Essen. . Die Hochschule begrüßt die Installation von Überwachungskameras am Rheinischen Platz. Denn auf dem Uni-Gelände häufen sich Vorfälle mit Junkies.

  • Die Universität in Essen beklagt eine Zunahme der Drogenproblematik auf ihrem Gelände
  • Junkies setzen sich in Uni-Gebäuden ihren Schuss und hinterlassen benutzte Drogenbestecke auf Toiletten
  • Der Personalrat ist alarmiert. Die Hochschulleitung setzt auf die Kameraüberwachung am Rheinischen Platz

Die Videoüberwachung am Rheinischen Platz rückt näher; am gestrigen Montag steckten Spezialisten für Überwachungstechnik gedanklich das Sichtfeld ihrer Kameras ab. Deren Objektive sollen der Polizei spätestens Ende des Jahres messerscharfe Bilder vom Treiben rund um den U-Bahnhof liefern, der zu einem der größten Umschlagplätze für Drogen verkommen ist. Aus Sicht der Universität Duisburg-Essen ist es längst an der Zeit, dass die Sicherheitsbehörden stärker gegen die Drogenkriminalität vorgehen. Denn die Szene greift auf den nahegelegenen Campus über.

Dafür sprechen nicht allein gebrauchte Spritzbestecke, die immer wieder auf Toiletten und Fluren gefunden werden. Studierende und Mitarbeiter müssten damit rechnen, auf Junkies zu treffen, die sich gerade einen Schuss gesetzt haben, bestätigt die Sprecherin der Hochschule, Beate Kostka.

Bebauung des Universitätsviertel nimmt der Szene Rückzugsraum

Betroffen seien diverse Bereiche der Universität, sei es das Parkhaus und der benachbarte Campus an der Universitätsstraße oder die Gebäude an der Schützenbahn.

„Der Unmut an der Hochschule ist groß“, gibt Eva Zeppenfeld die Stimmung unter den Beschäftigten wieder. Die Vorsitzende des wissenschaftlichen Personalrats ist seit 1990 an der Hochschule tätig. „Eine Drogenszene gab es damals schon, aber so schlimm war es noch nie“, berichtet die Chemikerin.

Die Hochschule hat dafür eine Erklärung: Seit der Fertigstellung des Universitätsviertels habe sich das Drogenproblem für die Universität verschärft. Die Drogenszene habe durch die Bebauung der Brache zwischen Berliner Platz und Rheinischer Platz einen Rückzugsraum verloren.

Drogengeschäfte vor der Haustür

Eva Zeppenfeld hat von ihrem Arbeitsplatz an der Schützenbahn aus beste Sicht auf den Handel draußen vor der Haustür. Dort lasse sich beobachten, wie organisiert die Geschäfte abgewickelt werden: Einer nimmt das Geld entgegen, ein anderer gibt den Stoff aus...

Drogenkranke werden kriminell, um ihre Sucht zu finanzieren. X-mal schon seien Spinde von Studierenden aufgebrochen worden, berichtet Eva Zeppenfeld.

Um Studenten und Mitarbeiter zu schützen, hat die Hochschule ihren privaten Sicherheitsdienst verstärkt. In den Treppenhäusern des Parkhauses wurde Blaulicht installiert; die Beleuchtung soll es Junkies erschweren, sich die Nadel zu setzen. Sträucher wurden zurück geschnitten; das Gebüsch soll Dealern nicht als Drogenversteck dienen.

Universität betreibt hohen finanziellen Aufwand

Der finanzielle Aufwand, den die Universität betreibt, sei erheblich, sagt Beate Kostka. Über Zahlen schweigt sich die Sprecherin aus. Nur soviel: Weitere Maßnahmen würden vorbereitet, seien aber noch nicht spruchreif. Ob sich Mitarbeiter bald vom Sicherheitspersonal auf dem Weg zum Auto begleiten lassen können wie es an der Ruhr-Universität in Bochum möglich ist, ist noch nicht ausgemacht. „Man sollte darüber nachdenken“, sagt Beate Zeppenfeld.

Für die Essener Uni bleibt die Drogenproblematik ein heikles Thema. Dem Image als Hochschulstandort ist es nicht förderlich. Ob die Kameraüberwachung am Rheinischen Platz einlöst, was sich die Sicherheitsbehörden davon versprechen, bleibt abzuwarten. „Uns ist gesagt worden, dass es nicht zu einer Verdrängung der Szene ins nähere Umfeld kommen wird“, berichtet Beate Kostka. „Vertrauen wir darauf, dass die Experten Recht behalten.“