Essen. Der Streit um die Sanierung des Essener Hauptbahnhofs geht in die nächste Runde. Nach den Vorwürfen, die Bahn setze nur aus Billiglösungen, geht der Konzern nun seinerseits gegen Handwerksfirmen vor, die an dem 57-Millionen-Projekt beteiligt sind. Der Vorwurf: schlampige Arbeit.
Nachdem sich etliche Bürger über die Details beim Umbau des Essener Hauptbahnhof beschwert haben, geht nun die bahn ihrerseits in dieOffensive: Der Konzern findet die Bauausführung im Bereich der Bahnsteige nicht gelungen. „Wir haben uns das anders vorgestellt: Die optische und bauliche Qualität ist nicht befriedigend. So ist das nicht in Ordnung”, sagte Gabriele Schlott, Leiterin Kommunikation Personenbahnhöfe von der Deutschen Bahn. Man wisse allerdings nicht, ob die aufgetauchten Mängel von der Bauausführung oder von der schlechten Qualität des Materials verursacht worden sind.
Gutachter beauftragt
Die Bahn hat daher nach ihren Angaben einen Gutachter beauftragt, der nun klären soll, wer an der mangelhaften Billiglösung auf den Bahnsteigen Schuld hat. Dabei will die Bahn offensichtlich erreichen, dass die beauftragten Handwerksfirmen die Bahnsteig-Beläge nachbessern müssen.
Beim Umbau des Bahnhofs, der vom Bund mit 32 Millionen Euro, vom Land mit 5,1 Millionen Euro und von der Bahn mit 16,7 Millionen Euro bezahlt wird, ist die bisherige Pflasterung der Bahnsteige durch einfachen Gussasphalt ersetzt worden. Dieser weist jedoch schon Kuhlen auf, in denen sich bei Regen schnell Pfützen sammeln. Zudem sind Anschlüsse der Teerfelder sowie Kabel-Laufstrecken deutlich zu sehen. Schon in den ersten Wochen hatten sich auch noch hässliche Flecken, offensichtlich von verschütteten Getränken und Essensresten, auf dem neuen Asphaltboden angesammelt, die sich nicht mehr entfernen lassen.
Schlott versicherte, es seien schon viele Bahnsteige mit Gussasphalt versehen worden - stets in besserer Qualität und mit zufriedenstellenderem Aussehen als in Essen.
Immer billig ist nicht immer gut
Stadt-Planungsdezernent Hans-Jürgen Best sieht den Fehler bei der Bahn: „Sie nimmt in der Regel stets den billigsten Anbieter, nicht denjenigen, dessen Leistung den Preis wert ist.”
Derweil ist der Arbeitskreis Essen 2010 mit seinen Beschwerden bei politisch Verantwortlichen im Bund und im Land von Mai/Juni 2009 über die dürftige Gestaltung des Hauptbahnhofs noch nicht weitergekommen. Weder habe sich der Petitionsausschuss noch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) beim Arbeitskreis gemeldet, reagiert Sprecher Axel Wiesener enttäuscht. Zuletzt hatte Rüttgers im Herbst 2008 über seinen Staatskanzleichef Karsten Beneke fehlende Handlungsmöglichkeiten eingeräumt: „Was die konkreten Ausbaupläne im Hauptbahnhof anbelangt, können weder das Land noch die Stadt Essen maßgeblich Einfluss nehmen.”
Positiv: Der Umbau liegt laut Bahn genau im Zeitplan. Die Eröffnung des renovierten Hauptbahnhofs ist wie geplant Ende des Jahres - ein Weihnachtsgeschenk an Essen.