Essen. Wegen der Baustelle am Limbecker Platz und an der Friedrich-Ebert-Straße kämpfen die Händler dort ums Überleben. „Wir gehen hier alle pleite”, sagt ein Laden-Betreiber stellvertretend für die anderen.

Es ist eine bunte Laden-Welt in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Einkaufszentrums am Limbecker Platz. Aber diese Welt ist in Unordnung geraten, seit der Umbau der Friedrich-Ebert-Straße vor ihren Haustüren nicht nur für Staub und Lärm, sondern für nackte Existenzangst sorgt: „Wir gehen hier alle pleite”, sagt ein Laden-Betreiber stellvertretend für die anderen.

Gestern Mittag bei einer mehr oder weniger spontan einberufenen Krisenversammlung der Anrainer im Cafe´ Perfekt: Hier schmecken der griechische Mocca und Kuchen, „und früher war es hier so voll wie bei Mc Donald's”, sagt Inhaber Makis Vogiatzidakis. Jetzt fühlen sie sich wie abgeschnitten. Hussein Ali vom Andalos Grill ergänzt: „Die Leute kommen hier nicht mehr rein und nicht mehr raus. Sie scheuen die großen Umwege, die Parkplätze vor der Tür sind weggefallen. Man erlaubt ihnen ein kurzes Anhalten vor der Ladentür nicht. Vor allem ältere Leute machen einen Bogen um die Baustelle.” Hussein Ali hat seine Preise drastisch gesenkt: Hähnchen-Döner und Falafel gibt's bei ihm jetzt für zwei Euro einschließlich eines Getränkes, früher kosteten sie drei Euro: „Wir kommen nicht mehr über die Runden, was sollen wir machen?”

Der Betreiber des Jerusalem Marktes beklagt: „Der viele Staub zerstört meine Ware.” Und Bashar Al Daraju vom Friseur Almas sagt: „Wir sind doch hier angetreten mit den Parkplätzen vor der Tür, darauf haben wir uns verlassen.” Im Cafe´ Perfekt wurden die ersten Mitarbeiter entlassen: „Wir führen jetzt ein Buch darüber, welche Ware wir jeden Tag wegwerfen müssen, weil die Kunden ausbleiben.”

Frust und Enttäuschung

Rechtzeitig unterrichtet worden über das, was da auf sie zukomme, seien sie nicht: „Es gab eine Versammlung im Unperfekthaus. Da sind uns die Baupläne erläutert worden, aber es wurden keine Lösungen für uns aufgezeigt.” Es habe auch Versuche gegeben, mit der Stadt ins Gespräch zu kommen - ohne Reaktion. Bis Oktober werden die Bauarbeiten auf ihrer Straßenseite noch andauern, dann folgt die gegenüberliegende Seite. Die wenigen noch verbliebenen Kurzzeitparkplätze würden überdies von Bauarbeitern belegt.

Frust und Enttäuschung sind eingezogen in die Ladenlokale. Dabei hatte es die Stadt so gut gemeint: „Um den Bedürfnissen der Nutzer und Anlieger in angemessener Weise gerecht zu werden”, soll die Friedrich-Ebert-Straße ausgebaut werden. Die jeweils zweistreifigen Richtungsfahrbahnen werden auf 6,50 Meter, die Pkw-Stellplätze auf zwei Meter verbreitert. Schließlich werden auch die Gehwege auf 2,50 Meter ausgeweitet. Es geht auch um umfangreiche Kanalerneuerungs- und Umlegungsarbeiten für die Gas- und Wasserversorgung durch die Stadtwerke.

„Die Rohre seien hier verödet, hat man uns gesagt”, berichten die Geschäftsleute. Sie aber haben einen ganz anderen Verdacht: „Alles wird hier nur fürs neue Einkaufszen-trum getan.”

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