Essen. Es hagelt Kritik für den Umbau am Essener Hauptbahnhof: zu enge Durchgänge, billig wirkender Asphalt, mangelhafte Bau-Ausführung lauten die Vorwürfe. Im Streit um die Fehlplanungen erhöht die Stadt Essen jetzt den Druck auf die Deutsche Bahn.
Zu enge Bahnhofs-Durchgänge, billig wirkender Bahnsteig-Asphalt, gestalterische Schlichtheit bei Vordächern, mangelhafte Bau-Ausführungen im Detail – schon Monate vor der Eröffnung hagelt es Kritik für den Essener Bahnhof. In einem Brandbrief an Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der in den nächsten Tagen abgeschickt werden soll, listet Planungsdezernent Hans-Jürgen Best zentrale Beanstandungen auf.
Zuletzt hatten bereits verschiedene Bürgerverbände und -Initiativen ihrem Ärger lautstark Luft gemacht. Auch Best verfolgt die Entwicklung schon länger „mit Sorge”, verweist aber auf die beschränkten Einflussmöglichkeiten der Kommune bei der Planung: „Wir sehen und beklagen das, was wir schon sehr früh gesehen und beklagt haben.” Die Bahn ist als Eigentümerin der Bahnhöfe in Deutschland eben weitgehend unabhängig.
Unter den Pendlern rumort es
Die Anregung zu einem Brandbrief, der noch einmal alle Probleme aus städtischer Sicht auflistet, kam ausgerechnet von Bundesverkehrsminister Tiefensee selbst. Am Rande einer Veranstaltung auf Zeche Zollverein am vergangenen Freitag hatte er Best und Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger auf das Rumoren unter den Pendlern angesprochen und um ein Schreiben der Stadtoberen gebeten.
Best gibt sich zwar nicht der Illusion hin, kurz vor der Fertigstellung noch entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung des neuen Essener Hauptbahnhofs nehmen zu können. Gleichwohl hält er es für sinnvoll, den Bundesverkehrsminister, der ja zugleich Bundesstädtebauminister und oberster Bahn-Aufseher sei, ins Bild zu setzen. Es geht der Stadtspitze auch um ein Signal: Man will nicht kommentarlos hinnehmen, dass einer der meistgenutzten Bahnhöfe in Deutschland – die Essener Station zählt täglich knapp 160 000 Pendler – in kleinster Lösung umgebaut wird.
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