Essen. . Die Folkwang-Universität der Künste feiert ihr 90-jähriges Bestehen mit Tanz, Musik und einer Kampagne, bei der jeder seine Stimme abgeben darf.

  • An der größten Kunsthochschule des Landes werden derzeit 1600 Studenten aus allen Kontinenten unterrichtet
  • Zum 90-jährigen Bestehen haben Künstler von Armin Rohde bis Anke Engelke ihre Definition von Folkwang formuliert
  • Das Jubiläumsprogramm sorgt das ganze Jahr über für Highlights vom Goethe-Musical bis zur großen Folkwang-Oper

Wer seinen 90. Geburtstag feiert, der kann natürlich zufrieden die Arme verschränken und noch einmal stolz in die Vergangenheit schauen. Man kann aber auch 90 Jahre alt werden und noch einmal einen ganz frischen Blick auf die eigene Identität werfen. Mit „Folkwang ist . . .“ der Kampagne zum 90. Geburtstag der Folkwang-Universität der Künste, will man diesen neuen Blick wagen und bewusst Freiraum lassen – für neue Perspektiven, Herausforderungen und Interpretationen.

Beim Festakt in der Neuen Aula in Werden machte der scheidende Rektor Kurt Mehnert dazu die Erfahrung, dass Folkwang eben auch ein Ort der Überraschungen und Unterbrechungen ist. So wurde die vom ehemaligen Folkwängler Oliver Scheytt moderierte Geburtstagsfete eine vergnügliche und – sorgsam choreografierte – Party des heiteren Reinquatschens und Dazwischensingens.

Künstlerisch aufbereitet von den Studenten der vielen unterschiedlichen Fachbereiche, die in kurzen Kostproben schon mal einen Vorgeschmack auf das gaben, was die Folkwang-Uni in diesem Jahr alles im Jubiläums-Programm zu bieten hat. Ein Goethe-Musical beispielsweise, eine Purcell-Oper, Beethovens sämtliche Klaviersonanten und natürlich jede Menge Tanz.

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Für die große, historische Rückschau wird es vielleicht zum 100. Geburtstag an der Zeit sein. Doch zum 90. Bestehen hatte sich die 1927 als Folkwangschule für Tanz, Musik und Sprechen gegründete und 2010 in den Rang der Universität erhobene Bildungsinstitution mit Weltruhm vom Regie-Studenten Jakob Arnold eine kurzweilige Nummern-Revue ausrichten lassen, bei der nicht mal der Rektor so richtig zu Wort kam, geschweige denn Festredner, städtische Honoratioren und Förderer. Stattdessen sang Musical-Star Goethe vom Leben und der Liebe, stolperten die Physical Theatre-Studenten Halina Jäkel und Paulo de Queiroz auf der Bühne halbnackt durch die „Hochzeitsnacht“, stimmten die Studenten vom Institut für Gregorianik vom Seitenbalkon aus das „Dum pater Familias“ an, während die Tanz-Studierenden in ihren weißen Kapuzenjacken alles andere als feierliche Andacht verbreiteten – und auf der Bühne statt Blumen eine Banane überreichten.

„Folkwang ist. . . “ eine große Kampagne

Unter dem Motto „Folkwang ist...“ kann jeder eine persönliche Antwort abgeben. Postkarten liegen zur Abstimmung aus.

Wer mag, vervollständigt den Satz „Folkwang ist...“ in Wort, Bild, Ton. Alle Beiträge werden veröffentlicht - per Hashtag #folkwangist über Social Media und auf www.folkwangist.de.

Folkwang ist – eben Vielfalt, spannendes Experiment und der schönste Ort, sagt Kurt Mehnert. Und dass in den Worten des noch amtierenden Folkwang-Rektors auch ein bisschen Wehmut mitschwang, liegt daran, dass der sein Amt im April an seinen Nachfolger, den Musikwissenschaftler Andreas Jacob weitergeben wird.

So wurde aus der Feierstunde im Nachklang auch noch eine kleine Abschiedsfeier für den scheidenden Mehnert, der als Professor für Gestaltung künftig noch die Vorzüge der neuen Folkwang-Uni auf Zollverein erleben kann.

Und natürlich wurden fleißig Stimmen gesammelt, was Folkwang denn nun ist: „Eine wunderbare Nachbarin“, sagt Wirtschaftsminister und Wahl-Werdener Garrelt Duin, der den Wohlklang aus Türen und Fenstern beim Spaziergang nicht missen will. „Eine Institution, die schon immer in Essen war und das kulturelle Leben der Stadt sehr positiv beeinflusst hat“, sagt Heinz Barentzen, Gründer der Hochschulstiftung Folkwang. „Theater. Sehr schöne und harte Arbeit. Ringen um Qualität“, findet Ex-Schauspielschüler Armin Rohde. Und für den Tanz-Professor und langjährigen Pina Bausch-Weggefährten Lutz Förster ist Folkwang „zwar nicht mehr das, was es einmal war, aber immer noch aufregend und mein Leben.“