Essen-Südviertel. Das fünfköpfige Startup Calumia stattet T-Shirts mit LED-Technik aus. 441 Stück erstrahlen in 16 Millionen Farben. Ein Gespräch mit den Gründern.
Nicolaj Meß trägt ein unscheinbares schwarzes T-Shirt. „Hallo“ – einen Moment später begrüßt einen das Shirt. Leuchtende Schrift läuft von rechts nach links über die Brust des 25-Jährigen. Sekunden später leuchtet das Shirt in allen Farben des Regenbogens, pocht ein rotes Herz im Rhythmus des Pulsschlags. Über eine App auf dem Smartphone steuert Meß das T-Shirt. 441 Leuchtdioden, kurz LED, sind an der Innenseite des T-Shirts befestigt. Ein kleiner Controller versorgt diese mit Strom und kommuniziert über W-LAN mit dem Smartphone.
Auf dieser Idee haben Meß und seine vier Studienfreunde Daniel Spengler, Ruven Krull, Daniel Breuer und Angelina Hösl das Unternehmen Calumia aufgebaut. Mit 5000 Euro Startkapital gründeten die fünf im März die Firma. Die Idee ist schon älter. Bei einem Thailand-Urlaub mit seinen Eltern hat Nicolaj Meß die LED-T-Shirts zum ersten Mal gesehen. „Ich war total fasziniert“, erinnert sich der heutige Geschäftsführer, der die strategischen Entscheidungen trifft.
Individuelle Motive
Zurück Zuhause erzählt er seinen Freuden davon, sie beginnen zu tüfteln. „Wir haben mit ganz einfachen LED angefangen und von Hand gelötet“, sagt Ruven Krull (24). Im Team ist er das Bindeglied zwischen der Technik und Betriebswirtschaft. Harte Zeiten, denn das Team hatte sich viel vorgenommen. „Die T-Shirts sollten nicht nur ein Motiv anzeigen können, sondern individuell anpassbar sein mit Logos, Animationen und kleinen Zeichnungen“, erklärt Meß. Daniel Breuer, der Elektrotechnik studiert, programmierte eine App und baute einen Roboter, der die LED in T-Shirts einbaut. Zehn Stück hat das Startup schon produziert, mit dem Roboter sollen es zukünftig 60 im Monat sein.
Wer trägt die blinkenden Shirts? Aktuell vermietet Calumia die Shirts an Unternehmen zu Werbezwecken. Doch auch Anfragen von Privatpersonen, für Junggesellenabschiede zum Beispiel, seien schon eingegangen. „Doch aktuell gibt es eine Kluft zwischen dem, was die Privatkunden bereit wären zu zahlen und dem, was wir anbieten können“, sagt Meß. In Zukunft soll sich das ändern.
Startup will in Essen bleiben
Von der Geschäftsidee leben kann das Gründerteam noch nicht. Dennoch stecken alle viel Zeit und Energie in das Unternehmen, wuppen Studium, Nebenjob und eigene Firma. Oft sitzen sie nachts in ihrem Büro an der Rellinghauser Straße und arbeiten. „Man muss schon die Leidenschaft dafür haben, sonst macht man das nicht“, sagt Ruven Krull. Die fünf freuen sich darüber, dass die Startup-Szene wächst. Einen Grund, warum sie nach Düsseldorf oder Berlin wechseln sollten, sehen sie nicht. „Ganz ehrlich, warum nicht hier gründen?“, sagt Daniel Spengler, der sich um das Tagesgeschäft kümmert.
Der Großteil des Teams ist in Essen aufgewachsen, hat im Ruhrgebiet studiert. „Wir merken, dass sich etwas tut“, so Spengler. Netzwerktreffen finden statt, Veranstaltungen, bei denen Ideen vorgestellt werden können, Büros werden günstig angeboten. Dennoch sei der Anfang schwer. „Man wird nicht abgeholt“, sagt Spengler. Er vermisse eine erste Anlaufstelle für Jungunternehmer. Es sei schade, wenn Gründer die Stadt verlassen, weil sie anderswo mehr Unterstützung erhalten.