Essen. Der Flughafen Düsseldorf will die Zahl der Starts und Landungen erhöhen. Der Verein „Bürger gegen Fluglärm“ ruft dazu auf, den Plänen zu widersprechen.

  • Flughafen Düsseldorf will bis zu 60 Starts und Landungen pro Stunde statt der bislang erlaubten 47
  • Gegner gehen davon aus, dass es zu Klage kommt, sollte das Land dem Antrag des Flughafens folgen
  • Ab dem Wochenende sammeln „Bürger gegen Fluglärm“ Unterschriften

Der Aktionskreis Essen des Vereins „Bürger gegen Fluglärm“ macht gegen Pläne des Flughafens Düsseldorf mobil. Der Airport will die Zahl der Starts und Landungen erhöhen und hat dazu beim Land die Änderung der gültigen Betriebsgenehmigung beantragt. Die Unterlagen liegen für jedermann im Planungsamt zur Einsicht aus. Sollte der Flughafen sein Vorhaben in die Tat umsetzen, „wird alles nur noch schlimmer“, befürchtet Georg Regniet, Sprecher des Aktionskreises aus Kettwig, wo Fluglärm seit Jahren ein Ärgernis ist – und nicht nur dort.

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) veröffentlicht im Internet unter der Adresse www.dfs.de die Flugverläufe am Flughafen Düsseldorf. Diese Darstellung zeigt die Flugbewegungen am 3. Mai 2016, teilt der Verein „Bürger gegen Fluglärm“ mit. Jede Linie zeichnet einen Flug nach. Die Farbe zeigt: Über Kettwig beträgt die Flughöhe nicht einmal 1000 Meter.
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) veröffentlicht im Internet unter der Adresse www.dfs.de die Flugverläufe am Flughafen Düsseldorf. Diese Darstellung zeigt die Flugbewegungen am 3. Mai 2016, teilt der Verein „Bürger gegen Fluglärm“ mit. Jede Linie zeichnet einen Flug nach. Die Farbe zeigt: Über Kettwig beträgt die Flughöhe nicht einmal 1000 Meter.

Georg Regniet wohnt seit 14 Jahren in Kettwig auf der Höhe – mitten in der Anflugschneise. In wenigen hundert Metern Höhe überfliegen Jets im Landeanflug das Mehrfamilienhaus. Besonders schlimm sei es in der schönen Jahreszeit zwischen Mai und Oktober am späten Abend, dann rauschen die Flieger gefühlt fast im Minutentakt übers Dach hinweg. „Morgens ums sechs weckt uns dann die erste Maschine aus New York“, sagt Sabine Knipping-Paff aus Überruhr mit sarkastischem Unterton. Auch jenseits der Ruhr fühlten sich Anwohner um den Schlaf gebracht. Ja, Proteste gegen Fluglärm gibt es längst aus dem gesamten Essener Süden und darüber hinaus. „Bei uns melden sich auch Leute aus Hattingen, aus Wattenscheid und sogar aus Herne“, berichtet Georg Regniet.

Acht zusätzliche Abstellplätze

Nun will der Flughafen mehr – bis zu 60 Starts und Landungen pro Stunde der bislang erlaubten 47. Die beiden Start- und Landebahnen möchte der Airport nach den Worten seines Sprechers Thomas Kötter künftig „flexibel nutzen“ dürfen. Denn bislang muss der Flughafen der Luftaufsicht eine Woche im voraus anmelden, ob er den Betrieb mit einer oder mit zwei Bahnen plant; letzteres ist nur in der Hälfte der Betriebsstunden erlaubt.

Fluglärmgegner Georg Regniet und Sabine Knipping-Paff lauschen in Kettwig dem nächsten Überflug.
Fluglärmgegner Georg Regniet und Sabine Knipping-Paff lauschen in Kettwig dem nächsten Überflug. © WAZ

Diese „Fesseln“ möchte der Flughafen gerne gelockert sehen. Flüge ließen sich so besser planen, Verspätungen vermeiden beziehungsweise „mit großer Wahrscheinlichkeit“ bereits über den Tag hinweg abbauen, was die „Bürger gegen Fluglärm“ bezweifeln. Kötter sagt auch: „Wir können das nicht versprechen.“ Formulierungen wie diese lassen Fluglärmgegner hellhörig werden. Für Misstrauen sorgt, dass acht zusätzliche Abstellplätze für Flugzeuge entstehen sollen, was vor allem Fluggesellschaften entgegen kommen dürfte, die in Düsseldorf ihre Heimatbasis haben. Sie dürfen im Verspätungsfall bis 24 Uhr landen, anderen ist dies bis 23 Uhr gestattet. Fluglärmgegner werfen den Airlines vor, diesen Zeitpuffer bei der Planung mit einzukalkulieren.

Mit Unterschriften Druck aufbauen

„Wir wollen nicht, dass der Flughafen geschlossen wird, aber wir wollen, dass er sich an die Regeln hält“, betont Georg Regniet.

Die Stadt Essen wissen die Fluglärmgegner an ihrer Seite. Der Rat der Stadt hat sich gemeinsam mit anderen Anrainer-Kommunen gegen eine Betriebserweiterung des Flughafens ausgesprochen. Regniet geht davon, dass es zu einer Klage vor Gericht kommt, sollte das Land dem Antrag des Flughafens auf Planfeststellung folgen. Die Entscheidung wollen die „Bürger gegen Fluglärm“ durch möglichst viele Eingaben und Unterschriften beeinflussen, um Druck aufzubauen, wie es Regniet formuliert.. Ab dem kommenden Wochenende wird gesammelt.

„Bürger gegen Fluglärm“ informiert dreimal

Zum Thema informiert der Verein „Bürger gegen Fluglärm“ an drei Info-Abenden: am Dienstag, 31. Mai, 19.30 Uhr, in der Waldorfschule (Aula), Schellstraße 47; am Mittwoch, 1. Juni, 19 Uhr, im Gasthaus „Petershof“, Hauptstraße 140, in Kettwig sowie am Dienstag, 7. Juni, 19 Uhr, auf einer Veranstaltung der Grünen im Gymnasium Werden (Aula), Grafenstraße 9. Infos auch unter www.buergergegenfluglaerm.de

Bürger können Einwendungen gegen die Pläne des Flughafens einbringen. Die Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren können bis zum 24. Juni im Planungsamt an der Lindenallee 10, Deutschlandhaus (5. Etage), Raum 501, montags, dienstags und donnerstags von 8 bis 16 Uhr, mittwochs von 8 bis 15.30 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr eingesehen werden. Oder unter www.mbwsv.nrw.de