Essen-Rüttenscheid. . Anwohner aus dem Viertel um die Henri-Dunant-Straße planen eine Bürgerinitiative. Mit 420 neuen Wohnungen fürchten sie ein Verkehrschaos.
Die geplante Neubebauung auf dem Gelände der mittlerweile abgerissenen Pädagogischen Hochschule mobilisiert die Anwohner aus dem Viertel rund um die Henri-Dunant-Straße in großem Maße: Zu einer auf Privatinitiative von Nachbarn einberufenen Veranstaltung im Saal der Reformationskirche kamen am Mittwochabend mehr als 100 Menschen – was etwa einem Viertel aller Anwohner in dem Quartier entspricht. Der Düsseldorfer Projektentwickler Gentes plant rund 420 neue Wohnungen samt Tiefgaragen und eine Kindertagesstätte auf dem 3,3 Hektar großen Gebiet.
Mit der Versammlung wollten die Nachbarn Einheit demonstrieren – um bei möglichen weiteren Schritten mit einer Stimme zu sprechen. So ist geplant, eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Henri 2020“ zu gründen.
Kritik am Verkehrsgutachten
„Wir haben nichts gegen neue Nachbarn und halten eine Bebauung des Geländes für sinnvoll – wenn sie maßvoll geschieht. Das Viertel einzig über die Henri-Dunant-Straße zu erschließen, wird in einem Verkehrschaos enden“, sprach Andreas Rothe vielen seiner Nachbarn aus der Seele. Gemeinsam mit Holger Ackermann hatte der engagierte Anwohner die Veranstaltung organisiert: „Dass wir alle ein großes Störgefühl haben, zeigt allein die große Teilnehmerzahl heute Abend“, sagte Holger Ackermann.
Aktuell stellt die Stadt einen Bebauungsplan für das Gelände auf – und arbeitet darin auch Kritik und Anmerkungen der Bewohner ein, sicherte Ronald Graf vom Stadtplanungsamt zu. Frühestens im Mai sollen diese Pläne offengelegt und anschließend zur Entscheidung in die politischen Gremien gereicht werden. „Es ist gut, dass die Bürger so früh beteiligt wurden. Wichtig ist aber, auch gehört zu werden – unsere Anmerkungen zum Verkehrsgutachten etwa wurden als nicht relevant abgetan“, bedauerte Andreas Rothe.
So sei das Verkehrsgutachten etwa davon ausgegangen, dass die Henri-Dunant-Straße auch über die Sabinastraße befahren werden könne: „Dabei ist dort nur ein Fußweg – was wir für ziemlich wichtig halten und was unbedingt hätte berücksichtigt werden müssen“, sagte Rothe, der ebenso wie viele andere einen Verkehrskollaps auf der engen Straße fürchtet.
Wie der aussehen könnte, wollen die Nachbarn bei einer symbolischen Aktion im Februar demonstrieren. Geplant ist, dass möglichst viele Anwohner zur gleichen Uhrzeit morgens los fahren – „vielleicht macht das den Stadtplanern klar, was passiert, wenn hier künftig geschätzt rund 700 zusätzliche Pkw unterwegs sind“, schlug ein Anwohner vor.
Verkehrsorientierte Bebauung als oberstes Ziel
Grundsätzlich würden sich die Anwohner mehr Gehör für ihre Befürchtungen wünschen. So hätte Planungsdezernent Hans-Jürgen Best die Einwände zur hohen Verdichtung ebenfalls abgetan, sagte Rothe. Wo viel Grün in der Nähe sei, könnte auch mehr Wohnraum entstehen, sei das Argument des obersten Stadtplaners. „Von den 1000 neuen Wohnungen in Rüttenscheid entsteht gut die Hälfte in unserem Viertel. Die Anwohnerzahl bei uns verdoppelt sich damit“, führte Rothe aus.
Die Bürger wollen sich nun regelmäßig zu ihren vereinbarten Zielen treffen: Oberste Priorität habe dabei eine verkehrsorientierte Bebauung. Rothe: „Die Zahl der geplanten Wohneinheiten wird sich kaum reduzieren lassen. Also hoffen wir, dass wir zumindest eine Entlastung der Straßen erreichen können.“