Essen. . Die großen Händler Sportscheck und Pohland schließen, bis Ende Februar auch Strauss Innovation. Die Suche nach neuen Mietern ist herausfordernd.
- Die Tage von Sportscheck und Pohland in der Innenstadt sind gezählt
- Wie es an den Standorten weitergeht, ist noch nicht bekannt
- Makler schätzen, dass die Läden, so wie sie heute sind, kaum vermietet werden können
„Alles muss raus“ – beim insolventen Herrenausstatter Pohland sind die Tage gezählt. Selbst Kleiderbügel, Regale und Schaufenster-Puppen gibt es schon zu Schnäppchenpreisen. Die Prozentzeichen im Schaufenster des Traditionsgeschäftes an der Kettwiger Straße sind nicht zu übersehen. „Wir nehmen das Weihnachtsgeschäft noch mit und werden im Januar schließen“, sagt eine Mitarbeiterin.
Etwas weiter, bei Sportscheck auf der Limbecker Straße, lief vergangene Woche schon der Countdown, Ware gab es nur noch auf der halben Verkaufsfläche im Erdgeschoss, die drei Obergeschosse waren bereits völlig leergeräumt. Und demnächst dürfte der Ausverkauf bei der insolventen Kette „Strauss Innovation“ beginnen, die einen Laden in der Rathaus-Galerie gemietet hat. „Schlimm, was jetzt alles schließt“, klagt ein Händler auf der Kettwiger.
Einzelhandelsverband sieht kein generelles Problem am Standort Innenstadt
Großer Ausverkauf in der Innenstadt? Soweit mag Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer beim Einzelhandelsverband Ruhr, nicht gehen. „Mit dem Standort Innenstadt hat das nichts zu tun“, sagt er. In diesen Fällen lägen die Gründe bei den Unternehmen selbst, wenn man auf die Insolvenzen bei Pohland und Strauss schaue.
Sportscheck wiederum zieht sich aus Essen zurück, angeblich weil es keine Einigung mit dem Besitzer des Hauses über die Miethöhe gegeben hat.
Cubion vermittelt die Pohland-Immobilie in der Kettwiger Straße
Für Heistermann sind es dennoch Anzeichen, „dass wir etwas tun müssen, um dem stationären Handel das Überleben in der Innenstadt zu sichern“. Der Verbandsvertreter verweist dabei auf die laufenden Diskussionen um die verkaufsoffenen Sonntage und die drohenden Klagen.
Die Frage wird vor allem sein, ob in den großen Häusern wie Sportscheck oder Pohland jetzt für längere Zeit Leerstand zurück bleibt. Und natürlich auch, wer sich in diesen beiden prominenten Innenstadt-Lagen künftig ansiedeln wird.
Markus Büchte, Chef des Maklerunternehmens Cubion, hat den Auftrag, für die Pohland-Flächen einen neuen Mieter zu finden. Die Lage an dieser Stelle der Kettwiger sei gut, sagt er. Deshalb ist er zuversichtlich, dort auch schnell einen Nachmieter präsentieren zu können. „Wir sind seit einem Monat mit der Vermietung beauftragt. Erste Interessenten haben sich gemeldet“, sagt er.
„Eigentümer legen wert auf Qualität des neuen Mieters“
Der Laden von Pohland ist 1400 Quadratmeter groß – eine Größe, die es nicht mehr häufig in der Innenstadt gibt, die aber von vornherein den in Frage kommenden Mieterkreis einschränkt. „Die Größe an sich ist kein Problem, aber die drei Etagen“, sagt Büchte. Viele Händler suchten nur Läden im Erdgeschoss, maximal noch mit einem Obergeschoss. Geht es höher, dann kämen dafür nur noch wenige Handels-Konzepte in Frage. Ziel sei es, bis spätestens Mitte nächsten Jahres den Laden wieder zu eröffnen.
Was derweil die Qualität eines neuen Mieters angeht, versichert Markus Büchte: „Die Eigentümer hängen an dem Haus und sind deshalb darauf bedacht, dass ein hochwertiges Konzept einzieht. Einen Ein-Euro-Shop wird es nicht geben.“ Auch die 20 Pohland-Mitarbeiter, die bald arbeitslos sind, hoffen darauf, dass es bald einen neuen Mieter gibt. „Dann würden sich sicher von uns einige bewerben“, heißt es.
Viele Etagen sind ein Problem
Wie es bei Sportscheck weitergeht, ist nicht bekannt. Der Eigentümer der Immobilie, der Fonds Signature Capital mit Sitz in Berlin, äußert sich nicht zu den Plänen, hat aber wohl die Vermarktung selbst in die Hand genommen. Was für Pohland gilt, gilt hier umso mehr: Es gibt nicht mehr viele Einzelhandelskonzepte, die auf ein Kaufhaus-ähnliches Konzept mit mehreren Etagen setzen. Deshalb wird auch hier die Frage sein, ob die Handelsfläche von jetzt rund 8000 Quadratmeter verkleinert werden muss.
„Es gibt vor allem ausländische Unternehmen, die große Flächen suchen. Aber die muss man erstmal für die Stadt begeistern“, meint Makler Ulrich Lilienthal vom Maklerunternehmen Brockhoff & Partner.