Essen. . Eigentlich sollte im Prozess um den Regentonnenmord die Angeklagte reden. Doch sie schweigt. Dafür meldet sich ihr Mann erneut zu Wort.
- 75 Jahre alten Vermieter getötet und in der Regentonne im eigenen Garten vergraben
- Angeklagter Roland P. fühlt sich am dritten Prozesstag vom Gericht missverstanden
- Seine Ehefrau soll das Konto des Vermieters mit leergeräumt haben und schweigt dazu
Rund zwei Stunden Zeit hatte das Essener Schwurgericht am Mittwoch der Angeklagten Heidemarie P. (52) im Regentonnenmord-Prozess eingeräumt. Wie angekündigt sollte sie Stellung nehmen zu Betrugsvorwürfen, die ihr zur Last gelegt werden.
Und zu ihrem Ehemann Roland P. (51), der laut Anklage ihren gemeinsamen Vermieter Günter K. (75) ermordet und in einer Regentonne im Garten vergraben hat. Doch Heidemarie P. schwieg am Mittwoch. „Sie wird sich jetzt nicht äußern, möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt“, sagte ihr Verteidiger Stephan Prinz.
Roland P. fühlt sich missverstanden
Dafür nutzte Ehemann Roland die Zeit, seine Einlassung vom zweiten Prozesstag zu ergänzen. Nachdem er am Freitag rund zwei Stunden lang schriftliche Aufzeichnungen vorgelesen hatte, nahm er jetzt zwei in der U-Haft handgeschriebene Seiten und las sie vor. Missverstanden fühlte er sich. Er sei am Freitag auch gar nicht darauf vorbereitet gewesen, dass die Richter ihm Fragen stellen. Tatsächlich hatte er sich damals in Widersprüche verstrickt.
Vorgeworfen wird ihm, seinen Vermieter aus Geldmangel ermordet zu haben. Um dieses Motiv abzurunden, hat Staatsanwältin Elke Hinterberg noch mehrere Betrugsvorwürfe in der Anklage aufgelistet. Da geht es darum, dass der Altenpfleger sich gezielt alleinstehende alte Menschen ausgesucht haben soll, um an ihr Geld zu kommen. Und in Essen-Byfang soll er ein Haus für 425.000 Euro gekauft haben, ohne auch nur einen Cent dafür zu besitzen.
Angeklagter lässt unbekannten Sponsor auferstehen
Roland P. hatte das zunächst zurückgewiesen. Er hatte am Freitag von einem Sponsor gesprochen, der ihm den Kauf finanzieren sollte. Oder von seinem „biologischen Vater“, der in Kanada lebe und wohlhabend sei. Weil er aber den Namen des Sponsors nicht nennen wollte und es für den biologischen Vater keinerlei Belege gibt, hatte er diese beiden Personen am Freitag schließlich als Lüge eingeräumt.
Seit Mittwoch existieren sie wieder. In seiner Ergänzung behauptet er, die Finanzierung des Hauses sei deshalb eigentlich gesichert gewesen. Aber Namen nennen will er weiterhin nicht. Er will sie vor der angeblich in seinem Fall sensationslüsternen Öffentlichkeit beziehungsweise Presse schützen, sagt er. Aber vielleicht könnten sie sich ja mal melden, deutet er an.
Briefe an die Ehefrau beschlagnahmt
Ansonsten klagt er, dass das Gericht die in der Haft geschriebenen Briefe an seine in Freiheit lebende Frau beschlagnahmt. Richter Andreas Labentz geht darauf scharf ein: Dass ein Gericht ihm Fragen stelle, sei ja nicht ungewöhnlich. Darauf müsse er sich einstellen. Und dass er sich in Briefen an seine Frau nicht zur Sache äußern dürfe, habe das Gericht ihm mitgeteilt.
Seine Frau bleibt den Zuhörern erst einmal ein Rätsel. Im Ermittlungsverfahren stand sie in Verdacht, am Mord beteiligt gewesen zu sein. Dafür gab es aber keinen Beweis. Angeklagt ist sie lediglich wegen der rund 13 000 Euro, die ihr Ehemann mit der EC-Karte des Opfers von dessen Konten abholte. Sie habe gewusst, dass der unerwartete Geldsegen ihres eigentlich mittellosen Mannes aus dieser Quelle stamme, behauptet Staatsanwältin Hinterberg.
Staatsanwältin spricht von Mitwisserschaft
Der gebrauchte Twingo, die nachgeholte Hochzeitsreise nach Holland, ein „Testament“ des Opfers zugunsten seiner Mieter – all das lasse auf ihre Mitwisserschaft schließen. Heftige Vorwürfe – doch Heidemarie P., die mit ihrem Umzug vom Todeshaus in Stadtwald in eine Wohnung in Bredeney weiterhin einen Hang zu ordentlichen Wohnlagen offenbart, schweigt.
Nicht geschwiegen hat in diesem Fall die Sparkasse. Anfang Juni war Günter K. getötet worden, doch längere Zeit fiel außer einer Nachbarin niemand seine Abwesenheit auf. Bis dann die Sparkassenfiliale Stadtwald merkte, dass die Konten ihres Kunden von einem fremden Mann leergeräumt wurden. Da schaltete die Sparkasse die Polizei ein.