Essen. . Ein Rentner vermietete eine Wohnung an ein Pärchen und ahnte nicht, dass er das Böse ins Haus geholt hatte. Im Februar beginnt der Mordprozess.
- Mieter tötete seinen Vermieter und vergrub die Leiche in einem Regenfass im Garten
- Polizei fand gefälschtes Testament, in dem das Haus in Essen an die Mieter vererbt wurde
- Beim Geldabheben mit der EC-Karte des Opfers wurde der Mieter gefilmt und erkannt
75 Jahre alt. Einsam seit dem Tod der Mutter. Da vermietete Günter K. eine Wohnung seines Hauses im Essener Stadtteil Stadtwald. Freute sich, dass mit dem Pärchen Leben einkehrte. Doch er holte sich das Böse ins Haus. Seinen Mörder, so die Anklage von Staatsanwältin Elke Hinterberg. Den Mann, der ihn tötete, ins Fass steckte und im Garten verbuddelte.
Günter K. erfreute sich guter Gesundheit. Doch er sollte nur noch acht Monate leben, als er im Oktober 2015 das Ehepaar Roland (51) und Heidemarie P. (52) als Mieter aufnahm. Was er nicht wusste: Die beiden Altenpfleger hatten laut Anklage Schulden, konnten kaum die 1005 Euro Monatsmiete zahlen.
Die Anklage zeichnet ein düsteres Bild von Roland P. . Der Essener, mehrfach vorbestraft und früher Kickboxer, soll als Altenpfleger gezielt reiche Menschen ohne Anhang gesucht haben. Diese habe er intensiv betreut, um an ihr Geld zu kommen. Zwei dieser Fälle aus 2013 und 2014 nennt die Anklage. Von dem einen Patienten lieh er sich 3000 Euro, von dem anderen 900 – die Rückzahlung fiel aus.
23-Jähriger ersticht 20-Jährigen
Woher sollte das Geld auch kommen? Laut Polizei hatte Roland P. nichts. Trotzdem kaufte er im Mai 2015 ein Haus im ländlichen Essen-Byfang. Beim Notar versicherte er, 425.000 Euro zu zahlen. Das Geld sahen die Verkäufer nie.
Als Betrug wertet die Anklage diese Fälle. Da mutet es wie das geplante Meisterstück des Roland P. an, was Staatsanwältin Hinterberg als Hauptvorwurf sieht: Die Übernahme des Hauses an der Lerchenstraße durch Mord und Erbschaft. Frisch verheiratet seit Juli 2015 , zogen Heidemarie und Roland P. im Oktober in die Wohnung von Günter K. ein. Kurz darauf sollen sie den Kindern von Heidemarie P. erzählt haben, dass sie den Vermieter zum Freund haben wollen, um das Haus zu bekommen. Der sei allein. In ihrer Wohnung findet die Polizei ein mutmaßlich von dem Paar gefälschtes Testament. Darin vererbt Günter K. ihnen das Haus. Die Mieter seien „die einzigen, die sich um mich gekümmert haben“.
Den Kindern werden schon die Räume gezeigt, die sie später bewohnen dürfen. Unter ihnen ist auch ein 23-jähriger Sohn aus zweiter Ehe von Heidemarie P.. Er verbüßt wegen Totschlags fast sieben Jahre Haft. Denn er hatte am 13.11.2011 in Essen einen 20-Jährigen erstochen und dessen Freund lebensgefährlich verletzt.
Mutmaßlicher Mord aus Habgier
Laut Anklage soll Roland P. seinen Vermieter am 8. Juni 2016 im Keller des Hauses nach einem Streit niedergeschlagen und erwürgt haben. Die Leiche soll er in Folie gewickelt und in ein Regenfass gelegt haben, das er im Garten verbuddelte. Diesen mutmaßlichen Mord aus Habgier lastet die Staatsanwaltschaft nur Roland P. an. Seine Frau hatte sie auch im Verdacht, fand aber keine Beweise.
Gemeinschaftlich sollen sie den Tod des Vermieters ausgenutzt haben. Rund 13.000 Euro hätten sie mit seinen EC-Karten von den Konten abgehoben. Das Geldabheben wurde dem Pärchen zum Verhängnis. Zunächst hatte eine Nachbarin im Juni Günter K. als vermisst gemeldet. Im August fiel Mitarbeitern der Sparkasse auf, dass die Konten leer waren. Dass Roland P. auf den Überwachungsfotos zu sehen war, erkannte die Polizei schnell. Er zeigte ihr, wo die Leiche lag – seit fast drei Monaten.
Als Mörder sieht P. sich nicht. Verteidiger Volker Schröder: „Er sagt, er sei im Streit von seinem Vermieter mit einer Eisenstange angegriffen worden und habe sich gewehrt.“ Das sei „eine Kurzschlussreaktion“ gewesen. Auch das Würgen. Schröder: „Er sagt, er habe ihn nicht töten wollen.“