Essen. Die Wohnsitzauflage zwingt Flüchtlinge, die schon in Essen wohnen, die Stadt zu verlassen. Am Freitag demonstrierten Betroffene vorm Ausländeramt.
- Flüchtlinge demonstrieren gegen neue Wohnsitzauflage vor dem Ausländeramt
- Nicht angemeldete Asylbewerber müssen in Bundesländer zurück, denen sie zuerst zugewiesen waren
- Es müsse in Essen zumindest eine Härtefall-Regelung geben, fordert Inka Jatta von Pro Asyl
Ihren Protest gegen die neue Wohnsitzauflage haben am Freitag etliche Flüchtlinge vor dem Ausländeramt an der Schederhofstraße bekundet.
Wie berichtet, schickt die Stadt anerkannte Asylbewerber, die sich nicht bis spätestens 6. August hier angemeldet haben, in die Bundesländer zurück, denen sie zunächst zugewiesen waren. „Bei uns haben sich über 100 Betroffene gemeldet, die im Mai, Juni, Juli nach Essen gekommen sind, eine Wohnung bezogen haben, deren Kinder oft schon die Schule besuchen – und die nun umziehen sollen“, berichtet der Vorsitzende des Syrisch-deutschen Fördervereins, Ahmad Hmedi, der zu der Demo aufgerufen hatte.
Die Menschen sind verzweifelt
Den Betroffenen werde zum Verhängnis, dass das überlastete Ausländeramt sie nicht sofort anmeldet, sondern Termine im August oder September vergeben hat. „Wenn sie die wahrnehmen, werden sie wegen der neuen Rechtslage nicht mehr angemeldet und erhalten kein Geld vom Jobcenter. Die sind verzweifelt.“
So geht es Saaed Manzalawi, der am 1. August aus Wildeshausen zuzog – mit Okay der Behörden. Sein Bruder hat ihm eine Wohnung in Essen besorgt, sein Sohn sollte am 27. September erfahren, welche Schule er hier besuchen kann. „Aber als ich am 18. August zum Termin im Ausländeramt ging, wies man mich ab; nun bekomme ich keine Sozialleistungen. Meine Familie hält uns über Wasser.“
Es müsse hier zumindest eine Härtefall-Regelung geben, fordert Inka Jatta von Pro Asyl: „Für die Betroffenen ist es eine Katastrophe, dass das Integrationsgesetz rückwirkend angewendet werden kann.“