Essen. . Essens Polizeipräsident Richter und Oberbürgermeister Kufen gaben den offiziellen Startschuss für die Videobeobachtung am Rheinischen Platz.

  • Die Videoüberwachung mit 13 Kamerastandorten im Endausbau startete am Montag
  • Nach fünf Festnahmen an zwei Tagen suchen Konsumenten und Dealer nach neuen Treffpunkten
  • Die Polizei will sie im Blick behalten und die Drogengeschäfte andernorts unterbinden

Mit den Kameras am Rheinischen Platz hat der Abspann für die Drogenszene am Rheinischen Platz offenbar begonnen: Die Videobeobachtung des Kriminalbrennpunkts, die am Montag von der Polizei erstmals scharf geschaltet wurde, zeigt erste Wirkungen. Nach fünf Festnahmen auf frischer Tat an den ersten zwei Tagen sind Rauschgifthändler wie Konsumenten gleichermaßen verunsichert, sagt Polizeioberrat Jürgen Lui, Leiter der Inspektion Mitte. Sie suchen sich gegenseitig und neue Plätze für ihre kriminellen Geschäfte. Die Polizei habe sie dabei im Blick: „Wir sind dabei, die neuen Treffpunkte herauszufinden“, sagt Lui: „Und wir werden dynamisch reagieren.“

Zwei Beamte haben das Geschehen im Blick

Es ist ganz großes Kino: 13 Kamerastandorte hat sich die Polizei ausgeguckt, um den Rheinischen Platz zwischen Pferdemarkt und Viehofer Platz und einen Teil des unterirdischen Zugangs zur U-Bahn über das Datennetz der Essener Verkehrs AG beobachten und auf Straftaten sofort reagieren zu können. Zehn der Geräte sind bereits installiert, deren Bilder über das Datennetz der Evag auf der Leitstelle im Polizeipräsidium einlaufen.

Zwei Beamte haben das Geschehen zunächst zwischen 12 Uhr mittags und 24 Uhr in der Nacht ständig im Blick. Aber auch außerhalb dieser Kernzeiten „können wir das System bei Gefahrenlagen jederzeit hochfahren“, sagt Polizeioberrat Christian Draeger, der Projektleiter für die Videobeobachtung: „Wir wollen mit der Technik noch erfolgreicher werden, um Straftaten zu verhindern.“

In einer Kamera verstecken sich acht Objektive

Die Bilder, die das so genannte Multifokal-System liefert, sind gestochen scharf. Wirft ein Passant zum Beispiel ein Bonbonpapier auf den Boden, können die Beamten erkennen, was er gerade lutscht. So hochauflösend ist die Technik. In einem der Kameragehäuse verstecken sich acht Objektive, deren Einzelbilder am Bildschirm zu einem einzigen zusammengesetzt werden können. „Das ergibt eine sehr, sehr gute Bildqualität“, sagt Draeger, der meint, eine bessere Technik für die Videobeobachtung sei derzeit nicht auf dem Markt.

Über 500 000 Euro hat das System gekostet. Bezahlt hat das Ganze das Innenministerium, sagt Polizeipräsident Frank Richter, der am Donnerstag gemeinsam mit Oberbürgermeister Thomas Kufen und Evag-Vorstand Michael Feller den offiziellen Startschuss für Essens erste Videobeobachtung eines öffentlichen Platzes gab.

Technik ist ein Teil des Konzepts für mehr Präsenz

„Die Technik ist ein Teil unseres Konzepts für mehr Polizeipräsenz“, betont Richter: „Wir wollen damit keine Scheinsicherheit, sondern kurze Einsatzreaktionszeiten erreichen.“ Sprich: Möglichst schnell am Tatort sein. „Ich glaube, dass wir so mehr Sicherheit für Essen schaffen.“ Und das sei kein Saisongeschäft, sagt OB Kufen, der auf Sicht mehr kommunale Freiheiten in Fragen der Gefahrenabwehr fordert: „Ich wünsche mir, dass wir stärker bestimmen können, wo wir Videobeobachtung einsetzen.“

Das von der Polizei installierte System gibt so viel Flexibilität bereits her: Sollte der Rheinische Platz bis zum September nicht mehr als Brennpunkt gelten, kann die Technik ab- und – falls notwendig – andernorts wieder aufgebaut werden, sagt Christian Draeger. Selbst die Masten lassen sich entfernen, die Löcher im Boden mit Deckeln verschließen. Fast so, als hätte es am Rheinischen Platz das ganz große Kino nie gegeben.