosigkeit sind die größten Herausforderungen der Zukunft
Trotz der Flüchtlingswelle ist die Zahl der Arbeitslosen in Essen dieses Jahr leicht gesunken. Mit rund 34 900 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt erreicht Essen den niedrigsten Wert seit fünf Jahren. „Die guten Beschäftigungsmöglichkeiten bescheren uns einen stabilen Arbeitsmarkt“, sagte der Chef der Arbeitsagentur, Klaus Peters.
Von der recht gut laufenden Wirtschaftskonjunktur hätten in diesem Jahr auch Langzeitarbeitslose – also Essener, die ein Jahr und länger Arbeit suchen – deutlicher profitiert. Ihre Zahl ist gegenüber 2015 um fast 1000 gesunken und liegt jetzt bei rund 16 000. Auch die Jugendarbeitslosigkeit ist niedriger als vor einem Jahr.
Essen bleibt hinter der Entwicklung in NRW zurück
Dennoch können die Entwicklungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Essen hinter der landesweiten Erholung am Arbeitsmarkt zurückbleibt und mit einer Arbeitslosenquote von durchschnittlich 12 Prozent weiter zu den Schlusslichtern in NRW zählt. Auch mit Blick auf nächstes Jahr gibt sich Peters skeptischer: „Ich wäre zufrieden, wenn wir das Niveau halten. Aber das wird jede Menge Anstrengungen brauchen.“
Vor allem die Zahl der arbeitslos gemeldeten Flüchtlinge wird auch im kommenden Jahr deutlich steigen. Schon im aktuellen Jahr waren über 1100 Flüchtlinge mehr arbeitslos gemeldet als im Jahr zuvor. Und noch befinden sich viele Asylbewerber in Sprachkursen etc. und tauchen damit noch gar nicht in der Arbeitslosenstatistik auf.
Arbeitsagentur befürwortet sozialen Arbeitsmarkt in Essen
Auch das Thema Langzeitarbeitslosigkeit bleibt eine der größten Herausforderungen. Peters schätzt, dass rund 10 000 Essener erst einmal eine Qualifikation bräuchten, um überhaupt wieder Arbeit zu finden. „Wir müssen andere Antworten geben als bisher“, sagte er. Peters unterstützt deshalb Pläne der Essener Politik, einen sozialen Arbeitsmarkt auf die Beine zu stellen, der Menschen fördert, die keine Chance auf eine reguläre Stelle haben.
Immer stärker stellt sich mittlerweile heraus, dass die Langzeitarbeitslosigkeit in Essen nicht nur eine Folge des Strukturwandels ist. Denn von den 16 000 Betroffenen sind rund die Hälfte 45 Jahre und jünger. „Mir macht große Sorgen, dass die Langzeitarbeitslosigkeit mitwächst“, sagte Peters.
Viele Ungelernte ohne Job-Chancen
Fast 40 Prozent der Menschen, die ein Jahr und länger schon ohne Job sind, hätten keinen Schulabschluss. Von den jüngeren Arbeitslosen hätten ebenfalls fast 40 Prozent keine Ausbildung. Allerdings nehmen die einfachen Helfertätigkeiten, die für diejenigen in Frage kämen, immer weiter ab. „Wir müssen die Bildungsleistung erhöhen“, appellierte Peters sowohl an die Schulpolitik aber auch an Unternehmen, mehr Praktikums- und Ausbildungsplätze anzubieten.
Für gut Qualifizierte sieht Peters unterdessen auch in Zukunft gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Essen habe den Wandel hin zu einer Dienstleistungswirtschaft geschafft. Das sei vor allem mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung der Wirtschaft von Vorteil. Denn der Dienstleistungsbereich müsse die Ersetzbarkeit von Mensch durch Maschine weniger fürchten. Nur rund sieben Prozent der Jobs in Essen seien davon in besonders hohem Maße bedroht. Das sei ein deutlich geringerer Anteil als bundesweit (15 Prozent).