Essen. . Bei der Führung durch die Stauder-Brauerei gibt es genug Gelegenheiten, das Essener Bier zu testen. Hefestamm ist das Heiligtum der Pilsmacher.

Eines passiert bei der Führung durch das Essener Unternehmen garantiert nicht: Keinem der 20 Leser wird die Kehle trocken. Kein Wunder – geht es doch durch die Produktionshallen der Stauder-Brauerei. „Ein Familienunternehmen durch und durch“, wie Thomas Stauder bei der Begrüßung zum Start der Führung versichert. Zusammen mit seinem Cousin Axel Stauder leitet er den Betrieb. Die Cousins führen das Unternehmen in der sechsten Generation.

Die Leitung der Besuchergruppe überlässt er an diesem Tag jedoch einem anderen: Wolfgang Döbel, einer von sechs Moderatoren, die Stauder eigens für die Besichtigungen anlernt. Fünf bis sechs Touren leitet Döbel im Schnitt pro Monat. Er kennt jeden Winkel der Brauerei – und sorgt für den richtigen Fluss an Bier und antialkoholischen Getränken.

Wie aus Hopfen, Malz und Wasser ein Pilsbier wird

Die erste Runde gibt es beim Filmchen im hauseigenen Museum. Die Flaschen ploppen auf. „Die Sammelkorken nehme ich“, sagt einer der Leser schnell. Döbel: „Das sagen sie alle.“ Ein anderer Leser zwei Reihen weiter hinten: „Das werden doch auch immer weniger.“ Döbel: „Stimmt nicht, das ist ganz sicher immer der gleiche Anteil.“ An diesem Nachmittag wohl nicht endgültig zu klären. Was jedoch zu klären ist: Wie aus Hopfen, Malz und Wasser ein Pilsbier wird. Auf der Leinwand läuft eine kurze Einführung in die Geheimnisse des Bierbrauens. Das Reinheitsgebot ist das älteste Lebensmittelgesetz der Welt, das noch in Kraft ist, heißt es in dem Film. Bier – das heißt Tradition in Deutschland.

Tradition, die sich bei Stauder auch im Sudhaus mit den riesigen Maischekesseln aus Kupfer widerspiegelt. Der Optik der Kontrollterminals ist anzusehen, dass sie ihre Arbeit nicht seit gestern verrichten. Stauder ist ein Essener Urgestein. Seit 1867 wird hier gebraut.

Pro Stunde 30.000 Flaschen befüllt

Hinter einer der nächsten Türen lagert das Heiligtum einer jeden Brauerei: der eigene Hefestamm. Diese Pforte bleibt verschlossen. „Wäre nicht gut, wenn wir den verlieren“, sagt Wolfgang Döbel. Die Hefe macht aus dem Malzzucker Alkohol und Kohlensäure. „Bleibt sie also aus dem alkoholfreien Bier raus?“, fragt ein Leser. „Nein“, antwortet der Fachmann. „Es bleibt beim normalen Vorgang und am Ende wird der Alkohol entzogen.“

Davon, ob das richtig klappt, kann sich der Trupp wenig später erneut überzeugen. Beim Zwischenstopp zur Erfrischung gibt es natürlich auch das Bier mit null Prozent Alkohol.

Danach geht es in die Abfüllanlage. Dort werden pro Stunde 30 000 Flaschen befüllt. Gerade stehen Flaschen mit Malzbier, dem Bier-Ersatz-Getränk für Kinder, Schlange, um ihre Etiketten zu bekommen. Auch das steht zum abschließenden Essen parat. Wer ohne Auto gekommen ist, nimmt aber lieber das Original. Diesmal frisch gezapft. Da kommt auch kein Streit wegen der Kronkorken auf.