ESsen. . Debatte über geplante Kooperation der Musikschulen in Oberhausen und Essen. Folkwang-Team fühlt sich überrumpelt, Politiker befürworten Prüfung
Wenn es um die Frage von Zusammenschlüssen und Kooperationen über Stadtgrenzen hinweg geht, dann handeln die Diskussionen längst nicht mehr allein von gemeinsamen Schienennetzen und Straßenbahn-Depots. Derzeit sorgt die Nachricht von einer möglichen Kooperation der beiden Musikschulen für Gesprächsstoff. Nachdem Kulturdezernent Andreas Bomheuer die Pläne vor einigen Tagen im Kulturausschuss vorgestellt hat, hat die politische Debatte Fahrt aufgenommen. Vor allem, nachdem Volker Buchloh, bisheriger Leiter der Oberhausener Musikschule, Ende vergangener Woche ganz offiziell seinen Hut als künftiger Leiter beider Musikschulen in den Ring geworfen hat.
Die Bewerbung kommt nicht ganz überraschend. Nach dem Abschied von Christian de Witt, der die Essener Folkwang-Musikschule über 25 Jahre lang geleitet hat, ist die Leitungs-Funktion vakant. Die Stellenausschreibung für seine Nachfolge wurde zunächst verlängert, ist aufgrund der aktuellen Personal-Entwicklungen inzwischen aber aufgehoben. Dem Vernehmen nach soll der Andrang in Frage kommender Bewerber nicht so groß gewesen sein wie erhofft. Der 57-jährige Buchloh gilt als erfahrene Kraft, neben der kleineren Oberhausener Musikschule hat er bislang auch noch die Geschicke des Kulturbüros mitorganisiert. Die beiden Musikschulen würde er in Personalunion führen. In der Weststadthalle, wo die Folkwang-Musikschule ihre Zentrale hat, fühlt man sich übergangen. Zumal die Nachricht von einer möglichen Kooperationen mit Oberhausen gänzlich unerwartet kommt, Berührungspunkte, so heißt es, habe es bislang nicht gegeben.
„Die Gespräche sind ein Schritt in die richtige Richtung“
Auslöser für die Kooperations-Debatte dürfte damit in erster Linie die Bewerbung Buchlohs gewesen sein. Nach Angaben von Kulturdezernent Bomheuer stehen bei den anstehenden Kooperationsgesprächen aber nicht die finanziellen Einspareffekte im Vordergrund. „Die Verbesserungen sollen vor allem fachlich von Vorteil sein.“ Wenig oder selten gefragte Instrumente könnten durch die Kooperation angeboten werden, das Ensemblespiel verbessert und der „Jam Truck“ beispielsweise auf solide Fundamente gestellt werden.
„Ein Schritt in die richtig Richtung“, sagt CDU-Ratsfrau Christiane Moos, „interkommunale Zusammenarbeit ist die Zukunft“. Die Sorge von Oberhausener Seite, am Ende von der großen Folkwang-Musikschule „geschluckt“ zu werden, hält Moos für unbegründet. „Es gibt derzeit keine Fusionspläne“. Auch bei der SPD ist man den Plänen nicht ganz abgeneigt. Die Möglichkeiten auszuloten, sei erst mal nicht falsch, sagt SPD-Kulturpolitiker Hanns-Jürgen Spieß. „Allerdings darf das am Ende nicht zu einer Billiglösung führen, dafür ist das Thema zu wichtig.“
In den nächsten drei Monaten, so Dezernent Bomheuer, soll nun erörtert werden, in wie weit eine Kooperation sinnvoll und möglich ist. Vor allem ein Teil der Honorarkräfte, die beispielsweise im Rahmen des Projektes „Jedem Kind ein Instrument“ (Jeki) schon jetzt täglich weite Anfahrtsstrecken zu den jeweiligen Schulen in Kauf nehmen müssen, dürften der Entscheidung mit Spannung entgegen sehen.