Essen. . Essens prominentester AfD-Mann, Ex-Sozialdemokrat Guido Reil,wurde bei Markus Lanz in die Zange genommen – und lobte im ZDF Angela Merkel.

Ist es eine Talkshow oder nicht doch eine Therapiesitzung? Das fragt man sich bei Markus Lanz ja öfter. Am Dienstagabend war es wieder soweit, Essens prominentester AfD-Mann, Ex-Sozialdemokrat Guido Reil, spielte im ZDF einmal mehr seine liebgewonnene Rolle als einfacher Junge aus Karnap, der seinen mittlerweile etwas ermüdenden Mix zur Flüchtlingskrise zum Besten gab.

Ermüdend deshalb, weil Reil keine Diskussionen führt, sondern Thesen in den Raum stellt, die nicht alle falsch, aber fast durchgehend unvollständig und übertrieben sind. Sätze wie „Es geht hier um Zuwanderung in unsere Sozialsysteme und um nichts anderes“ bringen zuverlässig sofort die andere Seite auf den Baum, die mit der Schauspielerin Renan Demirkan, „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt und Lanz gleich im Dreierbund antrat. Reil wurde in die Zange genommen, wobei vor allem Demirkan („Schätzelein, das stimmt doch einfach nicht“) mehrfach fassungslos ihre Verzweiflung kundtat, als ob sie mit einem Kind spräche. Reil blieb die Antwort nicht schuldig: „Doch, stimmt wohl.“ Poschardt meinte, zwei Reils zu kennen: einen hinter der Bühne, der nicht übel sei, und einen auf der Bühne. „Sie wollen einen Listenplatz in NRW. Und dafür müssen sie hier den Hardliner rausholen.“

Als sich Guido Reil mit Whiskey betrunken hat

Da mag was dran sein, ansonsten aber bekam diese Talkshow-Besatzung das Thema nicht in den Griff, was beileibe nicht nur die Schuld von Reil war. Poschardt gelang das Kunststück zu bedauern, dass man bei derartigen Sitzungen immer wieder zu dritt, viert, fünft auf AfD’ler einrede, was ganz falsch sei. Dann begann er allerdings auf Reil einzureden, was erwartungsgemäß ohne Erfolg blieb.

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Nachdem auch Lanz mehrfach bekundete, er nehme eine andere Realität wahr als Reil, vernahm man erleichtert seine Abmoderation. Diese war verbunden mit dem Versprechen an den politischen Patienten – oder war’s eine Drohung? –, man werde das Gespräch mit ihm zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen.

In Erinnerung bleibt ein kleiner Einblick, den Reil in sein Privatleben gewährte: „Als ich den Satz ,Wir schaffen das’ zum ersten Mal gehört und dann im Fernsehen die Bilder von den Flüchtlingen gesehen habe, habe ich mir eine Flasche Whiskey geholt und mich betrunken.“

Wenn AfD-Mann Guido Reil Kanzlerin Merkel lobt

Schließlich gab’s noch ein schönes Lob für Angela Merkel im Malocherjargon: „Die Frau ist der einzige Mann in der Regierung; die hat Eier und hat wenigstens eine Linie, davor habe ich Respekt.“ Mehr kann die Kanzlerin von einem AfD-Mann wirklich nicht erwarten.