Essen. . Essener zählte im Juni 509 Landungen nach 23 Uhr beziehungsweise Starts nach 22 Uhr. Das sei eine Zunahme von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
- Georg Regniet schlägt Alarm: Noch nie gab es so viele Nachtflüge wie im vergangenen Juni
- Diplomstatistiker erfasste 509 Landungen nach 23 Uhr beziehungsweise Starts nach 22 Uhr
- Regniet fordert Flugpläne von den Airlines, die sich einhalten lassen und Verschärfung der Nachtflugbestimmungen
Der Kettwiger Georg Regniet, der seit elf Jahren für die Essener Aktionsgruppe der „Bürger gegen Fluglärm“ die Starts und Landungen am Düsseldorfer Airport auswertet, schlägt Alarm: Noch nie gab es so viele Nachtflüge wie im vergangenen Juni. Der Diplomstatistiker erfasste 509 Landungen nach 23 Uhr beziehungsweise Starts nach 22 Uhr. Regniet: „Das ist ein rasanter Anstieg von über 200 Prozent.“ Im Juni des Vorjahres waren es noch 169 Spätflüge. Gerade die Essener, die unter der Flugschneise wohnen, kämen in diesem Sommer kaum zur Ruhe, beklagen die Fluglärmgegner.
Georg Regniet wohnt an der Straße „Auf der Höhe“ in Kettwig . Nur 600 Meter über ihm fliegen die Jets vorbei. „Beim Fernsehen muss ich abends die Fenster zumachen. Und solange die letzten Flugzeuge nicht gelandet sind, brauche ich nicht ins Bett zu gehen“, ärgert er sich. 456 Landungen zählte er im Juni nach 23 Uhr. Alle paar Minuten hört er noch zu später Stunde einen Flieger: „Das ist nicht auszuhalten.“
Mehr als die Hälfte der Nachflüge im Juni
Der Essener nutzt für seine Statistik die Angaben des Flughafens über erwartete und tatsächliche Ankunft- und Abflugzeiten sowie die Daten des Flugleitradars, die von der Homepage “flightradar24.com“ abgerufen werden können. Dabei fand er heraus, dass von den 1252 Nachtflügen nach 22 Uhr (Starts) beziehungsweise 23 Uhr (Landungen) in den ersten sieben Monaten dieses Jahres mehr als die Hälfte allein im Juni waren.
Grundsätzlich gilt, dass ab 22 Uhr nicht mehr gestartet und gelandet werden darf. Planmäßige Landungen sind bis 23 Uhr möglich. Weil diese Möglichkeit inzwischen von den Airlines weitgehend ausgeschöpft und jede verfügbare Minute ausgereizt werde, komme es eben auch vermehrt zu Verspätungen nach 23 Uhr, so die Initiative. „Die Fluggesellschaften planen zu wenige Zeitpuffer ein“, kritisiert Regniet. „Die Umläufe einer Maschine sind zu knapp kalkuliert.“ So aber würden Airlines Landungen zu verspäteter Stunde „billigend in Kauf nehmen“. In Spitzenzeiten wie jetzt in den Sommerferien sei es inzwischen Regel, dass für das Be- und Entladen vor dem Weiterflug nur 30 bis 40 Minuten eingeplant würden. Regniet:„Da muss nur ein Koffer klemmen und sie können eine Verspätung haben.“
Schlechtwetterlagen und Streiks
Auch die ungewöhnlich vielen Gewitter hätten diesmal zu den Verspätungen beigetragen. Den letzten Punkt bestätigt auch der Flughafen: „Das 2. Quartal 2016 war von einer Vielzahl von Schlechtwetterlagen und Streiks in ganz Europa geprägt. Insbesondere Gewitter in Düsseldorf, Deutschland und ganz Europa haben zu Landungen nach 23 Uhr geführt“, so Airport-Sprecherin Laura Silberhorn.
Die Hauptverantwortung für die Zunahme der Nachtflüge liege aber bei den Fluggesellschaften, betont Regniet. Er fordert Flugpläne von den Airlines , die sich in der Realität einhalten lassen und eine Verschärfung der Nachtflugbestimmungen.