Essen. Der Standort Essen bekommt schlechte Noten vom Makler-Verband. „Dortmund hat Essen überholt", stellt der Verband fest. Das Einkaufszentrum am Limbecker Platz werde nur mittelprächtig angenommen. Das Angebot sei unzureichend und halte einem Vergleich mit dem Centro nicht stand.

„In Essen herrscht die mit Abstand größte Verunsicherung" - deutliche Worte fand gestern Randolph Calderonie von der Makler Region Ruhrgebiet des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) zur heimischen Entwicklung für Büroräume und Ladenlokale: „Dortmund hat Essen kontinuierlich überholt". Und er verband diese kritische Einschätzung mit einer aktuellen Bewertung des Einzelhandelsstandortes Essen.

Das Einkaufszentrum am Limbecker Platz, so Calderoni, werde „nur mittelprächtig angenommen". Es sei ein Fehler gewesen, das Zentrum bereits nach dem ersten Bauabschnitt zu eröffnen. Das Parkplatz- und Gastronomieangebot sei unzureichend und halte einem Vergleich mit dem Centro nicht stand: „Die Leute wollen draußen sitzen." Deshalb gebe es am Limbecker Platz auch eine geringe Verweildauer von unter eineinhalb Stunden, im Centro betrage sie über drei Stunden. Am Limbecker Platz gebe es „zu viele Sehleute, die keine Tüte in der Hand halten". Einige hochwertige Läden des ersten Bauabschnitts im ersten Obergeschoss mit 100 bis 150 Quadratmetern Fläche hätten bereits jetzt Probleme.

"Limbecker Straße extrem unattraktiv geworden"

Der IVD-Sprecher weiter: „Die alte Essener Achse zwischen Hauptbahnhof und Karstadt funktioniert nicht mehr. Auch die Limbecker Straße ist extrem unattraktiv geworden." Wie es um die Essener Immobilienmieten steht, verdeutliche auch das Beispiel des Baedeker-Hauses mit dem Wechsel von Lederwaren Langhardt auf den Hemdenhersteller Walbusch: „Früher wurde hier eine Monatsmiete von über 20 000 Euro erzielt, jetzt sind es unter 15 000, das ist ein Einbruch von 30 Prozent." Borbeck, befürchtet Calderoni, „wird ohne Hertie den Bach 'runtergehen". Das City-Center habe „immer funktioniert" und werde seinen Stellenwert behalten.

„Die Finanzkrise ist bei uns noch nicht angekommen", bilanzierte der IVD-Vorsitzende Ralph Pass: „Die Zeit ist günstig, jetzt in Immobilien zu investieren." Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten in vielen Bereichen des Einzelhandels- und Dienstleistungsgewerbes zeige sich die preisliche Entwicklung auf dem Markt für Gewerbe-Immobilien stabil. „Allerdings", ergänzte Christian Hansmann, „werden viele Mietverträge nur noch für drei bis fünf Jahre abgeschlossen."

Sinkende Büromieten

Während die Büro- und Ladenmieten sich in den meisten Städten zum Vorjahr nicht veränderten, verzeichneten Bonn und Düsseldorf Zuwächse, in Düsseldorf kam es in guten und mittelguten Lagen sogar zu einem Zuwachs von 18 Prozent. In Essen sank die durchschnittliche Büromiete um acht Prozent auf 5,50 Euro je Quadratmeter. Ein ähnliches Bild ergab sich bei den Ladenmieten. Hier zahlt man 220 Euro in den Top-Lagen Düsseldorfs. In Essens besten Lagen liegt der Wert bei 130 Euro, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Das Einkaufszentrum am Limbecker Platz werde nur mittelprächtig angenommen, meint der Makler-Verband. Foto: Georg Lukas