Essen. Handwerker können aufatmen: Die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) nehmen Styropor-Dämmplatten wieder an. Bei Dachdeckern stapelte sich der Müll bereits.

  • Entsorgungsbetriebe Essen nehmen Dämmplatten aus Styropor wieder an
  • Bei Dachdeckern stapelt sich der Styropor-Müll schon säckeweise
  • Privatleute werden Bau-Dämmstoffe erst später wieder los

Nach wochenlangem Chaos haben die Essener Entsorgungsbetriebe EBE nun eine Lösung gefunden, wie Handwerker Dämmplatten aus Styropor wieder entsorgen können. „Voraussichtlich ab 7. November können Betriebe mit der Abholung der Dämmstoff-Reste rechnen“, teilte eine Sprecherin der EBE mit. Für Privatleute wird es voraussichtlich jedoch erst Ende November wieder grünes Licht geben.

Seit Anfang Oktober hatte die EBE kein Styropor mehr angenommen, weil es seither als gefährlicher Abfall eingestuft ist und somit gesondert entsorgt werden muss. Das liegt am Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD), das bis 2014 in Styroporplatten steckte und als giftig für Gewässerorganismen wie Krebstiere oder Algen gilt. Die Platten wurden vor allem in Flachdächern verbaut.

Styropor-Reste stapeln sich auf Höfen und Baustellen

Seither stapeln sich auf Höfen und Baustellen von Dachdeckern die Styropor-Reste säckeweise. Der Essener Dachdeckermeister Andreas Hovestadt beispielsweise sitzt auf vier Tonnen Bauabfall durchmischt mit Styropor. Der Kompromiss, den die EBE jetzt als Lösung präsentiert, stellt ihn nicht zufrieden. Denn wenn er sich jetzt einen Behälter bei der EBE bestellt, dann muss er das Styropor erst sortieren und in kleine Stücke schreddern. „Das bedeutet Aufwand und Kosten“, sagt Hovestadt.

Essener Handwerker, die die EBE beauftragen, profitieren somit nicht vom jüngsten Erlass des NRW-Umweltministeriums. Das ließ übergangsweise Styropor wieder als Baumischabfall zu, wie es bis September gängige Praxis war. Einzige Bedingung: Der Volumenanteil des Styropors im angelieferten Müll dürfe 25 Prozent nicht überschreiten. In der Praxis erweise sich das aber als völlig realitätsfern, kritisiert Andreas Hovestadt. In seinem Bauschutt liegt der Styropor-Anteil stets viel höher.

EBE nimmt Styropor nicht als Baumischabfall an

Hinzu kommt: Die EBE nimmt anders als Entsorger in Nachbarstädten das Styropor erst gar nicht als Baumischabfall an – egal wie hoch der Anteil ist. Denn RWE als Betreiber des Müllofens in Karnap nehme nur noch reine Styropor-Chargen an und folgt somit nicht der Empfehlung des Umweltministeriums. „Wir sind derzeit gezwungen, intensiv nach Verbrennungsalternativen außerhalb von Essen für diese Kleinmengen zu schauen“, bestätigte die EBE-Sprecherin.

Offenbar lässt die EBE aber auch die reinen Styropor-Abfälle, die sie ab Montag wieder transportiert, nicht in Karnap verbrennen. Es heißt, dass sie diese nach Oberhausen schafft, wo der EBE-Mitgesellschaft Remondis einen Müllofen mitbetreibt. Die Verhandlungen mit RWE in Karnap laufen wohl noch. Es ist zu vermuten, dass beide Seiten auch um die Preise feilschen. Wie viel die EBE für die Tonne verlangt, will sie nicht sagen. Man habe aber eine wirtschaftlich vertretbare Lösung gefunden, heißt es.

Handwerker wie Hovestadt vermuten hinter dem jetzigen Chaos vor allem einen Preispoker auf Seiten der Müll-Verbrennungsanlagen-Betreiber. Er habe Angebote von bis zu 8000 Euro pro Tonne erhalten. Das wäre das 40-Fache im Vergleich zu Preisen vor dem 1. Oktober. Ob sich die Stapel auf Hove-stadts Baustelle bald abbauen lassen, ist noch unklar. Der Bauherr hat den Transport gestoppt, in der Hoffnung, dass sich die Preistreiberei irgendwann wieder beruhigt.

Privatleute müssen sich noch gedulden

Handwerker, die die EBE mit der Entsorgung beauftragen möchten, können sich ab sofort ein Angebot machen lassen:
854 28 88 oder per E-Mail unter container@ebe-essen.de. Allerdings kann es sein, dass es keine kurzfristigen Termine gibt, denn die EBE darf Styropor momentan nicht lagern, sondern muss das Material direkt zur Verbrennungsanlage fahren. Dort sind die Kapazitäten jedoch begrenzt.

Privatleute dürfen voraussichtlich ab Ende November (KW 48) direkt zum Recyclinghof Lierfeldstraße kommen, wenn sie etwa aus Renovierungsmaßnahmen Bau-Dämmstoffe in haushaltsüblichen Mengen abgeben möchten. Abgerechnet wird hier nach angeliefertem Volumen.

Verpackungen aus Styropor sind nicht betroffen. Sie müssen nach wie vor über die Gelbe Tonne entsorgt werden.