Essen. . Selbstmitleid und Lügen: Im Prozess um den Regenfass-Mord gesteht der Angeklagte die Tötung seines Vermieters und schiebt die Schuld auf andere.
- Vor dem Essener Schwurgericht gesteht Altenpfleger Roland P. die Tötung seines Vermieters
- Der 51-Jährige sieht sich aber keineswegs als Mörder und Betrüger alter Menschen
- In seiner Aussage erfindet er spontan einen wohlhabenden biologischen Vater in Kanada
Roland P. gesteht am Freitag vor dem Essener Schwurgericht, seinen 75 Jahre alten Vermieter Günter K. getötet und in einer Regentonne im Garten des Hauses an der Lerchenstraße in Essen-Stadtwald vergraben zu haben. Doch der Mörder, als den ihn die Anklage von Staatsanwältin Elke Hinterberg zeichnet, will der 51-Jährige nicht sein.
Und auch nicht der Betrüger, als der er in weiteren Anklagepunkten geschildert wird. Voller Selbstmitleid weist er das zurück und hinterlässt bei seiner knapp zweistündigen Einlassung beim Zuhörer nur einen Eindruck: schuld sind immer andere.
Roland P. sieht sich nicht als Betrüger
Dass es sein Geschäftsmodell war, alleinstehende Menschen zu pflegen, um an ihr Geld zu kommen? Falsch. Aufgeopfert habe er sich für sie, allerdings seien sie zuletzt schwierig geworden. Dass er Frauen ausnutzte, mit denen er verheiratet war oder zusammenlebte? Nein, auch da habe er sich aufgeopfert, sei aber auf Unverständnis gestoßen.
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Ende Mai, Anfang Juni 2016 starb Vermieter Günter K. in seinem Haus. Niedergeschlagen mit einer Stange und erwürgt. Das gesteht Roland P., es sei im Streit geschehen. Erst Mitte August wurde die Leiche gefunden. Seitdem sitzt Roland P., der in der Altenpflege gearbeitet hatte, in Untersuchungshaft.
Aussage im Gefängnis niedergeschrieben
Die Zeit hat er genutzt, um seine Aussage vor Gericht handschriftlich zu fixieren. Es sind viele Seiten geworden. Zum Schluss hofft er darin, dass das Gericht ihm die Frage beantworten wird, wer er denn ist. Er selbst hat viele Antworten. Er erzählt, dass er als junger Mann in kriminelle Kreis der Essener Brüder U. geriet. Dass er sich daraus befreit habe und durch widrige Umstände oft scheiterte.
Dann baut er sogar in die Einlassung spontan Lügen ein. Oft hatte er Leuten erzählt, sein Vater lebe in Kanada und sei vermögend. Dabei leben die Eltern seit Jahrzehnten in Stoppenberg. Am Freitag ergänzt er, dass er einem Seitensprung seiner Mutter entstamme und sein biologischer Vater tatsächlich in Kanada lebe. Das glaubt ihm wohl keiner. Und zwei Stunden später rudert er wieder zurück. Das mit dem biologischen Vater in Kanada stimme nicht.