Essen. . Jens J. Meyer bespielt VHS-Gebäude mit meterhoher Tuch-Skulptur und Urwaldpflanzen. Installation ist ein Leuchtturm im Grüne-Hauptstadt-Jahr.
- Der Essener Künstler Jens J. Meyer realisiert das monumentale Projekt im Rahmen der Grünen Hauptstadt
- Weit über 100 Urwaldpflanzen sorgten über sechs Etagen für eine begrünte Glasfassade
- Bei der Installation der 25 Meter hohen Raumskulptur musste sich der Essener auch als Kletter-Künstler beweisen
Erst vor wenigen Tagen ist Jens J. Meyer aus Brasilien zurückgekehrt. Manche Urwaldpflanze kann er jetzt gleich in Essen wiedersehen, die Kentiapalme oder den Maulbeerbaum, die Efeutute oder die Goldfruchtpalme. Meyer hat im Rahmen der „Grünen Hauptstadt Europas“ das Projekt „GRowEEN“ entwickelt. Damit verwandelt er die Volkshochschule am Burgplatz in den nächsten Monaten nicht nur in ein riesiges Gewächshaus mit dschungelgrüner Aussicht. Er nutzt die gläserne Fassade auch für seine riesige Tuch-Skulptur, die mit ihren sonnengelben Stoff-Segeln weit in die Stadt strahlt. Das Projekt übernimmt so eine echte Leuchtturm-Funktion im Grüne Hauptstadt-Jahr.
„GRowEEN“ soll Kunst, Natur und Bildung verbinden
Für den Betrachter ist die monumentale Raumskulptur nicht nur von außen ein Hingucker. Auch von innen wird „GRowEEN“ in den kommenden Monaten neue sinnliche und wissenschaftliche Erfahrungen bieten, das Projekt will Kunst, Natur und Bildung verbinden. Mit der temporären Installation soll nämlich nicht nur die gefühlte und tatsächliche Veränderung des Raumklimas erforscht werden. Es geht auch um die Frage, welche Einflüsse die Skulptur auf das Wohlbefinden der Menschen im Glaskubus hat. So wird die VHS zum Lern- und Gewächshaus, mit einem eigenen Lehrpfad, speziellen Vortragsreihen und unterschiedlichen Farbraumzonen.
Die Wahrnehmung zu verändern, den Blick zu schärfen, Orte neu zu definieren, damit beschäftigt sich Jens J. Meyer seit Jahren. 1989 kam der gebürtige Hamburger über ein Atelier-Stipendium am Schloß Borbeck nach Essen – und ist geblieben. Wenn er nicht gerade in China, Kuba, Kanada oder Schweden seine oft meterhohen und doch filigranen Tuchgespinste in die Landschaft spannt – mit den kühn gezackten Stoffbahnen und dem gekonnt verknoteten Tauwerk, das auch das Wirtschaftsingenieur-Studium nicht außen vorlässt, das Jens J. Meyer vor dem Kunststudium absolviert hat.
Ganz großes Stofftheater
Heute baut der 58-Jährige so etwas wie Landschaftsbilder, inszeniert ein großes Stofftheater von monumentaler Leichtigkeit, das mit farbigem Licht, Projektionen oder einfach nur durch den schimmernden Frühnebel einer Waldlichtung in Szene gesetzt wird. Kein Erlebnisort, den man nur von außen bestaunen darf, sondern die ausdrücklich zum Eintreten und Begehen einladen, betont Jens J. Meyer, der schon mal die Akribie und den technischen Ehrgeiz eines Christo spüren lässt, wenn er über die Entwicklung seiner Stoffe spricht, die er bei verschiedenen Herstellern bezieht und sogar erforschen lässt.
Essen: Grüne Hauptstadt Europas 2017Für das Essener Groß-Projekt hat er zudem Unterstützung von der Ratinger Akzente Raumbegrünung bekommen, die sich nicht nur um die Auswahl der Grünpflanzen gekümmert hat, sondern auch für die Pflege zuständig ist. Eine ausgeklügelte automatische Bewässerung soll für grünes Wachstum sorgen. Überhaupt war die technische Installation der Skulptur diesmal eine besondere Herausforderung, erklärt Meyer, da zwischen Glasfront und Treppenaufgang nur knappe 80 Zentimeter liegen. Mithilfe einer schmalen, fahrbaren Steigerbühne hat er die gewaltige Installation realisiert, bei der sich Meyer nicht nur gestalterisch ausweisen, sondern auch als Kletter-Künstler beweisen musste.
„Ich finde es spannend, in solchen Dimensionen zu arbeiten“, sagt der Künstler, der den riesigen Glaskubus mit einem farbigen Dreiklang zum Leuchten bringt. Blau wie das Wasser, gelb wie die Sonne, grün wie die Natur schimmert es nun mitten in der City.
>> GRowEEN: GRÜNES WACHSTUM HINTER GLAS
- GRowEEN – das Projekt von Jens J. Meyer im Rahmen der „Grünen Hauptstadt Europas“ – Essen 2017 wird am 17. Januar, um 15 Uhr offiziell im VHS-Foyer am Burgplatz eröffnet.
- Das Projekt läuft bis zum 31. August 2017. Besucher können die Rauminstallation während der regulären Öffnungszeiten täglich kostenlos besichtigen.