Essen. . Der Notfahrplan für den Tram- und U-Bahnbetrieb in Essen ist endgültig vom Tisch. Die Evag will den Personalengpass ohne Streichungen meistern.

  • Im Essener Straßenbahn- und U-Bahnbetrieb drohen keine weiteren Kürzungen
  • Trotz der Personalnot bei den Fahrern gibt es keine Abstriche beim Angebot für die Fahrgäste
  • Der Schienenersatzverkehr auf den Tram-Linien 103 und 107 entspannt die Situation

Im Essener Bus- und Bahn-Liniennetz drohen derzeit keine weitere Kürzungen im Angebot. Die Essener Verkehrsgesellschaft Evag will doch keinen neuen Notfahrplan bei der Düsseldorfer Bezirksregierung beantragen. Wie Evag-Vorstand Michael Feller gegenüber dieser Zeitung sagte, reicht der auf den Tram-Linien 103 und 107 teilweise eingerichtete Schienenersatzverkehr aus, um die akute Fahrer-Not in den Griff zu bekommen. Die Busse entlasten noch bis zum 6. Januar die Straßenbahnen auf den beiden Linien.

Die Evag plante ursprünglich einen weitaus länger geltenden Notfahrplan bis Ende März, mit dem noch mehr Linien betroffen gewesen wären, darunter die U-Bahnlinie U 18 nach Mülheim. Die Bezirksregierung lehnte dies aber ab, forderte die Evag auf, ihren Entwurf zu überarbeiten und erneut zur Genehmigung vorzulegen. Doch inzwischen geht die Evag davon aus, auch ohne weitere Streichungen im Linienplan den personellen Engpass zu überstehen und erspart sich den Gang zur Bezirksregierung.

Dutzende Fahrer fehlen für den Essener Linienverkehr

Dem Verkehrsbetrieb fehlen Dutzende Fahrer, auch verursacht durch krankheitsbedingte Ausfälle sowie Weggänge. „Uns selbst sind drei Fahrer bekannt, die zu anderen Verkehrsunternehmen gegangen sind“, berichtete Manuela Raudasch von der Öffentlichkeitsabteilung. Die tatsächliche Zahl mag höher liegen, weil, nicht jeder Mitarbeiter, der das Unternehmen verlässt, die Gründe dafür angibt.

Bei der Evag haben inzwischen 15 neue Straßenbahnfahrer und 18 Busfahrer ihre Ausbildung begonnen, um bis März die aktuelle Personallücke zu schließen. Gleichzeitig bietet die Evag Straßenbahn- und Busfahrern an, die gekündigt haben, wieder zurückzukehren. „Denen werden wir nicht den Weg versperren“, erklärt Unternehmenssprecherin Sylvia Neumann.

Ex-Kollegen können zur Evag zurückkehren

Als eine Art Weckruf veröffentlichte die Evag in ihrer jüngsten Ausgabe des Mitarbeiter-Magazins „eff-eins“ ein Gespräch mit einem Kollegen, der wieder für die Evag fährt. Der 34-jährige Busfahrer war im September zu einem anderen Betrieb gewechselt. Im Interview sagte er zu seinen Beweggründen, dass er dort 400 Euro mehr Geld im Monat verdienen würde, zuzüglich 400 Euro Spesen. Auch hätten ihn Spekulationen über die Zukunft der Evag verunsichert. Doch im neuen Fernreise-Job musste er rund 300 Stunden im Monat arbeiten, die nicht „spurlos an ihm vorbei gehen“ würden. Er fragte sich, ob es nicht ein Fehler gewesen sei, nur auf das Geld zu achten. Er vermisste seine Kollegen bei der Evag und erinnerte sich an das „gute Betriebsklima“ im Busdepot Ruhrallee. Nach sechs Wochen kehrte er zu seinem früheren Arbeitgeber zurück. Der hatte ihn laut Magazin „mit Kusshand“ genommen.

>>DRINGEND FAHRER GESUCHT

Nicht nur in Essen sondern auch in anderen Städten wie Mülheim werden Bus- und Bahn-Fahrer dringend gesucht.

Für die Evag fahren 525 Bus- und 294 Straßenbahn-Fahrer.

Im Wettbewerb mit anderen Verkehrsbetrieben überlegt die Evag, neuen Fahrern künftig unbefristete Verträge anzubieten.