Essen. Ab sofort ist das Informationszimmer der Essener Behörde dicht. Jetzt gibt’s Termine nur noch über Fernkontakt. Das soll Warteschlangen verhindern.
- Ordnungsdezernent: „Es drohte zu eskalieren“
- Abhilfe soll nun auf der Basis eines Sicherheitskonzepts erarbeitet werden
- Die Ausländerbehörde soll bald eine Etage mehr nutzen können
Lange Warteschlangen bereits am frühen Morgen vor den Öffnungszeiten und eine aufgeheizte Stimmung von zu vielen Menschen in einem zu kleinen Raum, kaum dass sich die Türen der Ausländerbehörde geöffnet haben. Tag für Tag trafen im Westviertel dutzendfach Ungeduld und Missmut auf eine seit Monaten angespannte Personallage – die Überlastung des städtischen Amts an der Schederhofstraße hat durch den Flüchtlingsandrang zuletzt offenbar zu zunehmend brisanten Situationen und Auseinandersetzungen zwischen Kunden und Mitarbeitern geführt. Jetzt hat Ordnungsdezernent Christian Kromberg die Reißleine gezogen, weil er die Sicherheit nicht mehr gewährleistet sah. Selbst von Messern und Beilen, die mit zum Amt gebracht wurden, ist mittlerweile die Rede.
Das hat nun Konsequenzen: Ab morgen wird das Informationszimmer der Behörde, bislang vorrangiger Grund für den Massenandrang, kurzerhand bis auf weiteres geschlossen. Vorsprachen ohne Termin sind ab diesem Freitag und auf absehbare Zeit nur noch für Einbürgerungen und die Abgabe von Verpflichtungserklärungen möglich. Für alle anderen Fälle muss ein Termin vereinbart werden, entweder telefonisch oder über E-Mail, teilte die Stadt jetzt mit.
Ordnungsdezernent: „Es drohte zu eskalieren.“
Das eingedampfte Angebot soll helfen, ein Szenario zu beenden, das zuletzt für alle Beteiligten unerträglich war (wir berichteten). Kromberg ist bewusst, „dass das keine Lösung sein kann. Ich musste schnell den Druck aus der Situation rausnehmen. Es drohte zu eskalieren.“
Zur Entspannung trug in den vergangenen Monate nicht gerade bei, dass die Flüchtlinge, die teils ab drei Uhr morgens vor den verschlossenen Türen campierten, schließlich selbst das Heft des Handelns in die Hand nahmen. Sie fertigten eigene Ankunftslisten an, nach denen die 50 Wartenummern vergeben wurden, bevor das Amt um 8 Uhr öffnete. Das führte regelmäßig zu Beschwerden und auch Streit.
Auch erste Etage soll nutzbar werden
Abhilfe soll nun auf der Basis eines externen Sicherheitskonzepts erarbeitet werden und nicht allzu lange auf sich warten lassen. „Wir wollen baulich und personell nachbessern“, so der Ordnungsdezernent auf Nachfrage. Was das im Detail bedeutet, wird in der kommenden Woche festgezurrt. Fest steht aber schon jetzt: 15 neue Mitarbeiter sollen für möglichst schnelle Entlastung sorgen, weitere sechs kommen dazu. Man könne in einer Behörde, die Spezialrecht umsetzt, nicht zu viel Personal auf einmal damit belasten, die „Neuen“ auszubilden und an die Hand zu nehmen. „Dann produziere ich eine neue Delle im Arbeitsablauf“, sagt Kromberg.
Zudem hofft der Ordnungsdezernent, dass die Ausländerbehörde bald auch die erste Etage des Gebäudes an der Schederhofstraße nutzen kann, um merklich mehr Platz zu haben und die Kundenströme besser kanalisieren zu können. Das dort noch ansässige Amt für Straßen und Verkehr müsste sich eine neue Bleibe suchen. Der Mietvertrag für das gesamte Gebäude ist gerade erst um weitere fünf Jahre verlängert worden.
Und da man einmal dabei ist, soll an den Außenfenstern des Gebäude ein effektiver Wärmeschutz angebracht werden. Hilft auch gegen eine aufgeheizte Atmosphäre.