Essen. Die Schiedsrichterin brach die Partie zwischen den RWE-Damen und FC Kray ab – aus Angst vor Zuschauern. Drei weitere Spiele endeten vorzeitig.

  • Schiedsrichterin pfeift Spiel der B-Juniorinnen zwischen RWE und FC Kray nach Pause nicht mehr an
  • Zuschauer des Gästeteams sollen Unparteiische verbal angegangen sein
  • Auch zwei Kreisliga-Partien und ein C-Jugendspiel endeten vorzeitig. Sportbund ist alarmiert

Der Amateurfußball wurde am Wochenende gleich von mehreren Spielabbrüchen überschattet. Beteiligt waren diesmal sogar zwei Damenmannschaften. Eine Premiere. Offizielle des Essener Sportbundes (Espo) und des Fußballkreises zeigten sich fassungslos. „Unsere Maßnahmen haben offenbar nichts gebracht. Das ist schon frustrierend“, kommentierte Vorsitzender Thorsten Flügel die Vorkommnisse. Unrühmliche Rollen spielten auch Zuschauer.

Das Spiel zwischen den B-Juniorinnen vonRot-Weiss Essen und dem FC Krayan der Stankeitstraße in Vogelheim endete am Sonntag bereits nach 40 Minuten. Die Unparteiische soll während der Partie von Zuschauern verbal angegangen worden sein. Auslöser war offenbar ein Elfmeterpfiff in der 24. Minute gegen RWE, begleitet von einer gelben Karte gegen eine Spielerin der Gastgeber. Anhänger des Gästeteams aus Kray forderten vehement die rote Karte. Die Stimmung blieb aufgeheizt. Nach der Pause pfiff die Unparteiische das Spiel nicht wieder an.

Polizeieinsatz bei Al Arz Libanon II gergen SC Frintrop II

Die Partie zwischen Al Arz Libanon IIund SC Frintrop IIauf der Sportanlage an der Bäumingshausstraße in Altenessen wurde ebenfalls vorzeitig beendet. Die Polizei, die mit mehreren Streifenwagen und einem Hundeführer zum Ort des Geschehens geeilt war, nahm eine Anzeige wegen Körperverletzung auf. Die Lage hatte sich da bereits wieder beruhigt, so eine Polizeisprecherin.

Was genau vorgefallen war, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Der Verein berichtet in einer offiziellen Stellungnahme von einem Kopfstoß und einem Tritt gegen das Knie eines seiner Spieler. Nemr Fakhro, Vorsitzender von Al Arz Libanon, sagt, ein Spieler seiner Mannschaft habe eine "Backpfeife kassiert".

Unbestritten ist: Die Frintroper verließen vorzeitig den Platz, damit sich die Gemüter wieder beruhigen. So stellt es der Verein in seiner Erklärung klar: Die Mannschaft hätte das Spiel fortgesetzt. "Die Drohungen, die sich dann allerdings im Bereich unserer Kabine ereigneten, haben uns dazu veranlasst, nicht wieder auf den Platz zurückzukehren und die Polizei zu alarmieren." Das Team habe sich "durch die Androhungen körperlicher Gewalt nicht mehr sicher gefühlt". Laut Trainer Frank-Michael Schumacher ging die Aggression gegen seine Mannschaft von einem Zuschauer aus.

Schiedsrichter von Spielern und Zuschauern beleidigt

Bei der Kreisliga-Partei SC Türkiyemspor II gegen Frohnhausen IIIsollen Zuschauer und Spieler ausfallend geworden sein. Der Schiedsrichter brach das Spiel beim Stand von 1:2 ab, weil er sich bedroht gefühlt habe, berichtet das Online-Portal „Fußballszene Essen“. Zwei SC-Spielern hatte der Referee zuvor Rot gezeigt.

Aus welchen Gründen der Schiedsrichter die C-Jugend-Partie zwischen ESC Preussen Essen und VfB Frohnhausenvor Ablauf der 90 Minuten beendete, ist bislang nicht bekannt. Kreisvorsitzender Thorsten Flügel wartet auch in diesem Fall auf den schriftlichen Bericht des Unparteiischen.

Alle vier Spielabbrüche dürften vor dem Schiedsgericht verhandelt werden. Sie reihen sich damit ein in eine Serie von unrühmlichen Vorfällen in den vergangenen Wochen. Dass es so nicht weitergehen kann, ist den Offiziellen auf Seiten des Espo bewusst. „Wir wollen und müssen härter vorgehen“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg. Die Vertretung der Essener Sportvereine hat sich erst dieser Tage auf eine härtere Gangart verständigt, die der Hauptausschuss in seiner Sitzung am 24. Januar absegnen soll.

Sportbund droht Vereinen mit Ausschluss

Der Espo will die Mitgliedschaft von Vereinen, die wegen Gewalt auffällig werden, bis Saisonende ruhen lassen.Im Wiederholungsfall soll ihnen die Mitgliedschaft entzogen werden.

Das hätte Folgen: Für die Nutzung städtischer Sportanlagen müssten sie höhere Gebühren zahlen – 260 Euro statt 80 Euro. Von Zuschüssen blieben die Clubs ausgenommen. „Wieder aufgenommen werden sie erst, wenn sie nachweisen können, dass sie an Anti-Aggressionsmaßnahmen teilgenommen haben“, gibt Rohrberg die Richtung vor. Ob diese Art Sanktionen greifen werden – Rohrberg ist skeptisch und fühlt sich durch die Vorfälle vom Wochenende bestätigt. Bislang zeigten Strafen nicht die erhoffte Wirkung. (mit tosch/MH)