Essen. . Im Hauptbahnhof hindert eine Stufe manche Rollstuhlfahrer daran, mit der U-Bahn zu fahren. Jetzt testet die Evag eine ausklappbare Rampe.

  • Rollstuhlfahrer konnten im Essener Hauptbahnhof nicht in jeder U-Bahn mitfahren
  • Der Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Einstieg war für manche Fahrgäste zu groß
  • Jetzt testet die Essener Verkehrsgesellschaft Evag erstmals eine ausklappbare Rampe für U-Bahnen

Ausgerechnet am wichtigsten Knotenpunkt im Schienennetz der Evag haben es Rollstuhlfahrer besonders schwer. An den U-Bahn-Gleisen 2 und 3 der Station Hauptbahnhof müssen sie beim Ein- und Ausstieg einen Höhenunterschied von bis zu zwölf Zentimetern überwinden. Für manche ist diese Hürde zu hoch. Sie können nicht mitfahren. Doch jetzt bietet ein schlichtes Stück Blech die Lösung. Eine ausklappbare Rampe, die an einer Bahnhofssäule befestigt ist.

Udo Vogel ist gerne draußen, will mitten im Leben sein. Zweimal die Woche macht sich der 62-jährige Essener, der auf den Rollstuhl angewiesen ist, auf den Weg zum Hauptbahnhof, um von dort weiter mit der U-Bahn zum Gruga-Park oder zum Shoppen nach Rüttenscheid zu fahren. Für ihn ist das ein wichtiges Stück Lebensqualität.

Alte U-Bahnen verhindern den Einstieg

Doch am Gleis 2 im U-Bahnhof Hauptbahnhof musste er bisher oft eine Zwangspause einlegen. In eine U-Bahn der B-Baureihe schaffte er es noch mit dem Rollstuhl. Stoppte aber ein alter Dockland-Zug, ist der Abstand und der Höhenunterschied zur Bahnsteigkante zu groß. „Dann musste ich auf die nächste Bahn warten.“ Und darauf hoffen, dass nicht wieder eine Dockland-Bahn kommt.

Die Evag-Service-Kräfte unter Teamleiter Siegfried Molinnus sahen vor Ort, wie schwer es die Rollstuhlfahrer hatten. „Kann man da nichts machen?“, fragten sie die Unternehmenszentrale. Susanne Borgert vom Verkehrsmanagement nahm sich der Sache an. Es sind nicht nur die Dockland-Züge, die ein stufenfreies Einsteigen unmöglich machen. Durch die Kurvenlage der Gleise vergrößert sich mitunter auch der Abstand zwischen Bahnsteigkante und U-Bahn. Susanne Borgert und ihre Mitarbeiter suchten nach einer Lösung, erkundigten sich bei anderen Verkehrsunternehmen – und wurden in Berlin fündig. Dort verwendet die BVG in U- und S-Bahnen abschließbare Rampen, die die Mitarbeiter jederzeit von der Wandhalterung nehmen und ausklappen können.

Die Berliner zeigten, wie man es macht

Zwei dieser Rampen testet die Evag jetzt in der Station Hauptbahnhof für die Linien U11, U17 und U18. Das Prinzip ist einfach: Rollstuhlfahrer, die einsteigen wollen, lassen sich ab dem Service-Center in der Verteilerebene von einem Mitarbeiter begleiten (oder rufen vorher an). Wer im U-Bahnhof ausssteigen will, wählt ebenfalls 15 Minuten vorher die Evag-Servicenummer, damit der Kundenbetreuer rechtzeitig die Rampe ausklappen kann, wenn die U-Bahn kommt. Udo Vogel hat diesen neuen Service gestern genutzt – und ist sichtlich zufrieden: „Das ist ein Fortschritt.“ Evag-Teamleiter Siegfried Molinnus schiebt den Rollstuhl problemlos über die Rampe in die U 11.

Mit der Rampe in zehn Sekunden in der U-Bahn

Susanne Borgert hat die Zeit gestoppt. Weniger als zehn Sekunden dauert der Ein- und Ausstieg. Auch sie ist zufrieden. Der Fahrplan kann eingehalten werden. Zumal dieser Service nicht in der morgendlichen Rushhour angeboten wird. Zu diesem Zeitpunkt wird es auf den Bahnsteigen doch zu eng.

Evag-Vorstand Michael Feller lässt sich die Premiere am Dienstag nicht nehmen. Er spricht von einer „einfachen Lösung mit großer Wirkung“. Für ihn ist das ein „Meilenstein“, um für die Rollstuhlfahrer das selbstbestimmte Nutzen des Nahverkehrsangebotes in Essen zu verbessern.

>> SO FUNKTIONIERT DER NEUE SERVICE

Der neue Service im U-Bahnhof Hauptbahnhof täglich zwischen 9 und 20.30 Uhr ist für die Rollstuhlfahrer kostenlos.

Rollstuhlfahrer, die die Klapprampe für den Ein- oder Ausstieg benötigen, melden sich 15 Minuten vorher unter der Service-Nummer (0201) 826-2000 oder im Servicepoin t in der Verteilerebene. Ein Mitarbeiter der Evag steht dann am Bahnsteig zur Verfügung oder begleitet den Rollstuhlfahrer dorthin.

Die Klapprampen befinden sich im Hauptbahnhof an den Gleisen der U 11, U 17 und U 18 im vorderen Bereich am zweiten Pfeiler neben der Notruf-Info-Säule und werden nur vom Personal der Evag bedient.